Brüssel, 2. Dezember 2015 (ADN). Rund 100 Forscher äußern in einem offenen Brief an den für Gesundheit und Ernährung zuständigen EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis schwere Kritik an der Risikoanalyse des Wirkstoffs Glyphosat. Das in der Landwirtschaft massenweise eingesetzte Pestizid war von der EU-Behörde Efsa und des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als ungefährlich eingestuft worden. Die Autoren des Protesschreibens dagegen halten Glyphosat für „wahrscheinlich krebserregend“. Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören Prof. Xaver Baur von der Berliner Charite, Prof. Bruce C. Baguley von der Universität Auckland (Neuseeland) und die Toxikologin Hillary M. Carpenter aus Minnesota (USA).
Mit den auf diese Weise öffentlich gemachten Auffassungsunterschieden erreicht der Streit um das Pestizid einen neuen Siedepunkt. Dem BfR wird Intransparenz seiner Analyse vorgeworfen. Nach Meinung des Epidemologen Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut Bremen erweckt die Behörde den Eindruck, grundsätzlich mehr zu wissen als alle anderen. Es handelt sich also auch um eine Auseinandersetzung zwischen Wissenschaftlern und Verwaltungen über die Deutungshohheit. Die Administration wird verdächtigt, Wirtschaftsinteressen nachzugeben. ++ (ge/mgn/02.12.15 – 327)
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