Reichsgründung brachte Territorialfürsten Machtverlust

Düsseldorf, 17. Januar 2021 (ADN). „Im Kaiserreich stecken die Wurzeln der Demokratie, der Demokratie von Weimar, auch die Demokratie der Bundesrepublik drin.“ Das sagte der Historiker Christoph Nonn von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf am Sonntag im Deutschlandfunk. Allerdings wurzele dort auch der Nationalsozialismus. Deswegen sei das vor 150 Jahren gegründete Kaiserreich so umstritten.

Viele Teilnehmer der Zeremonie auf französischem Territorium in Versailles sind nach den Worten des Geschichtsforschers nicht begeistert gewesen, weil damit ein Verlust an Macht und Einluss einherging. Das betreffe beispielsweise die Württemberger und besonders die Bayern. ++ (hi/mgn/17.01.21 – 017)

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Vertrauen – ein kostbares und sensibles Gut

Leipzig, 22. März 2019 (ADN). Bei zu vielen Menschen ist Vertrauen gefährdet oder gar zerstört. Es ist oft ein langer Weg, es wieder zurückzugewinnen, damit Mitmenschlichkeit und Solidarität wieder blühen können. Diese Erkenntnis stand eingangs eines Gesprächsforums am Donnerstagabend in Leipzig, das vom Schweizer Psychiater Moritz Nestor einfühlsam und tiefgründig eingeletet wurde. Im Mittelpunkt seines Vortrags standen die Reminiszenzen einer 75jährigen Frau und ihrer Familie, deren Lebensweg von Württemberg nach Osteuropa nach Besarabien – ins heutige Moldawien – führte. Den geschichtlichen Hintergrund bildeten die Anwerbungen des russischen Zaren Alexander, der mit kostenlosem und zinsfreiem Land fleißige Deutsche auf seinen Territorien neu ansiedeln wollte. Es entstanden erst 24 Musterkolonien mit 9.000 Personen. Später vergößerte sich deren Zahl auf 150 Kolonien mit 93.000 Siedlern. Diverse Fluchten und Vertreibungen in den beiden Weltkriegen führten die Frau und ihre Mutter durch den Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn sowie nach Polen und zurück nach Deutschland. Trotz der kaum aushaltbaren Grausamkeiten, mit denen die Meschen konfrontiert wurden,  obsiegte letztendlich dennoch wieder die Menschlichkeit miteinander – sogar von Feind zu Feind.  ++ (ps/mgn/22.03.19 – 080)

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Irrweg der evangelischen Theologie – Deutsche Christen waren Gegner der Weimarer Republik

Leipzig, 14. November 2015 (ADN). Die Gegnerschaft zum neuen Parlamentarismus der Weimarer Republik und der Machtverlust der jeweiligen Landesfürsten, die bis 1919 gleichzeitig auch die Oberhäupter der evangelischen Landeskirchen in Deutschland waren, bereiteten den Boden für die Bewegung Deutscher Christen (DC). Wie der Kirchenhistoriker, Prof. Klaus Fitschen, am Freitagabend in Leipzig weiter ausführt, bekam die insbesondere in Thüringen sehr früh und massiv einsetzende neue Denkrichtung in der gesamten protestantischen Kirche Deutschlands vor genau 82 Jahren einen entscheidenden Impuls. Am 13. November 1933 wurde nämlich mit einer großen Propagandashow im Berliner Sportpalast die zweite deutsche Reformation angekündigt. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sollten der christlichen Lehre die jüdischen Wurzeln abgesprochen und entzogen werden. Um eine umfassende Germanisierung des christlichen Glaubens und der Theologie voranzutreiben und wissenschaftlich zu untermauern, wurde später Ende der 30er Jahre sogar ein „Entjudungsinstitut“ gegründet und in der thüringischen Stadt Eisenach installiert.

Zunächst aber bedienten sich die Deutschen Christen wesentlicher Inhalte aus dem Programm der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) von 1920 wie des schwammigen Begriffs des „positiven Christentums“, um die evangelische Kirche in die ideologische Spur der neuen Machthaber zu setzen und gleichzuschalten. Eine Schlüsselmaßnahme war dabei die Übernahme des sogenannten Arierparagraphen der Nationalsozialisten in die autonome Gesetzgebung der selbstverwalteten Kirchen. Damit wurde der Wechsel von einer Religion in eine andere entwertet und delegitimiert. „Juden blieben Juden, auch wenn sie sich taufen ließen“, so kennzeichnet Fitschen das hinterhältige Vorgehen. Da seinerzeit Kaiser und Könige als Führungsfiguren verschwunden waren, sollten außerdem neue Hierarchien eingerichtet werden, beispielsweise ein Reichsbischof. In der Person von Ludwig Müller trat ein solcher sogar auf die konfessionelle und politische Bühne, blieb letztlich jedoch weitgehend ohne größeren Einfluss. Allerdings stieß die DC-Anhängerschaft vor allem in Württemberg, Bayern und Hannover auf erheblichen Widerstand bei den Kirchenrepräsentanten, die dann den Pfarrernotbund bildeten und sich in der „Bekennenden Kirche“ zusammenfanden. Zudem wuchsen bei den Deutschen Christen die Reibungen und Auffassungsunterschiede untereinander, bevor mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 das konfessionelle DC-Hilfskommando mit den Nazis zusammen von der Bildfläche verschwand. Dennoch waberte das Gedankengut im Untergrund der Nachkriegszeit und der beiden deutschen Teilstaaten weiter. Einige derartige bis in die Gegenwart lebendig gebliebene Phänomene erwähnte Theologieprofessor Fitschen, der das Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig leitet. So fänden damals sehr populäre und massenhaft verwendete Begriffsschemata wie Volkstum und Rechristianisierung bemerkenswerte Spiegelbilder in der Wortwahl heutiger Protestbewegungen wie Pegida und Legida.  ++ (re/mgn/14.11.15 – 309)

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