Erstes kommunales Zuwanderungszentrum Brandenburgs

Frankfurt an der Oder, 24. April 2019 (ADN). Das erste kommunale Integrationszentrum des Bundeslandes Brandenburg wurde am Mittwoch in Frankfurt an der Oder eröffnet. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze, die chronisch an Bevölkerungsschwund leidet,  hat sich bislang als besonders freundlich gegenüber Migranten, Asylsuchenden und Zugewanderten erwiesen. In den Jahren 2015 und 2016 sind in Frankfurt an der Oder zwei Integrationskonferenzen veranstaltet worden. ++ (it/mgn/24.04.19 – 112)

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750.000 Sachsen kehrten Heimat den Rücken

Markleeberg, 3. Dezember 2018 (ADN). Seit der deutschen Vereinigung vor 28 Jahren haben rund 750.000 Sachsen ihre Heimatregion verlassen. In der Regel suchten sie Arbeit und fanden sie meist in Westdeutschland. Auf diesen riesigen menschlichen Aderlass, der zudem auch einen enormen Verlust an qualifizierten Arbeitskräften darstellte, wies die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping am Montagabend in Markleeberg bei der Vorstellung ihres neuen Buches mit dem Titel „Integriert doch erst mal uns“ hin. Sie sprach desweiteren über zahlreiche Benachteilungen der Ostdeutschen, die bis heute bestehen und für die bislang keine Lösungswege eingeschlagen wurden. Dazu zählen die Gruppen der Bergarbeiter, der Eisenbahner und der in DDR geschiedenen Ehefrauen. Sie hätten zu Zeiten de geteilten Deutschland hart gearbeitet und müssten dennoch empfindliche Einbußen bei den Rentenzahlungen hinnehmen. Ihnen droht massive Altersarmut. Ein angemessener Ausgleich gegenüber den Westdeutschen könne nicht auf juristischem Wege, sondern allein durch politische Entscheidungen herbeigeführt werden.

Köpping schlägt eine Aufarbeitskommission vor, die sich mit diesen und weiteren Problemkomplexen des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland befassen soll. Ein wichtiges unaufgelöstes Kapitel sei die bislang überhaupt nicht angetastete Blackbox der Treuhand-Tätigkeit. Diese Anstalt habe im Schnelldurchlauf von drei Jahren rund 8.000 volkseigene Betriebe privatisiert oder liquidiert. Allein den Begriff „Treuhand“ kennen nur drei Prozent der Westdeutschen. Im Osten löst er allgemein tiefe Bitterkeit aus. Derzeit gebe es nur vier universitäre Kräfte, die sich mit den insgesamt 43 Kilometer langen Akten-Reihen der Treuhand-Hinterlassenschaften beschäftigen. Sie bräuchten 230 Arbeitsjahre, um den Dokumentenberg abzuarbeiten. ++ (wv/mgn/03.12.18 – 317)

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Armut im Osten sechs Mal höher als im Westen Deutschlands – Gefahr für die Demokratie

Düsseldorf, 5. November 2018 (ADN). Die sozialen Gegensätze in Deutschland wachsen in Deutschland bedrohlich weiter. Wer arm ist, bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit arm. Wer reich ist, bleibt reich. Zu diesem Resultat kommt der neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, über den der Deutschlandfunk am Montag berichtet.

Die Autorin der Studie, Dorothee Sparnagel, zufolge, würden sich die Ränder verfestigen.  Das sei daran ablesbar, dass mehr Haushalte über mindestens fünf Jahre hinweg einkommensarm oder einkommensreich sind. Sparnagel warnt davor, „dass damit die Gefahr gegeben ist, dass sich Lebenswelten auseinander bewegen.  Und ich halte das für eine große Gefahr für die Demokratie. Dass eine gut integrierte Mitte verloren geht und das alles auseinander bricht.“

Lebten Anfang der 90er Jahre noch 31 Prozent der Bevölkerung in dauerhafter Arnut, sind es laut Studie aktuell schon 5,4 Prozent – eine Steigerung um 74 Prozent. Gleichzeitig sei seit 2005 der Anteil der dauerhaft Reichen wieder gestiegen. 1881 lebten gut elf Prozent aller Personen in armen Verhältnissen, so sind es 2015 knapp 17 Prozent gewesen.

Grund für den Anstieg ist vor allem die Zuwanderung, so die wissenschaftliche WSI-Direktorin Anke Hassel. Das erschwere deren Integration erheblich. Insgesamt kommt dauerhafte Armut in Ostdeutschland etwa sechs Mal so häufig vor wie in den alten Bundesländern.  Dauerhafter Reichtum liege zu 95 Prozent in Westdeutschland. Studienautorin Sparnagel: „Das ist 30 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch ein erschreckendes Ergebnis“. ++ (so/mgn/05.11.18 – 289)

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Berlins eklatanter Statistik-Schnitzer: um 261.000 Ausländer verzählt – Ausländeranteil 25 Prozent

Berlin, 27. April 2018 (ADN). Zwischen den Jahren 2016 und 2017 stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der gemeldeten Ausländer in Berlin um 261.000 auf insgesamt 888.000. Das ist ein Zuwachs von 40 Prozent, berichtet die „Berliner Morgenpost“ (BM) am Freitag. Das komme daher, dass Berlin im Wesentlichen Menschen nachgemeldet hat, die teilweise schon seit Jahren in der deutschen Hauptstadt leben. In anderen Bundesländern hat die Zahl der Ausländer nur um sechs oder sieben Prozent zugenommen. In der Datenbank der Berliner Ausländerbehörde hat eine Arbeitsgruppe eine erhebliche Zahl von Fehlern, festgestellt, beschrieben und analysiert, geht aus einem Schreiben des der Ausländerbehörde  übergeordneten Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor. Die Berliner Senatsinnenverwaltung erklärt die Versäumnisse der Berliner Ausländerbehörde gegenüber den bundesweiten Registern mit Überlastung und Personalmangel. 

Nach Auffassung des Berliner integrationsbeauftragten Andreas Germershausen liegt trotz letzter bestehender Unklarheiten die Zahl der Ausländer in der Stadt höher. Allein aufgrund der neusten Korrekturen schnellt der Ausländeranteil in der Hauptstadt auf 25 Prozent. Bisher hatte man ihn auf 20 Prozent geschätzt. ++ (st/mgn/27.04.18 – 117)

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Ostdeutsche und Zuwanderer haben gemeinsam ihre Heimat verloren

München, 21. April 2018 (ADN). Ostdeutsche und Zuwanderer teilen ein gemeinsames Schicksal. Sie haben ihre Heimat verloren. Das schreibt in der akuellen Wochenendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) die kroatisch-deutsche Schriftstellerin Jagoda Marinic. Beide seien Zugezogene, geographisch wie geistig. Zur Verdeutlichung dient ein Witz: Am Tag, als die Berlin Mauer fiel und der erste Ostdeutsche den Westen betrat, stand ein Berliner Gastarbeiter schon vor ihm und hieß ihn in Deutschland willkommen mit dem Satz „Wir waren zuerst da.“ Die Ostdeutschen hätten zwar den deutschen Pass schneller als die neuen Deutschen, die schon da waren, bekommen. Allerdings verloren sie dafür, dass sie wieder in die Familie aufgenommen wurden, ihr Schulsystem, ihr politisches System und ihre Wirtschaftsordnung. „Sie hätten diese Zeit als Gewinn erleben können, doch das vereinte Deutschland versäumte es, einen gemeinsamen Neubeginn zu wagen. So trat der Osten einfach der Bundesrepublik bei. Die Ossis kamen zu Wessi-Konditionen zur Einheit, sie wurden eingegliedert. Man erwartete von ihnen eine Integrationsleistung wie von jedem Ausländer auch.“ Nur wenn wenn die Einheit zwischen West- und Ostdeutschen funktioniert, könne sie auf die europäische Bene übertragen werden. ++ (de/mgn/21.04.18 – 111)

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Forschungsprojekt zu sozialen und religiösen Idenditäten

Leipzig, 23. Februar 2018 (ADN). Die Universitäten Leipzig, Göttingen und Luzern haben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Schweizerischen Nationalfonds knapp 1,2 Millionen Euro zugesprochen bekommen, um „Soziale Gruppen und religiöse Identitäten in ziviler Gesellschaft “ zu erforschen. Das Verbundprojekt hat dazu für drei Jahre die Förderzusage erhalten, teilt die Universität Leipzig am Freitag mit. Ziel ist, auf der Grundlage breiter empirischer Erhebungen die Zusammenhänge von gesellschaftlichen Vorstellungen sozial erwünschter Religion und bewussten Anpassungen von Immigrantengruppen an solche Vorstellungen zu analysieren. Damit wollen die Forscher Potentiale identitäts- und wertgeleiteter gesellschaftlicher Integration in der Gegenwart bestimmen.

Der an dem Vorhaben beteiligte Leipziger Theologieprofessor Gert Pickel plant dazu eine Bevölkerungsumfrage in Deutschland. Dabei sollen Selbst- und Fremdzuschreibungen sozialer und religiöser Identitäten erfasst werden. Auf dieser Basis wollen die Wissenschaftler den Einfluss dieser Identitäten auf Integrations- und Konfliktpotentiale in Deutschland und in der Schweiz analysieren. Es kommt ein neu entwickeltes Instrument für standardisierte Befragungen zum Einsatz, das die Erfassung von multiplen Identitäten auf repräsentativer Basis und im Gesamtgesellschaftsvergleich erlaubt. Ein Untersuchungsgegenstand ist auch die Frage, ob die Ostdeutschen hinsichtlich der Identität anders als die Westdeutschen oder die Westschweizer sind. ++ (id/mgn/23.02.18 – 054)

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Studien zu unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen präsentiert

Leipzig, 7. Februar 2018 (ADN). Vorerst sind keine Langzeitstudien zu Geflüchteten verfügbar. Jedoch gibt es solche Studien zu Kriegsveteranen und Überlebenden von Naturkatastrophen. Darauf verweist Dr. Heide Glaesmer von der Universität Leipzig am Mittwoch bei der Präsentation erster Ergebnisse von zwei Studien zu unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten (UMG) auf einem Fachtag der Arbeitsgruppe „Psychotraumatologie und Migrationsforschung“ der Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie. Im Vordergrund der im Sommer vergangenen Jahres vorgenommenen Untersuchungen standen 254 Personen dieser Gruppe, die in Leipzig ihren Aufenthaltsort haben und meist in Wohngemeinschaften untergebracht sind. 210 leben in solchen Gemeinschaftsunterkünften. Die in der Messestadt lebenden UMG stammen aus 21 Herkunftsländern, sind allerdings zu drei Vierteln aus Syrien und Afghanistan. Darunter befinden sich 73 sogenannte jugendliche Volljährige. Die beiden Studien basieren einerseits auf Interviews und anderseits auf Antworten einer Fragebogenaktion. Zudem wurden 143 Betreuer um Informationen zu ihrer Tätigkeit gebeten. 

Bei den Recherchen wurde zutage gefördert, dass 97 Prozent der Betroffenen traumatische Erfahrungen machen mussten, zumeist bei unmittelbaren Kriegshandlungen. Registriert wurden bei den Befragten zu 30 bis 70 Prozent posttraumatische Belastungsstörungen, zwischen 20 und 40 Prozent Depression und Angststörungen sowie zwischen acht und 30 Prozent Verhaltensstörungen. Rund die Hälfte der untersuchten jungen Migranten hat jedoch trotz der erlebten Traumata keine psychischen Krankheitssymtome entwickelt. Als bedeutsamste Schutzfaktoren vor solchen Beschwerden wurden Bildung, Familie, der Kulturkreis und die Religion genannt. Auch aus diesem Grund darf nach den Worten von Glaesmer nicht jeder unbegleitete minderjährige Flüchtling  pathologisiert werden. Im Übrigen stellte sie fest, dass es im deutschen Gesundheitswesen zu wenig Trauma-Spezialisten gibt.

Weitere Einzelheiten zu den Analysen – beispielsweise zur Suizidität – erläuterte Dr. Susan Sierau. 35,6 Prozent der Probanden hegten Selbstmordgedanken und 16,7 Prozent unternahmen tatsächlich Suizidversuche. 27,4 Prozent berichteten über selbstverletzendes Verhalten.

Dr. Youriy Nesterko gab Auskunft zu der Interview-Studie, bei der junge Syrer und Afghanen zu Worte kamen. Die Gespräche fanden von November 2016 bis Februar 2017 statt. Sie wurden im Beisein von Dolmetschern geführt und auf Tonband aufgezeichnet. Aus den Mitschnitten entstanden Manuskripte, die dann als Basis der Untersuchung dienten. Nesterko zitierte daraus. „Sie haben uns zwar bezahlt und gutes Essen gegeben und für uns gesorgt, aber es ging darum, das Töten zu lernen“, sagte ein als Kindersoldat rekrutierter Minderjähriger.  Im Vordergrund dieser zweiten Studie stand der Fluchtphasenverlauf. Im Jahr 2015 hatte der klassische, gebräuchlichste Fluchtweg aus Syrien folgende Stationen: Jordanien, Türkei, per Boot zu einer griechischen Insel, Athen, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich und von dort per Zug nach Deutschland. Der Psychologe äußerte sich auch über den gegenwärtigen Aufenthalt und die Integrationsbereitschaft der jungen Flüchtlinge. Viele fühlten sich von Einheimischen diskriminiert. „Wenn einer etwas Schlechtes macht, dann gilt das gleich für alle“, lautet eine Aussage. Ein junger Afghane habe gelacht und geseufzt „In Afghanistan gibt es ‚pünktlich, ordentlich und korrekt‘ nicht“. Eine weitere Wahrnehmung der jugendlichen Migranten mündet in der Feststellung, dass keiner ins Heim geschickt wird, wenn der Vater alt wird. Das gelte auch adäquat für ganz kleine Kinder, die in Deutschland in den Kindergarten müssen. 

Im Jahr 2016 hielten sich in Deutschland 60.000 Flüchtlinge auf, die minderjährig und ohne Begleitung waren. Im Jahr 2015 waren 65,3 Millionen weltweit auf der Flucht – darunter mehr als 40 Millionen innerhalb ihrer Herkunftsländer. Die globalen Flüchtlingsströme bestanden zu mehr als der Hälfte aus Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 98.400 Kinder waren ohne Begleitung der Eltern oder andere enge Bezugspersonen als Flüchtlinge unterwegs. ++ (mi/mgn/07.02.18 – 038)

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Fehlende Anerkennung der Arbeitsleistungen zu DDR-Zeiten

Dresden/Leipzig, 3. Oktober 2017 (ADN). Das Ringen um die Anerkennung ihrer Arbeitsleistungen zu DDR-Zeiten hat viele Ostdeutsche zermürbt und frustriert. Das erklärte Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping am Dienstag gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Sie verwies dabei auf Eisenbahner, geschiedene Ehefrauen und zahlreiche andere Berufs- und Bevölkerungsgruppen Ostdeutschlands. Sie glaube, dass die Entäuschungen von damals in der Nachwendezeit bis heute wirken und das Hassgefühl im Osten begünstigen. „Alle Biographien nach 1990 sind gebrochen“, so Köpping. Sie zeigt Verständnis dafür, dass das Vertrauen in die Volksvertreter und in die Demokratie sinkt und in dem Ruf „Integrieren Sie erst mal uns !“ kulminiert.

Nur noch 18 Prozent der Bürger vertrauen den Parteien, heißt es in einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). ++ (in/mgn/03.10.17 – 277)

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Knapp mehr als drei Millionen postsowjetische Migranten in Deutschland

Berlin, 16. März 2017 (ADN). „Fremd in der Heimat ?“ ist das Leitthema der aktuellen März-Ausgabe der Monatszeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“. So schreibt Prof. Jannis Panagiotidis, der an der Universität Osnabrück zur Migration und Integration der Russlanddeutschen forscht, über die Perspektiven der postsowjetischen Migranten auf eine heterogene „Diaspora“. Der Großteil der postsowjetischen Migranten habe die ehemalige UdSSR nicht als „Russen“ verlassen, sondern als Angehörige kulturell russifizierter ethnischer Minderheiten. 

Einen Migrationshintergrund der ehemaligen Sowjetunion haben in Deutschland nach dem Mikrozensus von 2015 etwas mehr als drei Millionen Einwohner. Davon sprechen schätzungsweise noch etwa zwei Millionen aktiv die russische Sprache. Zum Bildungsniveau dieser Bevölkerungsgruppe stellt der Historiker Panagiotidis fest: „Während die postsowjetischen Migranten insgesamt ein besseres formales Bildungsnivaeu mitbringen als die ‚einheimische‘ Bevölkerung, fällt auf, dass die Zuwanderer aus Kasachstan“ deutlich seltener Abitur oder Fachabitur haben als die beiden Vergleichgruppen, dafür um so häufiger das Äquvalent von Real- oder Hauptschulabschluss. Dass die Gesamtgruppe der postsowjetischen Migranten hier trotzdem so gut abschneidet, dürfte vor allem dem hohen Bildungsniveau der jüdischen Kontingentflüchtlinge geschuldet sein.“++ (vk/mgn/16.03.17 – 071)

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Parteilose Bürgermeister auf dem Vormarsch – Sinn fürs Gemeinwohl schwindet

Leipzig, 7. März 2017 (ADN). Die Zahl der parteilosen Bürgermeister in den 436 sächsischen Kommunen nimmt gravierend zu. Das stellte Sachsens sozialdemokratische Ministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, am Dienstag in Leipzig auf einem Diskussionsforum über Demokratie-Fragen fest. Der Sinn für Gemeinwohl, den sie unmittelbar nach der Wende noch deutlich wahrgenommen habe, sei verloren gegangen. Bürgerinitiativen seien immer stärker von individuellen Interessen geprägt. In Markleeberg als ihrer unmittelbaren Lebensumgebung gebe es elf Bürgerinitiativen. Eine davon betreffe die Telekommunikation. So lehnen Bürger Funktürme in ihrer territorialen Nähe zwar vehement ab, wünschten sich aber möglichst guten Empfang für ihre Mobiltelefone. Das widerspreche sich krass.

Köpping zog eine bittere Bilanz über Bürgerbeteiligung und demokratische Teilhabe der Menschen in Sachsen. Seit 1990 hätte sich eine Reform nach der anderen aneinander gereiht. Dabei wurden alle kommunalen Initiativen abgedreht. Auf diese Weise wurden lebendige Einwohnerforen in den Leipziger Vororten – beispielsweise Liebertwolkwitz und Engelsdorf – letztlich zum Erliegen gebracht. Über Nacht hätten mehr als 100.000 Menschen im Leipziger Raum ihre Arbeit verloren. In der Stadt Borna habe noch im Jahr 2005 die Arbeitslosigkeit 30 Prozent betragen.

Auch die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart haben nach den Worten der Landesministerin in punkto demokratische Mitgestaltung nichts Besseres zu bieten. Nach Aufforderung der Bevölkerung für das neue sächsische Schulgesetz habe es rund 1.000 Vorschläge und Anregungen gegeben. Am Ende sei am Gesetzentwurf keinerlei Veränderung vorgenommen worden. Ähnlich seien wichtige politische Entscheidungen von oben herab an den Bürgern und Kommunalpolitikern vorbei getroffen worden. Der Bürgermeisterin von Böhlen sei eines Abends ohne jede Vorwarnung „von oben herab“ die Ankunft von 300 Geflüchteten angekündigt worden und am nächsten Tag standen 600 Migranten vor den Toren der Stadt. ++ (pl/mgn/07.03.17 – 062)

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