Hohenzollern obsiegen vor Gericht gegen Historiker

Berlin, 18. Februar 2021 (ADN). Das Landgericht Berlin bestätigt eine einstweilige Verfügung gegen den Potsdamer Historiker Winfried Süß. Der Verfügung gemäß darf der Wissenschaftler nicht behaupten, die Nachfahren des ehemaligen preußischen Herrschergeschlechts hätten im Streit über Entschädigungen ein Mitspracherecht bei der historischen Darstellung der Familie gefordert. Süß kann beim Kammergericht Berlin Berufung einlegen und wird dies wohl auch tun.

Der Rechtsstreit spielt sich als Menetekel am Rande einer grundlegenden Auseinandersetzung ab. Dabei geht es um den Nachweis darüber, ob die Angehörigen der Hohenzollern den Nationalsozialisten auf ihrem Weg zur politischen Macht in Deutschland „erheblichen Vorschub geleistet haben“. Davon hängt ab, ob das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, Georg Friedrich Prinz von Preußen, die Rückgabe einstigen Besitzes – darunter Kunstgegenstände, Möbel, Bücher und Immobilien im Wert dreistelliger Euro-Millionen-Beträge beanspruchen darf. Seit dem Jahr 2014 schwelt dazu ein juristischer Streit, auf dessen Gegenseite die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund stehen. ++ (hi/mgn/18.02.21 – 050)

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Hohenzollern wecken Vermögensfrust – Ungeklärtes Schicksal des DDR-Volksvermögens

Potsdam/Berlin, 25. Juli 2019 (ADN). Die umfangreichen Forderungen der Hohenzollern-Dynastie auf Rückgabe und Entschädigung von 1926 nach dem Ersten Weltkrieg entzogenen Vermögenswerten eröffnet an zahlreichen weiteren Fronten der Restitution erneut Begehrlichkeiten. Sie bleiben auch nicht im nationalen Rahmen, sondern stellen auch international erhobene Ansprüche wieder auf den Prüfstand. Das gilt sowohl für die Reparationsleistungen gegenüber Griechenland und Polen als auch die mit der UdSSR vor drei Jahrzehnten vereinbarten Enteignungsregelungen. Innerhalb von Deutschland dürfte der vom Hochadel aufgestellte Forderungskatalog schnell um die viel größeren DDR-Vermögenswerte erweitert werden, deren Schicksal im Eiltempo des Beitritts zur Bundesrepublik bislang ungeklärt sind und von „dunklen Mächten“ nebenbei einfach eingesackt wurden. Derzeit entsteht erneut der Eindruck, dass die politische Klasse aller Ebenen auf diesem Gebiet den Hochadel eindeutig gegenüber dem einfachen Volk präferiert.

Die Multiplikationseffekte, die schon längst hätten eingetreten sein müssen, hat sich jetzt die herrschende Parteiendemokratie selbst eingebrockt. Das gilt im konkreten Fall für Brandenburgs Finanzminister Christian Görke, der von den Rechtsvertretern des Hohenzollern-Prinzen noch vor dem Chefgespräch am Mittwoch die Rücknahme aller Rückübertragungs-, Ausgleichsleistungs- und Entschädigungsanträge gefordert hatte. In dem Görke-Brief vom 16. Juli 2019 ist zudem vom Rückzug einer Klage die Rede, die gegen einen Behördenbescheid vor dem Verwaltungsgericht Potsdam eingelegt wurde. Prinz Georg Friedrich von Preußen hatte eine Entschädigung in Höhe von 1,2 Millionen Euro für konfiszierte Schlösser wie Cecilienhof oder Rheinsberg gefordert. Das Verfahren liegt seit Jahren auf Eis. Bezeichnenderweise vertritt der ehemalige Staatssekretär Jürgen Aretz die Interessen der preußischen Adelsfamilie, Vor Jahren hatte er auf der anderen Seite gestanden, nämlich im Dienste des Freistaates Thüringen, und mit den Nachkommen diverser Fürsten thüringischer Kleinstaaten über deren Vermögensansprüche verhandelt.  ++ (vr/mgn/25.07.19 – 208)

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Kolonialismus-Erbe ist kardinaler Geburtsfehler des Humboldt-Forums

Berlin, 17. Oktober 2017 (ADN). Das Humboldt-Forum in Berlin hat einen kardinalen Geburtsfehler. Es ist sein kolonialer Kern. Das erklärt Jürgen Zimmerer in der Oktober-Ausgabe der „Kunstzeitung“. Die Provenienz der aus Afrika stammenden Objekte sei völlig ungeklärt. Ihre Ihre Erforschung habe viel zu sspät begonnen. Dabei bestehe der Verdacht, dass viele Sammlungsstücke geraubt oder unter Druck angeeignet wurden. „Die von den Verantwortlichen genannte Zahl 50.000 problematischer Provenienzen dürfte wohl zu niederig sein, zumal unklar ist, wie sie dazu kamen“, kritisiert Zimmmerer und ergänzt: „Deutschland hat die Aufarbeitung des Kolonialismus verschleppt. Das zeigt etwa der Umgang mit dem Völkerrmord an den Herero und Nama (1904 bis 1908) im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Nach zwei Jahren Verhandlungen mit Namibia über eine Anerkennung gibt es noch keine Ergebnisse, ja Herero und Nama haben im Januar in New York Klage gegen Deutschland eingereicht. Diese Diskussion hat sich nun mit der über das koloniale Erbe des Humboldt-Forums verbunden, das im wiederaufgebauten Stadtschloss der Hohenzollern untergebracht sein wird, einer Dynastie, deren letztes regierendes Mitglied Kaiser Wilhelm II. war, in desssen Namen der Genozid und andere Gräueltaten verübt wurden.“ Das Humboldt-Forum zahle nun für die politischen Versäumnisse die Zeche.  Es könne allerdings nur ein Erfolg werden, wenn es sich diesen Herausforderungen  im breiten Dialog mit allen Interessierten stellt. Das müsse schon heute geschehen, nicht erst nach der Eröffnung.  ++ (ku/mgn/17.10.17 – 290)

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