Austritt Deutschlands aus Euro empfohlen

Berlin, 15. Mai 2019 (ADN). Deutschland könnte doch aus dem Euro austreten, um die Währungszone zu retten. Das empfiehlt Prof. Ashoka Mody von der US-amerikanischen Princeton-University am Mittwoch in Berlin auf einem Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) über progressive Wirtschaftspolitik in Europa. Der Inder erteilt diesen Ratschlag zum dritten Mal vor einer breiten Öffentlichkeit. Bereits am 17. Juli 2015 im Nachrichtensender Bloomberg und am 5. Juli 2018 hatte das der renommierte internationale Finanz- und Wirtschaftsexperte vorgeschlagen, um die Wettbewerbsfähigkeit der anderen EU-Länder zu stärken und den Euro gegenüber einer wiedereingeführten DM zu stärken.

Nach Auffassung von Mody unterscheidet sich das deutsche Wirtschaftsmodell, das nach dem Zweiten Weltkrieg in den 60er Jahren den Wiederaufbau zuende gebracht hat, gewaltig von anderen Volkswirtschaften. Bemerkenswert sei, dass in den hundert Jahren zwischen 1870 und 1970 die Telekommunikation und die Elektrifizierung eine enorme Dominanz gewonnen hätten. „Vielleicht gibt es jetzt ein revolutionäres Potential. Aber wir kennen es noch nicht,“ mutmaßt der weltweit geachtete Ökonom.++ (fi/mgn/15.05.19 – 133)

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Marx‘ Wiederauferstehung von den Toten im ICE-Tempo

Berlin, 2. März 2017 (ADN). Kaum ist vor einem Viertel Jahrhundert das Zeitalter des dogmatischen Marxismus von der Bildfläche verschwunden, setzt eine Wiederauferstehung des Vordenkers Karl Marx von den Toten im ICE-Tempo ein. Sie scheint in engem Zusammenhang mit der wachsenden Ratlosigkeit angesichts des kaum noch erklärbar wuchernden Kapitalismus zu stehen. Um das erstaunliche Phänomen zu interpretieren, zitiert am Donnerstag die renommierte Journalistin und Wirtschaftskennerin Ulrike Herrmann in einem Beitrag für Deutschlandradio Kultur aus dem Kommunistischen Manifest von 1848: „Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisieepoche vor allen anderen aus. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht.“ Marx fasziniere deshalb, weil er die Wucht des Kapitalismus in eingängige Worte fassen konnte. Er sei der erste Theoretiker gewesen, der die Dynamik des Kapitalismus richtig beschrieben hat. In dem Verdrängungswettbewerb überlebten nur jene, die am billigsten produzieren. Das seien meist Großkonzerne.

Marx‘ Analyse gilt nach den Worten von Herrmann bis heute. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Großkonzerne machen zwar nur ein Prozent der deutschen Firmen aus, aber im Jahr 2012 generierten sie 68 Prozent des gesamten Umsatzes. Gleichzeitig sind 81 Prozent aller Firmen Kleinstbetriebe, die gemeinsam nur auf sechs Prozent des Umsatzes kommen. „Doch obwohl Marx diese Erkenntnis schon vor 150 Jahren formulierte, ist sie im ökonomischen Mainstream immer noch nicht angekommen,“ wundert sich die Autorin. Stattdessen träumten die meisten Volkswirte von einer „Marktwirtschaft“, die durch „perfekten Wettbewerb“ gekennzeichnet ist. ++ (wp/mgn/02.03.17 – 057)

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MDR installiert Medienkompetenz-Zentrum in Thüringen – Minderwertigkeitskomplex der Kommunikationswissenschaft

Leipzig, 30. März 2016 (ADN). Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) gründet ein Medienkompetenz-Zentrum und installiert es in Thüringen. Darüber informierte MDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende Prof. Karola Wille am Mittwoch in Leipzig zum Auftakt der 61. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikation (DGPuK) in einer öffentlichen Podiumsdiskussion. In dem Zentrum werde der Medienjournalismus den ihm gebührenden Platz finden. Derzeit werde zwar Wirkungsforschung betrieben, jedoch zu wenig. Das beginne bereits bei den Kids. Den Medienwissenschaftlern warf  taz-Chefredakteur Georg Löwisch vor, „beim Kommunizieren nicht gut zu sein, weil sie keine praktischen Journalisten sind.“ Er selbst habe in Leipzig „Zeitungskunde“ studiert. Danach sei der Kontakt abgerissen. „Sie lassen zu wenig gute Journalisten zu sich rein“, ergänzte er. Wer rein wolle, müsse Marathon laufen. In den USA sei das ganz anders. Dort würden die Praxisjahre eines Journalisten bei dessen Bemühen um eine wissenschaftliche Tätigkeit als Bonus verbucht. Mit „100 Jahren ist diese Wissenschaft wahnsinnig jung und hat gegenüber anderen Wissenschaften einen Minderwertigkeitskomplex“, so Löwisch. Den könne sie jetzt ablegen.

Bei der Begrüßung hatte DGPuK-Vorsitzender Prof. Oliver Quiring auf neu entstandenen Chancen zwischen praktischem Journalismus und Wissenschaft hingewiesen. In den vergangenen 16 Jahren sei die Sensibilität der Journalisten gegenüber ihrer eigenen Arbeit gestiegen. „Sich zu irren sei etwas anderes als zu lügen“, so Quiring. Danach hatte der Staatsrat für Kultur, Medien und Digitales der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Carsten Brosda, an die völlig veränderten Spielregeln im Mediensektor erinnert und die Vertrauensfrage gestellt. „Wenn TV-Reporter polizeilich geschützt werden müssen, läuft etwas schief“, befürchtet der seit Beginn dieses Monats im Amt befindliche Landespolitiker. Es vollziehe sich eine Schumpeter’sche Zerstörungsillusion. Die Sprachlosigkeit zwischen Medienpraxis und Medientheorie sei Legion. Welche Rolle gegenwärtig noch professionelle Vermittler spielen, könne niemand definieren. „Die 142. Analyse deutscher Qualitätszeitungen brauchen wir wahrscheinlich nicht,“ teilte er provokant den Teilnehmern mit. Angesichts dieser gigantischen Kluft zwischen Praxis und Theorie hätten ingenieurtechnische Sektoren längst Stiftungsprofessuren eingerichtet.

Die DGPuK-Tagung wird anlässlich der Gründung der Kommunikationswissenschaft im Jahre 1916 am Ursprungsort Leipzig veranstaltet. Damals hatte der Nationalökonom Karl Bücher in der Messestadt das erste kommunikationswissenschaftliche Institut aus der Taufe gehoben, nachdem er in seinem eigentlichen Wissenschaftsmetier Volkswirtschaft in den Ruhestand getreten war. Er gilt als einer der Gründungsväter der Zeitungswissenschaft in Europa. ++ (me/mgn/30.03.16 – 090)

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