Berlin, 6. Juli 2016 (ADN). Für fast jede fünfte der 647.000 Personen, die 2015 eine Beratung der 1.400 deutschen Schuldnerberatungsstellen begonnen haben, war der Verlust des Arbeitsplatzes der Hauptauslöser für die Überschuldungssituation. Das sind 19 Prozent aller Fälle. Dies teilte zu Beginn des Monats in Berlin der Präsident des Statistischen Bundesamtes Dieter Sarreither mit, der vor der Presse die jüngste Überschuldungsstatistik präsentierte. Er wies daraufhin, dass in sechs der häufigsten Verschuldungsvorgänge der jeweils Betroffene nicht der Urheber seiner miserablen Lage ist. Nach der Arbeitslosigkeit rangieren Erkrankung, Sucht oder Unfall – 15 Prozent – sowie Treennung, Scheidung oder Tod eines Partners – 14 Prozent – an zweiter und dritter Stelle. Unangemessenes Konsumverhalten, also unwirtschaftliche Haushaltsführung, entfällt nur auf elf Prozent derjenigen, die wegen ihrer neu eingetretenen Notlage im Jahr 2015 eine Schuldnerberatung aufgesucht haben.
Aus diesen Analysen ergibt sich nach den Worten von Sarreither ein völlig anderes Bild, als landläufig verbreitete Meinungen erkennen lassen. Es sei also völlig falsch zu behaupten, „wer überschuldet ist, ist selber schuld.“ Für weitere daraus zu ziehende Schlussfolgerungen aus diesen und anderen Daten, findet der Behördenchef jedoch keine deutlichen Worte. Die Zahlen sprechen ohnehin für sich: So sind beispielsweise in der Mehrzahl der Fälle öffentliche Institutionen und Administrationen die Gläubiger – in Großstädten 62 Prozent und in ländlichen Regionen 50 Prozent. Auf einen kurzen Nenner gebracht heißt das, Ämter und Behörden saugen ihre Bürger zunehmend aus und bringen sie in unerträgliche Bedrängnis – zocken also ab. Überproportional sind alleinerziehende Frauen und alleinstehende Männer betroffen. Die vom Bundesamt ermittelte durchschnittliche Schuldenlast wurde auf 34.400 Euro beziffert. Zu den besonders schauerlichen Folgen dieser Entwicklung gehört, dass jährlich 350.000 Haushalten der Strom abgeschaltet wird. ++ (so/mgn/06.07.16 – 181)
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