EKD-Vorsitzender erläutert Leitlinien zur Erneuerung der Kirche

Leipzig, 8. Oktober 2017 (ADN). „Wie kann man fromm sein, ohne sich um Politik zu kümmern ?“. Diese selbstgestellte rhethorische Frage beantwortete der Vorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Sonntag in Leipzig mit einem Beispiel aus der Diskussion über den Klimawandel eindeutig. Bei einem Besuch der Schwesterkirche in Tansania führte ihn sein Amtsbruder zu den verdorrten Feldern des Landes unter Hinweis darauf, dass der Ausstoß von Kohlendioxid in dem afrikanischen Land pro Kopf und Jahr weit unter einer Tonne liegt. Die entsprechenden Vergleichswerte für die USA betrügen 16,5 Tonnen, für Deutschland 9,3 Tonnen und der globale Durchschnittswert vier Tonnen. Obwohl also die Einwohner von Tansania den geringsten Ausstoß des klimaschädlichen Gases verursachen, hätten sie die Hauptlast der durch den Klimawandel herbeigeführten Schäden mitzutragen. Diese grobe Ungerechtigkeit müsse politisch aufgelöst werden und die Kirchen hätten die Verpflichtung, die Schöpfung der Natur zu bewahren. 

Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der Evangelischen Kirche Bayerns ist, hatte in der Leipziger Michaelis-Kirche während des sonntäglichen Gottesdienstes eine sogenannte Kanzelrede zum Thema „Kirche in Erneuerung“ gehalten, die als Serienveranstaltung innerhalb der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläums stattfindet. Er hatte dazu sieben Leitlinien zur Orientierung der Christen in Deutschland aufgelistet und erläutert. Dabei dominierten innerkirchliche Reformüberlegungen, die die EKD ausgearbeitet hat und verfolgt. Breiten Raum nimmt dabei die Überwindung der konfessionellen Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken ein. Ein zentraler Streitpunkt sei das heilige Abendmahl, bei dem die katholische Kirche einen sehr viel strengeren Anspruch formuliert und in jedem Gottesdienst nach einem Jahrhunderte alten Ritus zelebriert wird. Während es ausschließlich katholischen Gläubigen vorbehalten ist, darf am Abendmahl der evangelische Kirche jeder, der will, teilnehmen. Dennoch zeigte sich der EKD-Vorsitzende optimistisch, dass es nicht noch 300 Jahre dauern wird und er als 57jähriger noch zu hoffen wagt, ein gemeinsames Abendmahl beider Konfessionen zu erleben. Inzwischen kursiere in Kreisen der katholischen Bischofskonferenz ein Papier, dass ein Entgegenkommen andeutet und Annäherung der unterschiedlichen Positionen verspricht. Selbst der Papst habe ihn persönlich ermuntert mit der vielsagenden Formel „Redet mit Christus und schreitet mutig voran !“. Dahinter versteckt sich die geheime Botschaft an die katholischen und evangelischen Christen „Lasst es uns einfach machen“, schlussfolgerte eine Teilnehmerin in dem Nachgespräch, das im Anschluss an den Gottesdienst mit Kanzelrede stattgefunden hatte. ++ (re/mgn/08.10.17 – 282)

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Von 600 Amtsträgern der Evangelischen Landeskirche Greifswald waren 23 Stasi-belastet

Greifswald/Leipzig, 23. März 2017 (ADN). Von den 600 kirchlichen Amtsträgern in der Evangelischen Landeskirche Greifswald waren 23 belastet durch eine Zusammenarbeit mit dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit. Davon waren 16 Fälle, die als geringfügig nicht weiter verfolgt oder geahndet wurden. Das erklärte die Historikerin Rahel Frank am Donnerstag in Leipzig bei der Präsentation ihres Buches „Einsam oder gemeinsam ? – Der ‚Greifswalder Weg‘ und die DDR-Kirchenpolitik 1980 bis 1989“. Damit liege die norddeutsche Landeskirche auf gleicher Höhe wie die anderen evangelischen Landeskirchen der ehemaligen DDR. Dieselbe Stasi-Belastungsquote – nämlich 6,5 Prozent habe – im Übrigen der öffentliche Dienst in den neuen Bundesländern ausgewiesen. 

Unter den sieben schweren Belastungsfällen in der Vorpommerschen Kirche waren ein Bischof, zwei Oberkonsistorialräte und zwei Konsistorialräte. Einer der Betroffenen wurde seiner Ordinationsrechte enthoben. Ein weiterer, Christoph Ehricht. hat sich 1999 als Propst nach St. Petersburg in Russland versetzen lassen. Nach seiner Rückkehr fungierte Oberkonsistorialrat Ehricht als Leiter des Dezernats für Theologie und Publizistik im Landeskirchenamt der Nordkirche im schleswig-holsteinischen Kiel, bevor er 2015 in den Ruhestand ging. Bischof Horst Gienke musste nach Protesten und auf Druck der Synode von seinem Amt zurücktreten. Er hatte einen einmaligen Vorgang innerhalb der evangelischen Kirche zu verantworten. Zur Einweihung des Greifswalder Doms im Sommer 1989 hatte das damalige Greifswalder Kirchenoberhaupt ohne Rücksprache mit der Synode und der Kirchenleitung SED-Chef und DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker eingeladen. Insgesamt waren fünf Kirchenleitende in den 1980er Jahren in der Greifswalder Landeskirche Inoffizielle Mitarbeiter der Staatsicherheitsbehörde. ++ (in/mgn/23.03.17 – 059)

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