Maritime Altmunition zersetzt sich

Kiel/Rostock, 18. Mai 2018 (ADN). 1,6 Millionen Tonnen Kriegsmunition liegen veralteten Angaben zufolge in der deutschen Nord- und Ostsee seit den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts. Aktuelle Daten gibt es nicht. Sie stören kaum jemanden, außer Experten wie den Kieler Uwe Wichert. Früher als Marinesoldat gehörte er zur Arbeitsgruppe „Munition im Meer“. Auch jetzt noch sucht er in internationalen Archiven nach Explosivstoff-Beständen in der Ostsee. Die Lage ist bei den zahlreichen Munitionsarten meist unklar. Bei den Minen gibt es eine klare Übersicht: Alles in allem lagern zwischen Skagerrak und St. Petersburg 179.000 Tonnen Minen. Sie stammen aus der Zeit des Ersten und des Zweiten Weltkriegs sowie dem Krim-Krieg. Bei Bomben, Torpedos und anderer Munition besteht wenig Gewissheit. Die gewonnen Erkenntnisse finden inzwischen Eingang in eine Geo-Datenbank beim Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Extrem viel Altmunition lagert in Sperrgebieten, wo über 150 Jahre lang Schießübungen, Manöver oder Kriegshandlungen stattgefunden haben. Viel Munition liegt auch außerhalb der in den Seekarten eingetragenen Sperrzonen. Sie wurden im Auftrag der Allierten von Fischern aufs Meer hinausgefahren und an unbekannten Orten abgeladen.

Dass die Altlasten explodieren können, ist ein Problem. Ein anderes, dessen Gefahr wächst, ist der Rost. Er zerfrisst das Mantelmaterial und setzt das Schießpulver frei. Und damit auch TNT, das giftig und Krebs erregend ist. Es wird durch Muscheln aufgenommen, die wiederum von Fischen vertilgt werden und letztlich landet es innerhalb der Nahrungskette auf dem Speiseplan der Menschen. So hat das Hamburger Thünen-Institut für Fischereiökologie herausgefunden, dass Tiere einer Plattfisch-Art in einem besonders munitionsbelasteten Sektor der Kieler Außenförde zu 25 Prozent mit Lebertumoren verseucht waren. Optimistisch stimmt zumindest, dass die Forschung intensiviert wird. Dazu hat sich ein Verbund mehrerer Institute in den deutschen Küstenländern gebildet.

Kaum verständlich ist dagegen die Unwissenheit in den politischen Kreisen. Die Zeitung „neues deutschland“ schreibt am Freitag: „Bund hat keine Ahnung von Bomben im Meer“. Die jüngste Schätzung stamme aus dem Jahr 2011. Sie besteht in eben jenen 1,6 Millionen Tonnen – davon 1,3 Millionen Tonnen in der deutschen Nordsee und 300.000 Tonnen in der Ostsee. Inzwischen laut gewordene Vorwürfe lauten, die Bundesregierung halte die Seekarten nicht auf dem neuesten Stand. In den 1990er Jahren seien sogar Kampfmittelvorkommen aus den Karten gelöscht worden, um das Problem kleinzureden. ++ (al/mgn/18.05.18 – 138)

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Drewermann gegen Drohsignale „auf Tierpsychologie-Niveau“ gegen Russland

Berlin/Hamburg, 31. März 2018 (ADN). Der Theologe Eugen Drewermann zitierte auf der Abschlusskundgebung des Berliner Ostermarsches am Sonnabend  das „Kriegslied“ von Matthias Claudius aus dem Jahr 1778. In diesem Gedicht, in diesem Aufschrei, in diesem Mahnruf stehe alles Nötige zum Thema Krieg. „Kein Einzelner, solange er nachdenkt, solange er Mensch bleibt,  solange er mitfühlt, kann Ja sagen zum Krieg !“, erklärte der Kirchenkritiker. Von der Politik werde aber so getan, als stünden die Menschen „unter Befehl, unter Staatsauftrag“.

Drewermann wandte sich zudem deutlich gegen die Konfrontationspolitik und Aufrüstung gegenüber Russland. Er erinnerte an die 27 Millionen Menschen der Sowjetunion, die dem Krieg der deutschen Faschisten zum Opfer fielen. „Russland hat die Deutschen nie angegriffen, wir das Land im 20. Jahrhundert zweimal“, mahnte Drewermann. Er verwies auf die wirtschaftlichen Interessen hinter der Politik von Aufrüstung. „Fangt an, Euch zu verständigen“, forderte er. Statt „Signale der Bedrohung auf dem Niveau der Tierpsychologie“ auszusenden, solle mit der anderen Seite geredet werden – ohne Diktat der eigenen Interessen. Nur die menschliche Rede diene dem Frieden und ersetze die Gewalt. Das Gegenteil bedeute „Absturz in die Barbarei“.  

In Norddeutschland fanden die diesjährigen Friedensdemonstrationen zu Ostern in Osnabrück, Braunschweig, Oldenburg, Wolfsburg, Schwerin, Wismar und Wedel statt. In Rostock wurde gegen das geplante NATO-Marinehauptquartier für die Ostsee protestiert. Nordddeutschland war im Jahr 1960 auch Austragungsort der ersten deutschen Ostermärsche. Sie führten sternförmig von Hamburg, Bremen, Braunschweig und Hannover aus in die Lüneburger Heide. Ihren bisherigen Kulminationspunkt hatten die Ostermärsche in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1968. Damals nahmen insgesamt 300.000 Menschen teil, um gegen Krieg und für Frieden zu demonstrieren. ++ (gr/mgn/31.03.18 – 090)

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Gemeinsamer U-Boot-Bau Deutschland-Norwegen

Schwerin, 27. Dezember 2017 (ADN). Mit der Kooperation beim Bau von U-Booten gehen Deutschland und Norwegen nach Ansicht des Marineinspekteurs Andreas Krause neue Wege. Das berichtet die „Schweriner Volkszeitung“ (SVZ) am Mittwoch. Nach den Worten von Krause werde damit eine europäische Vorreiterrolle übernommen. Neben dem Bau gehe es um gemeinsame Beschaffung von Ersatzteilen und Logistik, um Versorgungs- und Instandhaltungsinfrastruktur. Zudem sollen gemeinsame Besatzungen ausgebildet und eingesetzt werden. Norwegen werde einer Anfang Dezember unterzeichneten Vereinbarung zufolge vier und Deutschland zwei Unterseeboote bestellen. Ausgangspunkt sei der norwegische U-Boot-Bedarf gewesen. Im Sommer 2016 sei entschieden worden, sie in Deutschland zu beschaffen. Beide Länder haben sich zusammengesetzt und beraten, welche Fähigkeiten diese U-Boote haben müssen. Letztlich habe man sich für total identische U-Boote entschieden. Sie sollen auf der Kieler Werft ThyssenKrupp Marine produziert werden.

Eine genaue Kostenplanung gibt es nach den Worten von Krause noch nicht. Norwegens Budget für das Vorhaben liege bei 4,33 Milliarden Euro. Die Deutsche Marine mache ihrerseits deutlich, wie wichtig ihr die Sicherheit der Nordflanke ist. Darunter versteht der Inspekteur die Bereiche Ostsee, Nordsee und Nordatlantik. ++ (mi/mgn/27.12.17 – 372)

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Schröder erhält dritten Führungsposten in russischer Energiewirtschaft

Moskau, 5.August 2017 (ADN). Die Aussicht, dass die Krim wieder ukrainisch wird oder in der Ostukraine Frieden einkehrt, weil Russland kein Gas mehr nach Europa pumpen kann, dürfte gegen Null gehen. Diese Vermutung äußert die jüngste Ausgabe der „Moskauer Deutschen Zeitung“. Und für die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf fehlen Beweise. Kritiker werfen den USA deshalb vor, mit neuen Sanktionen andere Ziele zu verfolgen, beispielsweise zugunsten der eigenen Energiewirtschaft.  

Angesichts dieser Situation erhält der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder einen dritten Führungsposten in der russischen Energiewirtschaft. Wie „Der Tagesspiegel“ unter Berufung auf die Moskauer Wirtschaftszeitung RBC am Sonnabend berichtet, wird Schröder Ende September Vorstandsmitglied des Ölkonzerns Rosneft. Auf einer außerordentlichen Aktionärsversammlung soll er am 29.September als unabhängiger , also nicht von den Gesellschaftern benannter Vorstand berufen werden. Das Blatt verweise gleichzeitig auf die enge Freundschaft des Altkanzlers mit Präsident Wladimir Putin. Der russische Staat hält die Mehrheit an Rosneft mit 50 Prozent plus einer Aktie. Die Gewinne des Konzerns seien nach Unternehmensangaben im ersten Halbjahr 2017 um 20 Prozent eingebrochen, nachdem sie sich bereits im Jahr 2016 halbiert hatten.

Schröder hat bereits Spitzenposten bei zwei russischen Pipeline-Konsortien inne. Seit zehn Jahren ist er Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Nord Stream, das die Erdgasleitung durch die Ostsee betreibt und vom russischen Gasunternehmen  Gazprom kontrolliert wird. Davor war der Ex-Kanzler im Aufsichtsrat des Ölkonzerns BP-TNK, der 2013 für 55 Milliarden Dollar an Rosneft gegangen war. ++ (en/mgn/05.08.17 – 218)

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Imperiale Grenzziehungen haben lange Tradition – Neues deutsch-amerikanisches Buch erschienen

Santa Barbara/Greifswald, 10. Januar 2017 (ADN). Ein neuer Sammelband in der Reihe „Borderlands and Transcultural Studies“ ist jetzt beim Verlag University Nebraska Press erschienen. Darin wird die Entwicklung von Grenzräumen in der Antike, im Westen der USA und in der Ostseeregion untersucht. Darüber informiert die an dem geschichtswissenschaftlichen Projekt maßgeblich beteiligte Universität Greifswald. In einer Pressemitteilung der Hochschule in Mecklenburg-Vorpommern heißt es, dass ein Vergleich mit dem Römischen Reich die lange Kontinuität imperialer Grenzziehungen zeigt.

Im Vordergrund des von Prof. John W. I. Lee (University of California at Santa Barbara) und Prof. Michael North (Universität Greifswald) herausgegebenen neuen Werkes unter dem Titel „Globalizing Borderlands Studies in Europe and North America“ stehen der Austausch der indigenen Bevölkerungsgruppen Nordamerikas untereinander und mit den europäischen Kolonialmächten, die Migration in den Grenzräumen zwischen USA und Mexiko sowie die grenzüberschreitenden Aktivitäten in Schwedisch-Pommern, Kurland, Litauen und Weißrussland. Außerdem werden Abgrenzungs- und Entgrenzungsprozesse untersucht, beispielsweise die durch die EU-Osterweiterung entstandenen neuen Außengrenzen gegenüber Russland.

Im Vorwort des zu Jahresbeginn vorgelegten Buches wird darauf hingewiesen, dass die eingeborenen Bevölkerungsgruppen in Nordamerika lange vernachlässigt worden sind. Erst durch den Historiker Richard White und sein im Jahre 1991 erschienenes Werk „The Middle Ground: Indians, Empires and Republics in the Great Lake Region, 1650 – 1815“ (Der Mittelgrund: Indianer, Reiche und Republiken in der Region der Großen Seen, 1650 – 1815) wuchs das Interesse an der Geschichte der Alteingessenen und setzte bei den Akteuren der europäischen Kolonialmächte ein neues Verständnis für die wechselseitige Interaktion ein. 

Sei dem Jahr 2010 arbeiten zwei Graduiertenkollegs von Historikern beider Universitäten auf diesem Gebiet zusammen. ++ (vk/mgn/10.01.17 – 010)

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NATO findet keine vernünftige Kommunikation mit Russland – Verstoß gegen Grundakte

München/Moskau, 6. Mai 2016 (ADN). Erstens wird Russland immer schneller handeln als erwartet. Und zweitens wird es das entschlossener tun, als die Nato je imstande wäre. Diese beiden klaren Botschaften formuliert Stefan Kornelius am Freitag in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) angesichts der beiderseitigen Truppenaufmärsche an der Grenze zwischen Russland und dem Nato-Einflussbereich in Europa.

Das neue Wettrüsten zwischen beiden Seiten manifestiert sich darin, dass Moskau an seiner West- und Südgrenze mit der Stationierung von drei neuen Divisionen mit mindestens 15.000 Mann auf die geplante Verlegung von vier Nato-Bataillonen mit einer Stärke von etwa 4.000 Soldaten nach Polen und ins Baltikum. Der russische Diplomat Andrei Keilin bewertet das Vorgehen des Westens als einen möglichen Verstoß gegen die Grundakte, die 1997 zwischen Russland und der Nato geschlossen wurde.

Zwei der drei neuen russischen Panzerdivisionen sollen im westlichen Militärbezirk stationiert werden. Zu diesem Sektor gehört der Raum Moskau und das Aktionsgebiet der Baltischen Rotbannerflotte, die in der Ostsee operiert und in Kaliningrad einen Hauptstützpunkt hat.  ++ (mi/mgn/06.05.16 – 120)

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Ostsee-Luftraum wird Schauplatz russisch-amerikanischer Scheingefechte

Kaliningrad/München, 15. April 2016 (ADN). „Russland hat mit Häme auf amerikanische Vorwürfe wegen Flugmanövern über der Ostsee reagiert. Die russischen Piloten hätten bei ihrer Annäherung an den Zerstörer „USS Donald Cook“ alle Sicherheitsregeln und das Völkerrecht beachtet, so dass ‚eine solche krankhafte Reaktion unserer amerikanischen Kollegen‘ unverständlich sei, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.“ So berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am Freitag. Amerikanischen Angaben zufoge hatten russische Kampfflugzeuge vom Typ SU-24 den Zerstörer in der Ostsee 31-mal tief überflogen.

Zu der Daseinsberechtigung eines USA-Kriegsschiffs in der Ostsee nahe den russischen Städten Kaliningrad und St. Petersburg wird nichts berichtet. Allein die Schiffsposition des Zerstörers lässt untrüglich auf Provokation schließen. In einem Kommentar zu den Vorgängen schreibt der Autor, dass die russischen Scheinangriffe in der Ostsee den Amerikanern sagen sollen: das ist unser Teich. Weiter ist zu lesen: „Die Nato muss und wird darauf besonnen reagieren.“ Insofern wäre es wohl wesentlich entspannender, wenn die NATO-Schiffe die Ostsee einfach verlassen und damit Druck vom Droh-Kessel ablassen.  ++ (mi/mgn/15.04.16 – 105)

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