Zensurverdacht bei Fernsehübertragung des Wasunger Karnevals wabert weiter

Wasungen, 16. Juni 2016 (ADN). Der Verdacht, bei der alljährlichen Live-Übetragung des berühmten Wasunger Karnevals im Februar dieses Jahres durch den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zensiert, ausgeblendet und geschnitten zu haben, steht weiter im Raum. Das ist das Ergebnis einer leidenschaftlichen Diskussion, die am Donnerstag in Wasungen zwischen MDR-Verantwortlichen, Karnevalisten und Bürgern geführt worden ist. Seit Wochen und Monaten wird an Stammtischen, in Gesprächsrunden und in den Medien darüber debattiert, ob die Fernsehleute wieder zu den aus der DDR bekannten medialen „Erziehungsmaßnahmen“ gegenüber ihren Bürgern und Bewohnern zurückkehren.

Einer der Brennpunkte der heftigen Auseinandersetzungen ist die Abkehr der Fersehkameras just in dem Augenblick, als ein von den Karnevalisten zum Thema Flüchtlinge gestalteter Motiv-Wagen im Faschingsumzug auftauchte. Um dieses als Lokomotive konturierte Fahrzeug mit der Aufschrift „Balkan-Express“ kreisten Gestalten, die einerseits als grässliche Heuschrecken andererseits als lustige Grashüpfer nach Art der „Biene Maja“interpretiert werden. Ebenso breit entfalteten sich bundesweit die Auslegungsspielräume dieser Szene, die aus der MDR-Übertragung urplötzlich ausgeblendet wurde. Die einen sehen darin eine Gedanken anregende Ermunterung zum Dialog, andere einen Akt der Volksverhetzung. Sogar von „braunen Mistkäfern“ sei die Rede gewesen, so Bürgermeister Manfred Koch. Angesichts solcher Diffamierung der Wasunger, müsse einem der Karnevalshut hochgehen. Noch heftiger setzte der Präsident des Wasunger Carneval Club (WCC), Martin Krieg, seine Kritik an dem Sender an. „Schon bei den Recherchen ist zensiert worden“, urteilt er über die zwei Wochen dauernde Vorab-Informationsbeschaffung des MDR. Unter seiner Regentschaft werde es nie Zensur geben, auch wenn Thüringens Landeskarnevalspräsident Michael Danz Grenzwertiges im Umzug des Wasunger Karnevalsumzuges erkannt haben will. „Aber dort gehört Narretei hin“, so Krieg. Der Wasunger Volkskarneval verstehe sich eben als sehr zuspitzend. Im Übrigen verstünde die öffentlich-rechtliche Medienanstalt augenscheinlich nicht das Hintergründige und den Facettenreichtum der örtlichen Mundart. In die hochdeutsche Sprache übersetzt heißt „De Ploach kömmt !“ – die Überschrift des umstrttenen Szenewagens –  „Die Plage kommt !“

Die hilflos erscheinenden Entgegnungen des MDR-Führungspersonals mündeten in kraftlosen Allgemeinplätzen. Boris Lochthofen, seit wenigen Monaten Direktor des Landesfunkhauses Thüringen, versicherte, nicht zensiert zu haben. Es bestehe keine Pflicht, etwas Bestimmtes zu senden. „Wir müssen aussuchen – das ist aber keine Zensur“, so Lochthofen und versuchte, seine „Teams und professionellen Journalisten“ zu verteidigen.  ++ (me/mgn/16.06.16 – 161)

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Bürgermeisterkandidat willkürlich „ausgebürgert“

Wasungen, 19. Mai 2016 (ADN). Ein parteiloser Einzelbewerber bei den Thüringer Kommunalwahlen um die Bürgermeisterämter erlebte am Donnerstag eine herbe Überraschung. Als er im Rathaus der südthüringischen Stadt Wasungen Einsicht in das Wählerverzeichnis nehmen wollte, um die Richtigkeit der Angaben zu überprüfen, wurde im dies verwehrt. Als Begründung wurde mitgeteilt, er sei in der Stadt gar nicht im Einwohnermeldeamt registriert, deshalb nicht wahlberechtigt und daraus ergebe sich das Verbot, in das Wahlverzeichnis Einblick zu nehmen. Obwohl die Familie des Betroffenen seit Jahrhunderten alteingesessen ist und er selbst dort vor mehr als 20 Jahren seinen Wohnsitz genommen hat, sieht sich der Bürgermeisterkandidat plötzlich „ausgebürgert“. Die offizielle Version der für die Wahl Verantwortlichen lautet, er sei von Amts wegen abgemeldet worden. Auf Nachfrage, welcher „Amtsträger“ die illegitime Abmeldung veranlasst habe, zucken die zuständigen Verwaltungsmitarbeitern mit den Schultern. Man einigt sich als Verursacher auf den gegenwärtigen Bürgermeister, der in Kürze in den Ruhestand geht. Flugs wird auch der befragt und antwortet ausweichend. Er wisse von dem Vorgang nichts, werde sich aber um Aufklärung bemühen. 

Obwohl der Bewerber die äußerst ernste Angelegenheit noch für einen Scherz hält – Wasungen ist nämlich die älteste und berühmteste Karnevalshochburg in Ostdeutschland – wird er die nötigen Sofortmaßnahmen und Beschwerden gegen die ungeheure Behördenwillkür einleiten. ++ (wa/mgn/19.05.16 – 133)

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Köln rüstet zum Karneval auf – Machtlosigkeit kleiner Narrenhochburgen

Köln, 1. Februar 2016 (ADN). Köln rüstet zum Endspurt im Karneval auf.  Wie Polizeipräsident Jürgen Mathies am Montag auf einer Pressekonferenz in Köln mitteilt, werden von Weiberfastnacht bis zum Fastnachts-Dienstag 2.000 Polizisten im Einsatz sein. Das sei doppelt so viel Personal im Vergleich zum Vorjahr, das in 12-Stunden-Schichten fast durchgehend auf Straßen und Plätzen unterwegs ist. Dazu kommen rund 250 sogenannte Polizeikommissarsanwärter zum Einsatz. Prophylaktisch würden Gefangenensammelstellen für rund 400 Personen vorbereitet, Justizangestellte und Staatsanwälte vorgehalten. Nach den Worten von Mathies sind – ebenfalls vorbeugend – sogenannte Bereichsbetretungsverbote ausgesprochen worden. Sie wurden gegenüber der Gewalt Verdächtigen verhängt – 14 Kölner, 6 Leverkusener und weiteren 18 Bewohner anderer Ortschaften. Zudem gibt es „Gefährderansprachen“, zu denen Polizisten die Betreffenden zu Hause aufsuchen. Trotz der öffentlichkeitswirksamen Vorkehrungsmaßnahmen, äußerte der Polizeipräsident gewisse Skepsis. Realistischerweise sei dennoch mit einer gewissen Zahl von Vergehen zu rechnen. In diesem Zusammenhang nannte er die rund 50 Sexualstraftaten, die alljährlich in dieser Zeit angezeigt werden.

Stadtdirektor Guido Kahlen erläuterte die umfassenden städtischen Maßnahmen, die von einem Koordinierungsstab überwacht und dirigiert werden sollen. Ab Weiberfastnacht seien mehr als 400 Mitarbeiter auf den Beinen. Sogar aus anderen Städten Nordrhein-Westfalens seien Helfer rekrutiert worden. Verbrechen begünstigende 30 Dunkelräume sollen mittels Scheinwerfern zu „Hellräumen“ gewandelt werden. Nach einem Konzept der Oberbürgermeisterin soll wildem und unkontrolliertem Urinieren nicht mehr mit Verwarnungen, sondern mit einem sofortigen Verhängen von Bußgeldern und Feststellen der Personalien begegnet werden. Der zu der Pressekonferenz eingeladene Vertreter der Bundespolizei hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt.

Inwieweit solche energischen Ankündigungen tatsächlich wirken, dürfte als höchst zweifelhaft einzustufen sein. Zu welchen absurden Folgen allein Kompetenzwirrwarr zwischen Behörden führen kann, zeigt ein karnevalistischer Dauerbrennpunkt in der südthüringischen Narrenhochburg Wasungen an der Werra. Dort wird alljährlich das im Zentrum der Kleinstadt liegende Hausgrundstück mit vorgelagerter Fläche eines Eigentümers regelmäßig zu den tollen Tagen verwüstet. Trotz festungsartiger Abwehrmaßnahmen sind gewaltsame Sachbeschädigungen von Vermummten an der Tagesordnung. Polizei – sofern überhaupt präsent – bleibt untätig mit der Begründung, damit müsse eben gerechnet werden. Ein Polizist, der beim Festumzug im Jahr 2001 am Bahnhof geortet wurde und sich als Bundespolizist outete, fühlte sich für das Wüten des närrischen Mobs nicht zuständig und verwies auf die Landespolizei. Die wiederum war nicht auffindbar. Auch eine telefonische Kommunikation zwischen beiden Behörden gab es nicht. So nahm das Vernichtungswerk seinen Lauf und der auf der nämlichen Liegenschaft geparkte PKW des Grundstücksinhabers wurde während des Faschingschaos von den maskierten Karnevalisten regelrecht zerstört. Eine Anzeige fruchtete nicht. Im Gegenteil das Fahrzeug wurde danach ohne Zutun und und Wissen des Halters von seinem Privatgelände abgeschleppt wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch das Fahrzeugwrack. Die Beschwerden des Geschädigten verkehrten sich ins Gegenteil. Er wurde wegen „Vortäuschung einer Straftat“ vom Landgericht Meiningen verurteilt. Als der Betroffene die ungerechtfertigte Strafzahlung von 8.000 DM verweigerte, wurde er für mehrere Monate inhaftiert. Während des juristischen Strafverfahrens funktionierte das unheilvolle Zusammenwirken der Stadtverwaltung, des Landratsamtes und anderer Behörden seltsamerweise blendend. ++ (si/mgn/01.02.16 – 032)

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