Tübingen, 16. Dezember 2018 (ADN). Der Tübinger Althistoriker Mischa Meier wirbt für einen neuen Volksbegriff. Die Wissenschaft gehe schon länger nicht mehr davon aus, dass Völker unveränderliche Einheiten seien, sagt der Forscher am Sonntag im Deutschlandfunk. Völker hätten keine festen Grenzen mehr. Es seien Migrations- und Veränderungsprozesse in Permanenz zu verzeichnen. Zudem könne auch keine gemeinsame Kultur und kein „Volksgeist“ mehr vorausgesetzt werden. Das „Volk“ sei ab dem 19.Jahrhundert als eine Art Familie betrachtet worden, mit gemeinsamer Herkunft und enger Kohärenz, als eine Gruppe von Menschen, die sich gemeinsam in Bewegung setzen und gemeinsam irgendwo ankommen konnten. Das sei nicht mehr so und werde auch in der Forschung nicht mehr so gesehen.
Nach dieser Betrachtungsweise zu urteilen sind die Germanen eine Erfindung des Römers Julius Cäsar. Er hat nach Auffassung von Meier wider besseres Wissen zwischen Kelten und Germanen unterschieden. Im 19. Jahrhundert sei diese Einteilung genutzt worden, um ein deutsches Nationalbewusstsein zu bilden. Auch die Völkerwanderung sei einseitig auf die Germanen zentriert worden, obwohl die Hunnen und die Araber sie maßgeblich mit ausgelöst hätten. ++ (vk/mgn/16.12.18 – 329)
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