Digitalisierung am Bau in phlegmatischem Schrittmaß

Stuttgart, 20. Dezember 2018 (ADN). Trotzdem die Zukunft der Bau- und Immobilienwirtschaft digital sein wird, laufen die heutigen Bauprojekte nach wie vor weitgehend analog ab. Darin waren sich die rund 70 Teilnehmer einer Blitzumfrage einig, die sich auf der diesjährigen „Expo Vision“, einer Veranstaltungsreihe des Stuttgarter Unternehmens Drees & Sommer – zur Diskussion über  neue Trends in der Bauwirtschaft und im Immobiliensektor zusammengefunden hatten. Wie das Unternehmen am Donnerstag über das zentrale Ergebnis der Befragung weiter mitteilte, liegen bei zwei von drei Veranstaltungsteilnehmern die jährlichen Investitionen ihrer Firmen in die Digitalisierung bei ein bis fünf Prozent des Umsatzes. Bei 27 Prozent beträgt der Anteil zwischen sechs und zehn Prozent. Bei mehr als jedem zehnten investiert die Firma in den digitalen Wandel mehr als zehn Prozent. Daraus sei zu schließen, dass die Branche in Sachen Digitalisierung nur langsam Fahrt aufnimmt.

Nach den Worten von Drees & Sommer-Vorstand Steffen Szeidl gibt es auf diesem Sektor eine einfache, aber sehr wesentliche Maxime: „Im Fokus muss immer der Mensch mit seinen Bedürfnissen stehen. Nur, wenn digitale Technologien für Investoren, Bauherrn und Gebäudenutzer einen echten Vorteil bringen, nachhaltig und nutzerfreundlich deren Erwartungen von morgen aufgreifen,  setzen sie sich durch. Digitale Transformation, Nachhaltigkeit und analoges Fachwissen müssen Hand in Hand gehen“. 

Aber auch Angst hemmt die Investitionsbereitschaft, heißt es in der Pressemitteilung. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten befürchten, dass digitalisierte Gebäude keinen ausreichenden Schutz vor Hacker-Angriffen aufweisen. Zudem lasse der Mangel an einheitlichen Standards, unzureichender Datenschutz und der Fachkräftemangel bei Planung, Bau und Betrieb der smarten Immobilien potentielle Investoren ebenfalls zögern. Auch das trägt zum phlegmatischen Schrittmaß in der Digitalisierung am Bau bei. ++ (ba/mgn/20.12.18 – 333)

http://www.adn46.wordpress.com, http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr.  101 v. 10.10.46

„Planungszelle“ auf Erfolgsspur

San Sebastian/Wuppertal, 8. Februar 2018 (ADN). Große und kleine kommunale oder überregionale Bauprojekte geraten in ziemlicher Regelmäßigkeit in die öffentliche Diskussion. Das zwischen den zahlreichen beteiligten Interessen- und Bürgergruppen artikulierte Für und Wider kann sogar zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen und Baukostensteigerungen führen. In Deutschland gibt es dazu viele wenig bekannte, aber auch sehr prominente Beispiele wie der Berliner Flughafen BER und der Bahnhof Stuttgart21. Um solche Projekte in ruhige Fahrwasser zu bringen und eine sinnvolle Bürgerbeteiligung und Mitsprache zu gewährleisten, hat Prof. Peter Dienel von der Bergischen Gesamtuniversität Wuppertal unter dem Stichwort „Planungszelle“ ein fast Wunder wirkendes Instrument entwickelt.

Seine ersten Karrieresprünge machte dieses Verfahren allerdings nicht in Deutschland, sondern in Spanien, Frankreich und Brasilien. Im spanischen Baskenland gelang es sogar mit dieser Methode, bei der Planung einer Autobahn zwischen San Sebastian und Vitoria die bewaffnete separatistische Bewegung Herri Batasuna friedlich zu stimmen und in das Planungsverfahren einzubeziehen. Erst nach den Erfolgen in diesen und weiteren lateinischsprachigen Ländern kehrte dieses demokratische Baubeteteilungsverfahren nach Deutschland zurück. Unspektakulär, aber höchst solide sorgte die „Planungszelle“ auf diese Weise für die zuverlässige Realisierung von Bauprojekten beispielsweise in Solingen und  anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Inzwischen bewährt sie sich nicht nur bei örtlichen und regionalen Vorhaben, sondern sogar auf europäischer Ebene. ++ (bw/mgn/08.02.18 – 039)

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Trotz Wohnungsnot Massenabriss von DDR-Plattenbauten – Hamburg beim Einquartieren von Flüchtlingen besonders fix

Leipzig/Hamburg, 13. November 2015 (ADN). Der Stadtstaat Hamburg gehört zu den Bundesländern, die beim Unterbringen der Flüchtlingsströme am kreativsten sind und am schnellsten reagieren. Diese Einschätzung trifft der Bauexperte Roland Müssig am Freitag in Leipzig bei einer von dem Generalprojektierungsunternehmen Drees & Sommer organisierten Veranstaltung über aktuelle Brennpunkte in Städtebau und Bauplanung. Müssig betreut als Projektpartner des bundesweit und international tätigen Planungsbüro in der Hansestadt 15 Standorte für das kurzfristige Einquartieren von jeweils rund 200 Flüchtlingen. Er ist zuversichtlich, dass bis 2016 die Quartiere für bis zu 40.000 nach dem Königsberger Schlüssel auf die Stadt entfallenden Flüchtlinge fertiggestellt werden.  Bis Ende dieses Jahres würden bereits bis zu 30.000 Menschen in Hamburg ein sicheres und warmes Obdach gefunden haben. Dennoch handle es sich um spartanische Wohn- und Lebensverhältnisse. Die Mindestausstattung bestehe pro Person aus einem Bett, einem Schrank und einem Stuhl. Waschmaschinen und Wäschetrockner seien für eine gesamte Hausgemeinschaft nutzbar. Die Hafenstadt Hamburg beschaffe nach dem Prinzip „Vorausschauend Denken und gleichzeitig Handeln“ sehr zügig angemessenen Wohnraum für die Schutzsuchenden und das ausschließlich auf innerstädtischen Bauplätzen, nicht an der städtischen Peripherie. Je nach Ortslage gehe es dabei um massiven Wohnungsbau zum Beispiel binnen zehn Monaten, um die kurzfristige Errichtung von Containersiedlungen oder um die sofortige Umgestaltung von Bestandsgebäuden. So sei in der Hamburger Weddestraße eine alte leerstehende Schule umgebaut worden. Aus ehemaligen Klassenzimmern entstanden Räume für jeweils acht Personen, in die Küchen integriert worden sind. Beim Aufstellen von  Containerunterkünften werde darauf geachtet, dass kleinteilige soziale durch Hecken und Sträucher aufgelockerte Siedlungsstrukturen ein Mindestmaß an Individualität garantieren. Bei einem durchschnittlichen Kostenvergleich pro Jahr und Person unterschreite eine Unterkunft im Container mit rund 8.400 Euro einen Hotelplatz mit etwa 9.125 Euro deutlich. Allerdings koste mit rund 3.300 Euro die Nutzung einer Mietwohnung noch weit weniger. Jedoch herrsche diesbezüglich enormer Mangel.

In der regen Diskussion klang äußerstes Unverständnis darüber an, warum trotz der durch die massiven Flüchtlingsströme zusätzlich angeheizten Wohnungsnot die zu DDR-Zeiten in Plattenbauweise errichteten Gebäude weiter massenweise abgerissen werden und diese Wohnraum-Liquidierung auch noch finanziell aus der Staatskasse subventioniert wird. Die Stadt Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), deren Bevölkerung in den vergangenen 25 Jahren rasant von rund 95.000 auf 65.000 Einwohner gesunken ist, hat diesem Abriss-Irrsinn angesichts der aktuellen Lage ein sofortiges Ende gesetzt, berichtete Dr.-Ing. arch. Jutta Eckelt, Inhaberin des dort ansässigen CREATIV Architekturbüros. ++ (ba/mgn/13.11.15 – 308)

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