55 Stimmen für erneuerte Demokratie

Los Angeles/Köln, 16. Februar 2020. (ADN). Im Jahr 1989 war das Ende der Geschichte, des Kalten Krieges und der weltweiten Ost-West-Konfrontation proklamiert worden. Die Zukunft wurde für verloren erklärt. Sie muss zurück in die Politik gebracht werden. Dazu ruft der erste Teil einer Sendereihe mit dem Titel „Stimmen für die Demokratie“ am Sonntag auf. Die Koproduktion von Deutschlandfunk, Los Angeles Review of Books, Süddeutscher Zeitung und dem Thomas-Mann-Haus Kalifornien erinnert damit an die 55 Redebeiträge von Thomas Mann, die während des Zweiten Weltkriegs über den Rundfunk der British Broadcastings Communication (BBC) aus den USA nach Deutschland übertragen worden waren.

Seit Oktober 2019 halten nunmehr 55 renommierte intellektuelle Wissenschaftler und Künstler im Auftrag des Thomas Mann House in Los Angeles, in dem der deutsche Dichter und Schriftsteller Zuflucht gefunden hatte, kurze Ansprachen. Darin stellen sie ihre Gedanken für eine erneuerte Demokratie vor. ++ (ku/mgn/16.02.20 – 047)

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150 Jahre Deutsche Bank: Gigantische Serie von Gesetzesverstößen

Frankfurt am Main/Berlin, 19. Januar 2020 (ADN). Die Nähe zur Politik hat es in der 150jährigen Geschichte der Deutschen Bank von Anfang an gegeben. Das erklärte der Gründer der 2018 gegründeten Bürgerinitiative Gerhard Schick am Sonntag im Deutschlandfunk anlässlich des Jubiläums. Beredter Ausdruck dieser Verwicklungen sei die Teilnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Geburtstagsfeier von Ex-Vorstandsvorsitzendem Josef Ackermann. Zudem pflastere eine Reihe von Skandalen den langen Weg der im Frühjahr 1870 gegründeten Bank. Dafür spreche eine gigantische Serie von Gesetzesverstößen. Strafzahlungen von insgesamt 18 Milliarden US-Dollar in den vergangenen zehn Jahren belegten das. „Die Bank ist zu groß“, so Volkswirt und Finanzexperte Schick. Investment- und Kundengeschäfte müssten klar getrennt werden. ++ (fi/mgn/19.01.20 – 019)

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Frank Richter: Zum Leben gehören auch Verluste

Dresden, 11. März 2019 (ADN). „Die ostdeutsche Gesellschaft kommt aus einer Zeit, in der der Staat eine quasi-religiöse Orientierung gab“. Das erklärte der Ex-Bürgerrechtler und Theologe Frank Richter am Montag im Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). Auch wenn diese nicht funktionierte, habe sie dennoch einen konstruierten Sinn gegeben. Heute würden wiederum viele Erwartungen auf die Politik projiziert, die gar nicht einzuhalten sind. Er sehe viele die ihre Verbitterung bei der Politik abladen. Das sei manchmal berechtigt, oft aber nicht. In Wirklichkeit müsse gelernt werden, dass zum Leben auch Verluste gehören. Das gelte auch für Politiker, die meinen, auf jede Frage eine Antwort haben zu müssen.

Der 58 jährige langjährige Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung kandidiert als Parteiloser für die SPD bei den Landtagswahlen in Sachsen. Kürzlich hat er ein Buch veröffentlicht, das provokativ fragt, ob Sachsen noch zu Deutschland gehört. Seine persönliche Antwort gegenüber der LVZ lautet: „Staatsrechtlich: ja. Kulturell und politisch: naja“. er sei von seiner Grundhaltung her für ein liberales, vielfältiges und solidarisches Deutschland. Deshalb könne er die Frage nicht mit einem uneinmgeschränkten Ja beantworten. Aber damit könne er leben und werde weiterhin in Sachsen bleiben. Er halte es für außerordentlich wichtig, dass Fragen nach Identität, Verwurzelung und Zusammengehörigkeit politisch nicht preisgegeben werden. ++ (fr/mgn/11.03.19 – 070)

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Emmanuel Macron letzter Präsident der V. Republik

Paris, 11. Dezember 2018 (ADN). Emmanuel Macron hält sich wohl für eine Mischung aus Ludwig XIV., Napoleon Bonaparte, de Gaulle und Mitterand, befinde sich aber bedauerlichweise eher in der Position Ludwig XVI., den das Volk köpfen will. So drastisch charakteristiert Frankreichs-Vorzeige-Intellektueller Raphael Glucksmann das Verhältnis des französischen Präsidenten zu seinen Landsleuten in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ am Dienstag. Macrons Verhalten sei unverantwortlich, deswegen trage er die volle Verantwortung für die derzeitigen Ereignisse in Frankreich. „Arroganz gepaart mit sozialer Ungerechtigkeit ist, wie wir gerade sehen, eine hochexplosive Mischung. Tatsächlich haben wir es mit einer sozialen, einer politischen und letztlich mit einer Regimekrise zu tun, mit einer Krise der französischen Demokratie“, so Glucksmann. Macron werde der letzte Präsident der V. Republik sein. Das sei sicher. Es gebe ein Problem der politischen Repräsentation. Ein Präsident, der mit einem Viertel der Stimmen gewählt wurde, könne nicht länger 100 Prozent der Macht haben. 

Nach Meinung des 39jährigen Glucksmann, der inzwischen das Erbe seines Vaters, des Philosophen Andre Glucksmann angetreten hat, ist die Revolte der Gelbwesten kein reines französisches Phänomen. Die Wut der Mittelschicht sei überall. In seinem jüngsten Buch „Die Kinder der Leere“ schildert er das Scheitern der Linken in ganz Europa. Anfang November hat er mit Gleichgesinnten die Bewegung „Place Publique“ gegründet, die Frankreichs zersplitterte Linke versöhnen und die Politik als grün-soziale Mitspracheinstitution neu erfinden will.  ++ (fr/mgn/11.12.18 – 325)

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Sarrazins Hinrichtung steht bevor

Berlin, 27. August 2018 (ADN). „Diese Woche wird im Zeichen einer Hinrichtung stehen.“ So kündigt Jacques Schuster in einem Kommentar der Zeitung „Die Welt“ am Montag das in drei Tagen erscheinende neue Buch von Thilo Sarrazin an. Seit die Öffentlichkeit davon Wind bekommen habe, dass Sarrazin ein Buch über die Muslime in Deutschland geschrieben hat und nächsten Donnerstag veröffentlicht,  würden „überall bereits die Äxte aus den Kellern geholt, die Dolche gewienert und die Messer gewetzt.“ Nicht allein sein neues Buch mit dem Titel „Feindliche Übernahme“ soll zerrissen werden, sondern er müsse aus der SPD ausgeschlossen – am besten gleich selbst erledigt werden. Vergessen sei die Toleranz, auf welche die Republik so stolz ist. Im stillen Eigenlob werde sie von den angeblichen Freigeistern vor sich hergetragen. Allerdings merkten die vermeintlich weltoffenen Zeitgenossen nicht,  dass ihr Freisinn immer dann endet, wenn einer eine Ansicht vertritt, die in ihrem Milieu als anstößig gilt.

Schuster beschreibt zum Beleg für diesen Zustand, wie er eine Woche lang unter den Politikern einen Rezensenten für Sarrazins „Feindliche Übernahme“ zu finden versuchte. Es habe keinerlei Vorgaben gegeben. Außer der einen: das Buch sollte auch tatsächlich gelesen werden. Keiner habe sich dazu bereit erklärt. „Jeder wusste, Sarrazins neue Arbeit sei des Teufels, ohne auch nur das Deckblatt in der Hand gehalten zu haben. Offenbar gilt für alle immer noch das, was Angela Merkel 2010 bei Erscheinen von ‚Deutschland schafft sich ab‘ erklärte. Auf die Frage, ob sie Sarrazins Arbeit gelesen hätte, antwortete die Bundeskanzlerin: ‚Nein, die Vorabpublikationen sind vollkommen ausreichend und überaus aussagekräftig, um These, Kern und Intention seiner Argumentation zu erfassen.‘ Das genügte der promovierten Physikerin, um zu einem negativen Urteil zu gelangen. Heute ist es wieder so. Nur einer der Politiker hob sich davon ab. Er erklärte, womöglich sei er nach der Lektüre auf Sarrazins Seite. Das aber bedeute den politischen Tod, den er nicht sterben wollte.“ ++ (li/mgn/27.08.18 – 219)

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Verwaltung hat dem Bürger, nicht der Politik zu dienen

Potsdam, 31. Juli 2018 (ADN). Einzelfälle von tödlichen Verwaltungsversagen lassen auf fehlendes Berufs-Ethos in der Administration schließen. Es dürfen fachliche Entscheidungen nicht politischem Kalkül zum Opfer fallen. Das erklärte Prof. Wolfgang Seibel in einem Interview mit der jüngsten Ausgabe des Monatsmagaszins „brand eins“. Der Verwaltungswissenschaftler vergleicht das mit dem Brückenbau. „Ich erwarte von Statikern, die etwa die Sicherheit einer Brücke überprüfen, dass sie allein unter fachlichen Gesichtspunkten entscheiden und sich ausschließlich für Statik interessieren. Wenn das nicht funktioniert, kann es lebensgefährlich werden.“ ++ (st/mgn/31.07.18 – 192)

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Kramp-Karrenbauer: Realität der Menschen im Mittelpunkt von Politik

Berlin, 15. April 2018 (ADN). Es ist der demokratische Auftrag an CDU und CSU, im Übrigen auch an alle Parteien, sich mit der Realität der Menschen auseinanderzusetzen. Das erklärte die Generalsekrektärin der Christlich-Demokratischen Union (CDU), Annegret Kramp-Karrenbauer, am Sonntag im Deutschlandfunk-Interview. Politik beginne mit dem Betrachten der Realität.Das eine oder andere Szeneviertel in Berlin könne nicht die Wirklichkeit in ganz Deutschland abbilden.

Wie es um die Wirklichkeit und deren Darstellung tatsächlich steht, erläutert ebenfalls am Wochenenende die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) auf Seite 1 unter der Überschrift „Fake-News gehören zur Politik“. Die Bürger westlicher Demokratien müssten schon immer mit widersprüchlichen Informationen umgehen, vertrauenswürdige Quellen auswählen und sich ein eigenes Bild machen. Die Schweizer erlebten das jährlich mehrfach bei Volksabstimmungen. Informationen, ob nun in wahrhaftiger oder falscher Absicht verbreitet seien stets eine bewährte Waffe im politischen Kampf gewesen. ++ (pl/mgn/15.04.18 – 105)

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Ex-DDR-Bürger bis Ende ihres Lebens Deutsche zweiter Klasse

Berlin, 26. Dezember 2017 (ADN). Über Zugangsberechtigung und Diskriminierungserfahrung muss dringend gesprochen werden. Das erklärt der Intendant der Berliner Festspiele, Thomas Oberender, am Dienstag im Deutschlandfunk. DDR-Bürger hätten 1989 die Mauer zum Einsturz gebracht. Oberender bringt sein Unbehagen über den Umgang mit der Vergangenheit der DDR-Bürger zum Ausdruck.

Der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche Dresden, Frank Richter, spricht über Marginalisierungserfahrungen, die viele Menschen gemacht haben. Diese Art, Geschichte zu betrachten, führe zu ihrem Verschwinden, statt zu ihrem Erinnern. Über Identität zu reden, heiße immer, über die Geschichte und die Herkunft zu reden. Nur so könne die Herkunft eines Menschen begriffen werden. Es handele sich um ganz andere Geschichten als die der Menschen im Westen. „Es sind die Geschichten der Kränkungen und der Demütigungen, die mit dem Gefühl zusammenhängen, wir werden wohl bis zum Ende unseres Lebens Deutsche zweiter Klasse sein.“ Dieses Gefühl könnten Soziologen durch Statistiken untermauern. Bundesminister und Abteilungsleiter in Bundesministerien seien fast ausschließlich westdeutsch sozialisiert.  Ähnlich sehe es in den Ländern der ehemaligen DDR aus. Auch heute noch sei dort ein großer Teil der Funktionseliten in Politik, Verwaltung und Wirtschaft westdeutsch sozialisiert.

Richter verdeutlicht seine Ansicht überzeugend anhand eines Beispiels: „Was wäre in Bayern los, wenn 80 Prozent der Funktionseliten aus Menschen bestünden, die aus Schleswig-Holstein eingewandert sind. Alles tolle S chleswig-Holsteiner, trotzdem würden die Bayern so ein Grundgefühl nicht loswerden, dass diese Ordnung nicht ganz die eigene ist, weil diese Funktionsträger dieser Ordnung von woanders herkommen oder mehrheitlich kommen.“ Er plädiere dafür, diese Überschichtung der ostdeutschen Gesellschaft als Sachverhalt möglichst nüchtern zur Kenntnis zu nehmen und ein Personalisieren und Moralisieren zu vermeiden. Die Ankunft vieler Flüchtlinge im Jahr 2015 habe bei manchen Ostdeutschen den Eindruck erweckt, jetzt in die Zange genommen zu werden und vom eigenen bleibe nichts mehr übrig. ++ (od/mgn/26.12.17 – 371)

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Marktversagen als Sündenbock der Politik

Frankfurt am Main, 29. Juli 2017 (ADN). Die bürokratische Staatswirtschaft hat schon zwei Schlüsselbranchen in Deutschland ruiniert: Die Energiewirtschaft, die es schon weiß, und die Kreditwirtschaft, die es erst ahnt. Nach dem Zerstörungswerk wendet sie sich jetzt der Autoindustrie zu, meint Markus Krull am Sonnabend in einem Beitrag des Portals http://www.tichyseinblick.de (TE). In keinen Begriff kondensiere sich der Instinkt der politischen Kaste eines Landes so bildhaft und massengebrauchstauglich wie in dem Wort „Marktversagen“. Das Marktversagen sei spätestens seit 2007 die Generalabsolution, die sich die Politik selbst erteilt, wenn sie Mist gebaut hat, also das „Ego me absolvo“ der Regelwutpfaffen. Sie ordnen dem Marktversagen alles zu: Finanzkrise, überhöhte Managergehälter, Verteilungs-„Gerechtigkeit“, Klimawandel. Abschließend labere immer jemand von Marktversagen,, obwohl klar ist, wo die Schuld liegt: nicht in den Märkten, sondern in bürokratischen Amtsstuben. Die Bürokraten und Politiker wissen es besser als der Markt. Man produziert Desaster in Serie.

„Von einer ‚Schuld‘ des Marktes kann überhaupt keine Rede sein. Vielmehr verhält es sich in Wahheit so, dass die vielzitierten Fälle eines angeblichen Versagens ihren tieferen Grund nicht in der Funktionsweise von Märkten haben, sondern in dem Herumgepfusche der Politik und Bürokratie in deren Räderwerk im Namen des vermeintlich Wahren, Schönen und Guten“, stellt der Autor klar. ++ (pl/mgn/29.07.17 – 211)

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NZZ: Deutscher Staat erklärt sich gerne für handlungsunfähig

Zürich, 15. Juli 2017 (ADN). Nach den Bildern von Hamburg wird niemand Friedrich Nietzsche widersprechen. Der Philosoph stellte fest, der Deutsche „versteht sich auf Schleichwege zum Chaos“. Damit beginnt Eric Gujer  den Titelbeitrag der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Sonnabend und leuchtet dabei mit klaren Worten Hintergründe bundesdeutscher Hilflosigkeit in der Politik unter der Überschrift „Verdrängen und wegsehen“ aus. Bei der inneren Sicherheit sei die Neigung zur Verdrängung besonders ausgeprägt. Häufig kapituliere der Rechtsstaat vor seinen Gegnern. Die Bedrohungslage sei in Hamburg nicht neu gewesen und es bleibe unerklärlich, wieso dann der Staat so eklatant versagt. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz erinnere mit seiner vorauseilenden Hasenfüßigkeit an den Herbst 2015, als unter dem Andrang der Flüchtlinge die Grenzsicherung kollabierte. „Damals behauptete die Bundesregierung fatalistisch, Grenzen liessen sich heute nicht mehr schützen. Wenn es darauf ankommt, erklärt sich der deutsche Staat offenkundig gerne für handlungsunfähig“, schlussfolgert die Schweizer Zeitung. Als Urheberin des wattierten Politikstils gelte Angela Merkel, deren präsidiales Amtsverständnis die Demokratie „stillgelegt“ habe. Man tue ihr Unrecht. Es liege nicht an der Kanzlerin, wenn auf allen Ebenen Verantwortung so lange weggeschoben wird, bis sie niemand mehr wahrnimmt. Bis heute sei wegen der Fahndungspannen im Zusammenhang mit dem Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt niemand zurückgetreten. Auch der Hamburger Innenminister denke nicht an Demission. Wo Klartext der Floskel weiche, verflüchtigt sich auch individuelle Rechenschaft. Der Unwillen, Probleme ungeschminkt zu benennen, werde gerne mit politischer Korrektheit erklärt. Dabei gebe es sehr deutsche Gründe, angefangen bei der kollektiven Psyche einer wiedervereinigten Nation, welche die Ost-West-Spannungen nicht anheizen wollte und alles vermied, was den fragilen Familienfrieden gefährdete.Was als Fürsorge daherkomme, sei nichts anderes als Bevormundung.

„Zwar gibt es auch andernorts die Neigung zum maximalen Konsens, etwa in der Schweiz, doch sorgt hier die direkte Demokratie dafür, dass Störenfriede ihr Forum finden. Die deutsche Politik hat alle Störenfriede erfolgreich ausgegrenzt. Sie züchtet einen Typus Politiker, der sich als Chefbeamter einer geräuschlosen Verwaltung versteht. Helmut Schmidt, der die Verfassung verletzte, um Hamburgs Einwohner vor der Flut zu retten, wäre heute untragbar. Bezeichnenderweise wurde sein Bild in der nach ihm benannten Universität vorübergehend abgehängt, weil es ihn in Wehrmachtsuniform zeigte. Die Bundesrepublik betrachtet ihre Demokratie als geschützte Werkstatt, deren Insassen man die Widersprüche des Lebens nicht zumuten darf,“ heißt es in der NZZ. Die Sozialdemokraten hätten sich mit dem Slogan von der sozialen Gerechtigkeit bereits ins Zwischenreich der Sprechblasen geflüchtet. Das seien Gefilde, in denen sich auch die Kanzlerin heimisch fühlt. ++ (si/mgn/15.07.17 – 197)

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