Ostdeutsche und Muslime mit ähnlichen Stereotypen

Mannheim, 3. April 2019 (ADN). Auch 30 Jahre nach der Wende nehmen sich immer noch große Teile der ostdeutschen Bevölkerung nicht als chancengleich wahr. Das stellt der Leiter des Instituts für Allgemeine Soziologie der Universität Mannheim, Prof. Frank Kalter, in einem von der Zeitung „Die Welt“ am Mittwoch veröffentlichten Interview fest. Das müsse zunächst realisiert werden. Gesellschaft und Politik tendierten häufig dazu, nur die strukturellen Probleme zu sehen, also Unterschiede etwa ein größeres Vermögensgefälle oder Einkommensungleichheit zurückzuführen. Es fehle das Verständnis dafür, dass – unabhängig von der wirtschaftlichen Lage – sich viele Ostdeutsche als Bürger zweiter Klasse fühlen. Allein das Bewusstsein dafür zu schärfen, sei ein erster Schritt.

Kalter und sein Forscherteam wollten bei einer repräsentativen Studie mit 7.233 deutschsprachigen Teilnehmern herausfinden, ob Ostdeutsche und Muslime bei Fragen der Anerkennung, von Abwertungsgefühlen und Abwehr miteinander vergleichbar sind oder nicht. Dabei habe sich sich herausgeschält, dass es zunächst Ähnlichkeiten in den Stereotypen gibt, mit denen Muslime und Ostdeutsche konfrontiert sind. „Zum Beispiel finden wir das Klischee des Jammer-Ossis in großen Teilen der Gesellschaft wieder. Den Muslimen wird in ähnlichem Ausmaß vorgeworfen, sich immer in die Opferrolle zu begeben. Auch wird beiden Gruppen ähnlich stark eine große Nähe zum Extremismus attestiert,“ so Kalter. ++ (mi/mgn/03.04.19 – 092)

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Ost-Quote wird Dauerbrenner – Ostbeauftragte und Einheitsreden wirkungslos

Berlin, 29. März 2018 (ADN). „Die Fakten im dreißigsten Jahr nach dem Mauerfall sind zu erdrückend, das Missverhältnis zu deutlich, um die Benachteiligung Ostdeutscher weiter zu ignorieren: Während Ostdeutsche 17 Prozent der Bevölkerung stellen, bestzen sie nur 1,7 Prozent der Entscheider-Positionen in Wirtschaft, Verwaltung, Medien, Justiz, Wissenschaft. Es gibt keinen einzigen Hochschulrektor ostdeutscher Biografie, keinen einzigen Bundesrichter. Selbst in den ostdeutschen Verwaltungen sind Ostdeutsche unterrepräsentiert: 75 Prozent der Abteilungsleiter in Landesregierungen im Osten sind Westdeutsche, 50 Prozent aller Staatssekretäre. Von 120 Abteilungsleitern in Bundesministerien sind nur drei Ostdeutsche, vor fünf Jahren waren es noch fünf. Es wird also auch nicht besser, sondern eher schlechter.“ Diese vernichtenden Zahlen und die erschreckende Bilanz der Ungleichheit zwischen Ost und West, führt Sabine Rennefanz am Freitag in der „Berliner Zeitung“ ins Feld, um zu beweisen, dass im Land grundsätzlich etwas falsch läuft.  Es gehe beim Aufstieg nicht um Leistung, sondern es zählten andere Kriterien wie Habitus, Herkunft und Auftreten.  Aus der Elitenförderung wisse man, dass Chefs am ehesten solche Mitarbeiter fördern und befördern, die ihnen am ähnlichsten sind. Man bleibe unter sich.

Doch die Ungeduld wächst, so Rennefanz. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage sprachen sich 50 Prozent der Ostdeutschen für eine Quote aus. Während der sogenannte Ost-Beauftragte Christian Hirte von der CDU nicht sehen wolle, dass es ein Problem gibt, habe die Linksfraktion mit Berufung auf das Grundgesetz einen Antrag für eine Quote von 15 Prozent bei der Besetzung von Spitzenämtern in Bundesbehörden eingebracht.

Daraus ergeben sich weitere Fragen: Genügen 15 Prozent ? Warum nur für Bundesbehörden und nicht auch für Ministerien, zumindest im Osten Deutschlands ? Werr ist als ostdeutsch zu deklarieren ? Reichen Selbstverpflichtungen ? Schon jetzt habe diese Diskussion über die Ost-Quote mehr bewegt als jeder Ost-Beauftragte und jede Einheitsrede. Sie wird also zum Dauerbrenner. Zu Recht. ++ (od/mgn/29.03.19 – 087)

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Traurige Bilanz nach 70 Jahren Grundgesetz – Direktwahlen begünstigen

Berlin, 8. März 2019 (ADN). Der Verfassungsrechtler und ehemalige Berliner Justizsenator Rupert Scholz zieht am Freitag eine traurige Bilanz nach 70 Jahren Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. in der Tageszeitung „Die Welt“ stellt er fest, dass die Demokratie geschwächt ist. Die Volksparteien verlören massiv an Mitgliedern und die Mehrheit der Ostdeutschen halte die Demokratie nicht mehr für die beste Staatsform.

Scholz schlussfolgert daraus: „Zunächst einmal muss der Bundestag in allen grundlegenden, mit dem Bundesverfassungsgericht gesprochen: ‚wesentlichen‘ Fragen wieder zur maßgebenden und allein richtunggebenden Instanz werden. Gelingt dies, so wird auch das Prinzip der Gewaltenteilung wieder  im erforderlichen Maße belebt. Bundestagswahlen müssen wieder auf ein ungleich stärkeres Maß an Bürgernähe zurückgeführt werden, was vor allem eines bedeutet: Der in aller Regel bürgernähere Direktkandidat muss in seiner Position gestärkt werden – zulasten jener Abgeordneten, die allein über das Listenwahlrecht in den Bundestag gelangt sind.  Das gegenteilige System  der sogenannten starren Liste, das die Funktionärsherrschaft in den Parteien allzu sehr begünstigt, sollte zugunsten der Direktwahlen aufgebrochen werden:“ An die Stelle der „starren Listen“ müsse das Recht des Bürgers treten, unter den ihm offerierten Listenkandidaten  frei auswählen und selbst entsprechende Rangfolgen festlegen zu dürfen. ++ (de/mgn/08.03.19 – 067)

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Hochschulseelsorgerin: Ostdeutsche rassistisch benachteiligt

Halle an der Saale, 27. Dezember 2018 (ADN). Die Ostdeutschen werden rassistisch benachteiligt. Das merkt man daran, dass sie keine Leitungspositionen mehr bekommen, kritisierte die Hochschulseelsorgerin Christiane Thiel aus Halle an der Saale am Donnerstag im Deutschlandfunk. In der evangelischen Kirche sei dieses Defizit besonders spürbar bei jeder Bischofswahl – auch jetzt in Berlin. Es gebe nicht einmal ostdeutsche Kandidaten. Ein Grund dafür sind die fehlenden Sonderpfarrstellen im Osten. Folge dessen sei, dass  „im Rat der Evangelischen Kirchen in Deutschland keine einzige Ostperson sitzt“. Man könne sich im Osten für solche Ämter nicht qualifizieren. In den Ostkirchen gebe es zudem 20 Prozent weniger Gehalt. Sie schlägt deshalb vor, alle Gehälter in der Kirche um 20 Prozenz zu kürzen. Mit dem übrigbleibenden Geld müssten Pfarrstellen in den Regionen geschaffen werden. Das gelte nicht nur für den Osten. Auch im Westen, wo sich die Kirche zurückzieht, solle das geschehen. Pfarrhäuser müssten irgendwie bewohnt bleiben.

Für besonders bedauerlich hält es Thiel, dass es bundesweit keine meinungsbildende Persönlichkeit mehr mit Ostbiographie gibt. ++ (ki/mgn/27.12.18 – 340)

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Forschungsprojekt zu sozialen und religiösen Idenditäten

Leipzig, 23. Februar 2018 (ADN). Die Universitäten Leipzig, Göttingen und Luzern haben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds knapp 1,2 Millionen Euro zugesprochen bekommen, um „Soziale Gruppen und religiöse Identitäten in ziviler Gesellschaft “ zu erforschen. Das Verbundprojekt hat dazu für drei Jahre die Förderzusage erhalten, teilt die Universität Leipzig am Freitag mit. Ziel ist, auf der Grundlage breiter empirischer Erhebungen die Zusammenhänge von gesellschaftlichen Vorstellungen sozial erwünschter Religion und bewussten Anpassungen von Immigrantengruppen an solche Vorstellungen zu analysieren. Damit wollen die Forscher Potentiale identitäts- und wertgeleiteter gesellschaftlicher Integration in der Gegenwart bestimmen.

Der an dem Vorhaben beteiligte Leipziger Theologieprofessor Gert Pickel plant dazu eine Bevölkerungsumfrage in Deutschland. Dabei sollen Selbst- und Fremdzuschreibungen sozialer und religiöser Identitäten erfasst werden. Auf dieser Basis wollen die Wissenschaftler den Einfluss dieser Identitäten auf Integrations- und Konfliktpotentiale in Deutschland und in der Schweiz analysieren. Es kommt ein neu entwickeltes Instrument für standardisierte Befragungen zum Einsatz, das die Erfassung von multiplen Identitäten auf repräsentativer Basis und im Gesamtgesellschaftsvergleich erlaubt. Ein Untersuchungsgegenstand ist auch die Frage, ob die Ostdeutschen hinsichtlich der Identität anders als die Westdeutschen oder die Westschweizer sind. ++ (id/mgn/23.02.18 – 054)

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