Stararchitekt plädiert für totale Privatisierung der Städte und absolute Freiheit von staatlichen Regeln

London, 11. Juni 2017 (ADN). Der Chef des Architekurbüros Zaha Hadid. Patrik Schumacher, fordert die Privatisierung der Städte und absolute Freiheit von staatlichen Regeln. Warum und wie das en Detail aussehen soll, darüber gibt der Nachfolger der im März 2016 verstorbenen prominenten Architektin Zaha Hadid in einem Interview mit der Zeitung „Handelsblatt“ Auskunft, das in deren Wochenendausgabe veröffentlicht ist.

Die als libertärer Paukenschlag gewertete Forderung hatte kürzlich bereits auf dem World Architecture Festival in Berlin wie eine Bombe eingeschlagen. Im Publikum herrschte Fassungslosigkeit, nachdem Schumacher sich vehement dafür eingesetzt hatte, Sozialwohnungen abzuschaffen, Straßen zu privatisieren und Bauvorschriften zu streichen. „Nur weil einer viele Jahre in einem Viertel wohnt, genießt er kein Recht, dort für immer zu bleiben“, sagte er in aller sozialen Radikalität. Seine Thesen sind so steil, dass bereits vor dem Londoner Büro der Städtebauer Demonstrationen stattfanden. Zuspruch bekommt der Stararchitekt dennoch. Kaum aus Europa, aber aus Indien und China kommen positive Reaktionen. Was die Marktwirtschaft im Städtebau erreichen kann, lässt sich nach den Worten des Architekten an Honkong sehen. Das sei ein Bekenntnis zur Verdichtung. „In der Zukunft werden wir viel mehr kleine Studios in der Stadt brauchen. Das wird heute massiv von den Stadtplanern blockiert“, poltert er in aller Offenheit gegenüber seinen Berufskollegen. Hinzu komme die absurde Einteilung der Böden nach Nutzungsart. Das verknappe den Wohnraum unnötig und führe dazu, dass der Boden für ein Wohngebäude in London vier mal so viel kostet wie für ein Büro.

Den Vorwurf, er sei als ehemaliger Marxist in eine völlig entgegengesetzte Position konvertiert, wehrte Schumacher mit bemerkenswerten Sätzen ab: „Marx hat sehr genau analysiert, wie der freie Markt die Produktivkräfte einer Gesellschaft entfesselt. Wir laufen gerade Gefahr, diese Produktivkräfte durch eine Flut von Vorschriften zu lähmen. In der Marx’schen Utopie des Kommunismus tritt an die Stelle des Marktes ja nicht die staatliche Bürokratie. Der Staat stirbt vielmehr ab und ermöglicht eine Gesellschaft wirklich freier Menschen, die alles Wesentliche in selbstbestimmten Prozessen miteinmander aushandeln. ++ (st/mgn/11.06.17 – 163)

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Berlins illusorische Prognosen für 2025

Berlin, 25. Mai 2017 (ADN). Zum Himmelfahrtstag schwebt Berlin wieder einmal im siebenten Himmel – der Illusionen. Die „Berliner Zeitung“ wagt in einer Sonderbeilage eine Prognose, wie die Stadt im Jahr 2025 wohl aussehen könnte. Absichtsvoll hat man einen überschaubaren, nur acht Jahre umfassenden Zeitraum ausgewählt. Dennoch wird vorsichtshalber vorausgeschickt, dass alles ganz anders ausgehen könnte. Befragt werden Prominente, Politiker und Experten zum Städtebau, zum städtischen Verkehr und anderen urbanen Sektoren.

Als besonders zäh und veränderungsresistent dürfte sich nach den Voraussagen der Politikbetrieb erweisen. Vieles spreche dafür, dass die Beharrungskräfte im politischen System noch größer sind als in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Dazu wird Günter Grass aus dem Jahr 1972 zitiert: „Der Fortschritt ist eine Schnecke.“++ (bl/mgn/25.05.17 – 146)

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Trotz Wohnungsnot Massenabriss von DDR-Plattenbauten – Hamburg beim Einquartieren von Flüchtlingen besonders fix

Leipzig/Hamburg, 13. November 2015 (ADN). Der Stadtstaat Hamburg gehört zu den Bundesländern, die beim Unterbringen der Flüchtlingsströme am kreativsten sind und am schnellsten reagieren. Diese Einschätzung trifft der Bauexperte Roland Müssig am Freitag in Leipzig bei einer von dem Generalprojektierungsunternehmen Drees & Sommer organisierten Veranstaltung über aktuelle Brennpunkte in Städtebau und Bauplanung. Müssig betreut als Projektpartner des bundesweit und international tätigen Planungsbüro in der Hansestadt 15 Standorte für das kurzfristige Einquartieren von jeweils rund 200 Flüchtlingen. Er ist zuversichtlich, dass bis 2016 die Quartiere für bis zu 40.000 nach dem Königsberger Schlüssel auf die Stadt entfallenden Flüchtlinge fertiggestellt werden.  Bis Ende dieses Jahres würden bereits bis zu 30.000 Menschen in Hamburg ein sicheres und warmes Obdach gefunden haben. Dennoch handle es sich um spartanische Wohn- und Lebensverhältnisse. Die Mindestausstattung bestehe pro Person aus einem Bett, einem Schrank und einem Stuhl. Waschmaschinen und Wäschetrockner seien für eine gesamte Hausgemeinschaft nutzbar. Die Hafenstadt Hamburg beschaffe nach dem Prinzip „Vorausschauend Denken und gleichzeitig Handeln“ sehr zügig angemessenen Wohnraum für die Schutzsuchenden und das ausschließlich auf innerstädtischen Bauplätzen, nicht an der städtischen Peripherie. Je nach Ortslage gehe es dabei um massiven Wohnungsbau zum Beispiel binnen zehn Monaten, um die kurzfristige Errichtung von Containersiedlungen oder um die sofortige Umgestaltung von Bestandsgebäuden. So sei in der Hamburger Weddestraße eine alte leerstehende Schule umgebaut worden. Aus ehemaligen Klassenzimmern entstanden Räume für jeweils acht Personen, in die Küchen integriert worden sind. Beim Aufstellen von  Containerunterkünften werde darauf geachtet, dass kleinteilige soziale durch Hecken und Sträucher aufgelockerte Siedlungsstrukturen ein Mindestmaß an Individualität garantieren. Bei einem durchschnittlichen Kostenvergleich pro Jahr und Person unterschreite eine Unterkunft im Container mit rund 8.400 Euro einen Hotelplatz mit etwa 9.125 Euro deutlich. Allerdings koste mit rund 3.300 Euro die Nutzung einer Mietwohnung noch weit weniger. Jedoch herrsche diesbezüglich enormer Mangel.

In der regen Diskussion klang äußerstes Unverständnis darüber an, warum trotz der durch die massiven Flüchtlingsströme zusätzlich angeheizten Wohnungsnot die zu DDR-Zeiten in Plattenbauweise errichteten Gebäude weiter massenweise abgerissen werden und diese Wohnraum-Liquidierung auch noch finanziell aus der Staatskasse subventioniert wird. Die Stadt Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), deren Bevölkerung in den vergangenen 25 Jahren rasant von rund 95.000 auf 65.000 Einwohner gesunken ist, hat diesem Abriss-Irrsinn angesichts der aktuellen Lage ein sofortiges Ende gesetzt, berichtete Dr.-Ing. arch. Jutta Eckelt, Inhaberin des dort ansässigen CREATIV Architekturbüros. ++ (ba/mgn/13.11.15 – 308)

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Zerfallende Grundwerte: Enteignung und Hausfriedensbruch werden wohnungspolitischer Alltag

Berlin, 7. November 2015 (ADN). In der Krise werden bürgerliche Politiker zu Radikalen. Bürgerliche Sozialdemokraten wie Michael Müller in Berlin und Olaf Scholz in Hamburg machen in ihren Städten die Beschlagnahmung von Eigentum möglich, um Flüchtlinge unterzubringen. So kommentiert die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ am Sonnabend den abrupten Niedergang permanent gerühmter gesellschaftlicher Grundwerte. Auch in weniger großen Städten sehe die Politik keine andere Möglichkeit als den staatlichen Zugriff auf privates Eigentum. Sie begründe das mit der Verpflichtung, Flüchtlinge vor der Obdachlosigkeit zu schützen und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.

Der Kommentator kommt zu düsteren Schlüssen, deren Realitätsbezug dennoch nicht zu leugnen ist: „Vertrauen wird erst erschüttert, dann zerfällt es. Der Berliner Vorstoß zeigt vermutlich, wohin die Politik in Deutschland tendiert: Notfalls sollen Polizisten oder Behördenbedienstete prüfen können, wie leer eine Wohnung oder ein Haus denn ist. Wer das für eine Zwangsmaßnahme auf Kosten von Immobilienspekulanten oder Ferienwohnungsvermietern hält, könnte sich täuschen. Wenn Behörden Wohnungstüren öffnen dürfen, um Leerstand zu ermitteln, Elend zu vermeiden und die Ordnung aufrechtzuerhalten, werden sie später vielleicht prüfen, wie viele Zimmer so eine Berliner Familie – oder ein Single ? – für sich nutzt. ‚Die Wohnung ist unverletztlich‘ heißt es im Grundgesetz. Auch das ist Bestandteil der staatlichen Ordnung.“

Enteignung und Hausfriedensbruch werden offenbar zum wohnungspolitischen Alltag. Im Ernstfall besteht das Grundgesetz den Härtetest nicht. Das Land gerät aus den Fugen, denn das Vermutete ist in Wahrheit längst in vollem Gange. Das wird nur verschwiegen. Wer reden will, bekommt einen Maulkorb oder Schlimmeres verpasst. Der Rechtsstaat geht in die Binsen. ++ (vf/mgn/07.11.15 – 302)

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