Bolzano, 21. April 2016 (ADN). In Bozen, Brixen, Sterzing, Meran oder Eppan glauben sie nämlich, dass es etwas ganz anderes ist, ob man den Brenner ins Visier nimmt – oder Spielfeld an der slowenischen Grenze. Denn hier geht es um die Nabelschnur in die alte Heimat. In Deutschland hat man vielleicht schon vergessen, das ganz Tirol, von Kufstein bis Salurn – 550 Jahre lang habsburgisch und deutschsprachig – , nach dem Ersten Weltkrieg geteilt, dass Südtirol Italien zugeschlagen und unter den Faschisten mit Macht italienisiert wurde“. So beschreibt die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Donnerstag die derzeitige Situation in der Grenzregion zwischen Österreich und Italien. Ein trennender Zaun droht sich derzeit an dem wichtigen Verkehrspunkt zu senken. Österreich wolle den Brenner „im Extremfall“ dichtmachen, sollten zu viele Flüchtlinge kommen. Auf einer ganzen Seite erkundet die SZ eine seit langem gespaltene Region. In der Ortschaft Matrei werde von einer chinesischen Lösung geträumt. Ein Spaßvogel habe eine Fotomontage gebastelt, auf der sich die chinesische Mauer, turmhoch und gewaltig, quer über den Brenner zieht – vom Bergmassiv im Westen quer durch die schmale Talsohle, über Autobahn, Bundesstraße und Gleise, und am Ostmassiv hinauf. „So muss man das machen, so muss man die Mongolen abwehren“, tut ein unbekannter Rufer kund.
„Ein paar Hundert Meter oberhalb des Ortes rasen die Autos über die Brenner-Autobahn. Demnächst müssen die Fahrer Richtung Norden am kleinen Ort Brenner wohl vom sechsten in den zweiten Gang hinunter schalten. Denn wenn die Österreicher in wenigen Wochen an der Schengen-Grenze mit ihren strengen Kontrollen beginnen sollten, weil sie den Italienern ebenso misstrauen wie die Väter im Matreier Rathaus, dann hat es sich ausgerast“, meint die SZ. Die Rückkehr zum Nationalstaat steht vor der Tür, nicht nur an der Nahtstelle zwischen Österreich und Italien. ++ (mi/mgn/21.04.16 – 111)
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