Zukunftsforscher überraschend optimistisch – Neuer Öko-Realismus bricht aus

Düsseldorf, 20. März 2019 (ADN). Die Zukunftsforscher Matthias Horx und Daniel Dettling zeigen sich in einen Gastbeitrag für das „Handelsblatt“ am Mittwoch überraschend optimistisch. Es gebe Grund zum Öko-Realismus, statt in kollektive Angst- und Katastrophenstarre zu verfallen. Die große Mehrheit der Bürger wolle deutlich mehr Klimaschutz. Das letzte Jahr habe einen wichtigen Meilenstein in der Klimawende markiert.  Der Anteil der Erneuerbaren habe mit 40 Prozent am Strommix in Deutschland einen neuen Rekord erreicht. Es sei noch nicht lange her, als die Stromriesen vorrechneten, dass mehr als zehn Prozent nie möglich wären – Solar und Wind viel zu „schwache“ Energien für ein nördliches Land wie Deutschland seien. Die deutsche Autoindustrie, die  den Wandel lange ignoriert hat, denke jetzt radikal um. Der „Dieselsünder“ VW steige ins regenerative Energiegeschäft ein, experimentiere mit Carsharing und beeile sich, eigene Ladenetze zu errichten. Plötzlich gehe alles sehr schnell.

Nach Meinung der Zukunftsforscher sind die Städte des europäischen Nordens die Vorreiter dieser Entwicklung. Sie machten vor, wie die Energiewende mit einer steigenden urbanen Lebensqualität gekoppelt werden kann. Kopenhagen und Amsterdam hätten den Autoverkehr weitgehend reduziert – im Einvernehmen mit den Bürgern und zu ihrer weitgehenden Freude. In Deutschland jedoch stagniere der Anteil der Radfahrer, weil die Wege zu gefährlich sind. Im Rad- und Nahverkehr gehöre Deutschland zu den Entwicklungsländern in Europa. Dabei seien Radfahrer Umfragen zufolge die glücklichsten Verkehrsteilnehmer.

Die beiden „Futuristen“ erläutern weitere Entwicklungsprozesse, auf deren Grund eine Klimakatastrophe nicht kommt. Ihre Prognose lautet: Der „Carbon-Peak“, der Gipfel des globalen Kohlendioxid-Ausstoßes, wird schon in den nächsten zehn Jahren erreicht. Im Jahr 2050 werde das Wort „Klimakatastrophe“ aus dem öffentlichen Wortschatz verschwunden sein. ++ (kl/mgn/20.03.19 – 078)

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Kostenloser städtischer Nahverkehr vorgeschlagen

Berlin, 13. Februar 2018 (ADN). Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim sollen Modellstädte für einen kostenlosen urbanen Nahverkehr werden. Das wurde am Dienstag in Berlin bekannt als Teil eines Maßnahmepakets, um die Luftverschmutzung in Deutschland zu reduzieren. Daneben werden Verkehrsberuhigungen in bestimmten Straßen und Steuervorteile für Unternehmen, die sich der Elektromobilität zuwenden, vorgeschlagen. Die Informationen stammen aus einem Brief von Mitgliedern der geschäftsführenden Bundesregierung an den EU-Umweltkommissar. Hintergrund ist eine drohende Klage der EU-Kommission, die alle bisherigen Bemühungen zur Luftreinhaltung für nicht hinreichend hält. 

Erste Reaktionen kommen unter anderen aus der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Idee, Bus und Bahn in Städten und Ballungsgebieten gratis anzubieten, klinge so verlockend, dass man sie eigentlich nicht ablehnen könne. Allerdings sei das gegenwärtige  Nahverkehrsangebot schon so dürftig, dass der durch eine solche Neuerung rasant steigende Bedarf noch weniger gedeckt werden würde. ++ (vk/mgn/13.02.18 – 044)

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Raumforschungsbericht: Verblühende Landschaften – Land in Not

Berlin, 22. September 2017 (ADN). Der Bericht des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung unter dem mahnenden Titel „Daseinsvorsorge sichern“ hat es bislang nicht auf den Tisch des Bundeskabinetts geschafft. Das stellt das „Handelsblatt“ in seiner Wochenendausgabe fest und äußert den Verdacht, dass das nicht zufällig so ist. Zu ernüchternd ist die Bilanz, als das sich die Regierenden noch vor der Bundestagswahl auch noch mit dieser Hiobsbotschaft konfrontieren lassen wollen. Der Report belege, dass bundesweit zu wenig dafür getan wird, das Leben auf dem Land lebenswert zu halten und damit die Flucht in die Städte zu stoppen.

Der Bericht nennt massenweise Zahlen und Tatbestände, die das Land in Not und die verblühenden Landschaften markieren. Von 2005 bis 20015 wuchs die Bevölkerung in Großstädten um 1,4 Millionen, ebenso wachsen die Speckgürtel um Berlin, Hamburg und München. In 37 Prozent der Mittelstädte schrumpfte die Bevölkerung, ebenso in 52 Prozent der Kleinstädte. Vor allem im Osten flüchten die Menschen in die Städte  und so verschärft sich der Fachkräftemangel. Dem Bericht zufolge gibt es in ländlichen Regionen deutlich mehr Schulabsolventen ohne Abschluss. In Sachsen-Anhalt sind es etwa 50 Prozent mehr als anderswo in der Republik. . Dort verlasse jeder zehnte die Schule ohne Abschluss. Ursache ist ein nicht ausreichend differenziertes Schulangebot. Allein die Grundschule liege im ländlichen Bereich vielerorts weit mehr als zwei Kilometer entfernt. Zudem fehle es am Nahverkehr. Eine fußläufige Erreichbarkeit von Schulen der Sekundarstufe I sei nicht nur in ostdeutschen ländlichen Räumen, sondern in fast allen ländlichen Räumen Deutschlands nicht gegeben.

Der Weg zur Arbeit wird auch immer länger. Heute beträgt er im Durchschnitt 16,8 Kilometer, 4,2 Kilometer mehr als im Jahr 2000. 1,3 Millionen Berufspendler fahren täglich mehr als 150 Kilometer weit zur Arbeit. Im Jahr 2000 war es eine Million Pendler. Die Säulen der Daseinsvorsorge sind in ihren Fundamenten schwer erschüttert. Die medizinische Versorgung ist äußerst lückenhaft, das Netz von Lebensmittelläden wird immer dünner und die digitalen Kommunikationsnetze haben  inakzeptabel große Maschen. ++ (pl/mgn/22.09.17 – 266)

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Elektro-Hybrid-Motor löst Rätsel städtischer Luftverschmutzung

Esslingen/Solingen, 25. April 2017 (ADN). Die Luftqualität in den Städten ist miserabel. Trotz aller klimapolitischen Appelle wird die Situation nicht besser, sondern verschlechtert sich sogar häufig noch. Ein besonderer Belastungsfaktor ist der innerstädtische Busverkehr in der Regel mit dieselgetriebener Motortechnik. Einige Städte greifen nun durch und tun etwas. Dazu gehören Solingen und Esslingen in Baden-Württemberg, die im Oberleitungsbusverkehr (O-Bus) eine entscheidende Wende einleiten. Die Solinger Verkehrsbetriebe haben dazu in dieser Woche Fördergeld aus der Staatskasse bekommen. Die rund 15 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren dazu beitragen, das mit 102 Kilometer größte O-Bus-Netz Deutschlands völlig umzukrempeln. 5.000 Tonnen weinger Kohlendioxid sollen das Ergebnis sein.

Währendessen sind die Städtischen Verkehrsbetriebe Esslingen am Neckar schon mitten drin im Umbruch. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut Dresden haben sie Antriebstechniken und Verkehrstechnologien entwickelt, die den O-Bus unabhängig von der Oberleitung machen und dennoch ununterbrochen mit elektrischer Energie fahren lassen. Am anspruchsvollsten dabei ist, den zentralen Busbahnhof im Batteriebetrieb zu verlassen, bergauf zu fahren, Ortsteile zu durchqueren und erst später wieder an die Elektroenergie spendende Oberleitung anzukoppeln. Dort wird der Akkumulator wieder aufgeladen. Das geschieht zusätzlich beim Bergab-Fahren mit eingespeister Bremsenergie. So kommt dieser Elektro-Hybrid-Motor völlig ohne Kombination mit Dieselmotortechnik aus. „Dieser Teil des Projekts wird unter Beweis stellen, dass der Elektro-Hybrid-Bus auf nahezu allen Linien im Stadtgebiet Esslingen und auf Linien in allen deutschen Städten betrieben werden kann“, erklärte Harald Boog, stellvertretender Werkleiter der Esslinger Verkehrsbetriebe. Die Lösung des entscheidenden Rätsels ist eine Litium-Titanat-Batterie mit 52 Kilowattstunden (kWh). Inzwischen die ersten Busse im Einsatz, nachdem der Gemeinderat am 16. Juli 2014 für das Schlüsselprojekt gestimmt hatte.

Derzeit gibt es weltweit 300 O-Busbetriebe in 47 Staaten. Meist sind sie in Mittel- und Osteuropa, in den Staaten der ehemaligen Sojetunion, in China, Italien und in der Schweiz aktiv. 350 Netze wurden in den vergangenen Jahren stillgelegt. §0 Läbder haben gar keinen O-Busbetrieb. ++ (vk/mgn/25.04.17 – 115)

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Fernbusse bieten Bahn erfolgreich Paroli – Zahl Busreisender seit 2012 verzehnfacht

Berlin, 5. Oktober 2016 (ADN). Die Zahl der Fernbusreisenden in Deutschland erhöhte sich von drei Millionen im Jahr 2012 auf 20 Millionen im Jahr 2015. Entscheidend für den sprunghaften Anstieg war der per Gesetz verordnete Entzug der Alleinherrschaft der Eisenbahnen über den öffentlichen Binnenverkehr im Jahr 2013. Einzelheiten über die Konkurrenz zwischen Reisebusverkehr und Bahnverkehr – insbesondere dem Staatskonzern Deutsche Bahn AG – erläutert der Chef und Mitgründer von Flixbus. Andre Schwämmlein, in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der „Berliner Zeitung“. Darin äußert der 35jährige, gebürtige Nürnberger die Überzeugung weiteren Wachstums des Unternehmens, das inzwischen 90 Prozent des Fernbusmarktes beherrscht. Dennoch sei Flixbus kein Monopolist. „Die Bahn hat mehr Kunden, und wir werden in diesem Jahr voraussichtlich trotzdem 30 Millionen Menschen befördern. Sie sind vom Auto umgestiegen oder konnten sich Reisen vorher gar nicht leisten“, so Schwämmlein.Ende dieses Jahres wird Flixbus sogar das von der Deutschen Bahn AG bisher seit Jahrzehnten betriebene Busunternehmen Berlin Linienbus übernehmen. Dass die Deutsche Bahn AG eigene Buslinien – vor allem nach Norddeutschland – unterhält und sich damit gewissermaßen selbst Konkurrenz macht, wurde bislang verschämt unter dem Mantel des Schweigens gehalten. Der vollständige Rückzug der Bahn aus dem Fernbusgeschäft ist allerdings begleitet von Anstrengungen des Konzerns, sich städtische Nahverkehrsunternehmen anzueignen. Erster und stark umstrittener Fall ist die Stadt Pforzheim. Im Dezember dieses Jahres übernimmt dort die Deutsche Bahn AG das Stadtbusnetz. Dazu nutzt sie eine Sonderregelung des Personenbeförderungsgesetzes. Danach können Unternehmen noch vor Beginn von Ausschreibungen die Übernahme von Netzen beantragen, wenn sie diese ohne öffentliche Zuschüsse betreiben. Der Deutsche Städtetag sieht darin eine besorgniserregende Entwicklung.

An der Verzehnfachung des Fernbusverkehrs durch Flixbus innerhalb von vier Jahren sind in Deutschland 150 und in Europa 250 Omnibusunternehmen beteiligt. Gegenwärtig bietet die Firma Fahrten zu 900 Zielen in 20 Ländern an. Täglich werden 100.000 Verbindungen bedient. Neben dem größten Firmensitz in Berlin, wo jeder zweite der insgesamt 1.000 Beschäftigten tätig ist, gibt es Standorte in München, Paris, Mailand und Zagreb. Im Frühjahr soll der Aufbau eines nationalen Verkehrsnetzes in Dänemark beginnen. ++ (it/mgn/05.10.16 – 271)

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