Roboter übernehmen die Lokalpresse – Automat spuckt 20.000 Fußballberichte aus

Berlin, 16. März 2018 (ADN). Die Lokalzeitungen als beste Kunden der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA) sterben wie die Fliegen. Knapp 200 Blätter wurden im Vereinigten Königreich allein seit 2005 eingestellt. Das schreibt am Freitag in einem Beitrag auf dem Portal netzpolitik.org Alexander Fanta. Die Lage sei so schlimm, dass die britische Premierministerin Theresa May kürzlich davor warnte, dass der Niedergang der Lokalpresse die Demokratie gefährdet.  Um der Krise Herr zu werden, sendet PA den Kunden seit kurzem neuartige Texte. Unter der Zauberformel „Roboterjournalismus“ werden mit einem Zuschuss von Google in Höhe von 700.000 Euro und mit Unterstützung eines Start-ups Pressebeiträge künstlich aus Datensätzen für jede Region und jede Postleitzahl in Großbritannien zusammengesetzt. Das wirft, so Fanta, die brisante Frage auf, wie sich aus Algorithmen generierte Texte auf den öffentlichen Diskurs auswirken.

Die Roboter-Geschichten finden willige Abnehmer. In Blättern wie den „Norwich Evening News“ und dem „Cambridge Independent“ schreibt die PA-Software bereits Titelgeschichten. Noch läuft das alles als Test. In Kürze soll das Projekt monatlich bis zu 30.000 Geschichten produzieren. Damit will die Nachrichtenagentur den Hunger der finanziell ausgebluteten Lokalblätter mit Inhalten stillen. 

Der Roboterjournalist berichtet über lokale Daten, die menschliche Journalisten zuvor nur auf nationaler Ebene behandeln konnten. Das erlaubt selbst in kleinen Orten Berichterstattung und damit eine faktenbasierte Debatte, meint PA-Chefredakteur Pete Clifton. Es sei eine phantastische Übung in Demokratie. Automatisierung macht die Massenproduktion von etwas möglich, das bisher Handwerk war. In der bisher bekannten Welt suchte jede Lokalzeitung ihren eigenen Zugang zu einem Thema. Jeder Journalist schrieb auf Basis derselben Fakten eine zumindest leicht andere Geschichte. „In Großbritannien zeichnet sich nun ein neuer Weg ab: Selbst lokale Nachrichten werden nun aus derselben Vorlage gegossen, aus dem gleichen Blickwinkel geschrieben“, bedauert Fanta.

Inzwischen werden nicht nur in Großbritannien Roboterreporter eingesetzt. Mindestens sieben europäische Presseagenturen agieren inzwischen so. Die norwegische Nachrichtenagentur NTB beispielsweise setzt einen Roboterjournalisten ein, der aus Ergebnistabellen im Fußball kurze Spielberichte bastelt und über 20.000 Vereinsspiele schreiben kann, die jedes Jahr in Norwegen stattfinden. ++ (me/mgn/16.03.18 – 075)

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Jeder EU-Bürger verbraucht 1,4 Kilogramm Kerzenwachs

Stuttgart, 24. Dezember 2017 (ADN). Mit 700.000 Tonnen Kerzenwachs jährlich erreichte die Europa-Produktion ein Rekordhoch. Das geht aus dem jüngsten Bericht des europäischen Verbandes ECA – European Candle Association – vom September 2017 hervor. Daraus ergibt sich ein Verbrauch pro EU-Bürger von 1,45 Kilogramm jährlich.

Die Qualität von Kerzen bestimmt sich in erster Linie nach der Brenndauer und dem Rohmaterial. Die am häufigsten verwendete Rohmasse ist Paraffin, das aus Erdöl hergestellt wird. Die Brenndauer beträgt pro Stunde sieben bis acht Gramm unabhängig vom Kerzendurchmesser. Bei dem aus Palmöl produzierten Stearin liegen diese Werte zwischen sechs und sieben Gramm. Häufig werden die beiden Ausgangsstoffe in den verschiedensten Relationen miteinander vermischt.  Allgemein beträgt der Stearinanteil vier bis fünf Prozent. Ausdrücklich als Stearinkerzen angebotene Ware muss einen Mindestgehalt von 90 Prozent dieses Stoffes enthalten. deshalb sind solche Produkte auch teurer.

Für das Recycling abgebrannter Kerzen und von Wachsresten gibt Nancy Langfeld aus der Kerzenwerkstatt der Fürstenwalder Samariteranstalten Ratschläge in der Weihnachtsausgabe der 2Märkischen Oderzeitung“ (MOZ): „Die Reste von Kerzen in Würfel zerkleinern und bei einer Temperatur von rund 80 Grad einschmelzen. Die flüssige Masse darf nicht kochen. Eventuelle Metallstücke und alten Docht entfernen. Die Masse kann dann in Gläser, Kuchenformen oder Vasen gegossen werden – den neuen Docht nicht vergessen. Wachs schrumpft beim Abkühlen. Dadurch lösen sich die so entstandenen gut aus dem Gefäß.“   

Kerzenmacher ist einer der ältesten Handwerksberufe. Sie haben sich im Jahr 1450 zu einer eigenen Zunft zusammengeschlossen. In der heutigen Zeit werden Kerzen sowohl in Manufakturen als auch in hochautomatisierter Fabrikation hergestellt. Die Produzenten waren bis 2008 im Verband Deutscher Kerzenhersteller organisiert. Die Vereinigung löste sich dann auf und ging im Januar 2009 im europäischen Verband ECA auf. ++ (ch/mgn/24.12.17 – 369)

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Westliche Bundesländer imitieren pädagogisches DDR-Modell

München, 20. April 2017 (ADN). Im Herbst dieses Jahres starten sechs deutsche Bundesländer ein pädagogisches Modellprojekt, das in der jüngsten Ausgabe der „Deutschen Handwerks Zeitung“ (DHZ) unter der Überschrift „Handwerker und Abiturient in einem“ überwiegend positiv bewertet wird. Dabei absolvieren die Jugendlichen in nur vier Jahren eine Duale Berufsausbildung und im gleichen Zeitraum machen sie das Abitur. Kurzbezeichnung des Bildungsgangs ist Berufsabitur. Das Pilotprojekt für das Schuljahr 2017/18 beginnt in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Den Bewohnern des neuen Bundeslandes begegnet mit diesem Bildungsprojekt ein alter DDR-Bekannter aus den 60er Jahren. Das Lehrwerkkonzept trat vor 55 Jahren im Schuljahr 1961/62 für die gesamte DDR in Kraft. Dabei legten die Schüler während der vierjährigen Schul- und Ausbildungszeit bis 1968 keinen Zehnklassenabschluss ab. Ab 1965 war dieses Abitur mit Berufsausbildung sogar mit einem monatlichen Lehrlingsentgelt verbunden zwischen 40 und 70 Mark je nach Lehrjahr. In der thüringischen Stadt Eisenach waren für die Abiturienten Kraftfahrzeugschlosser, Koch oder Maurer gängige Ausbildungsberufe.

Der „Erfinder“ dieses beliebten Grundmusters, berufliche und schulische Bildung miteinander zu kombinieren, war der von 1958 bis 1963 amtierende DDR-Volksbildungsminister Alfred Lemmnitz. Er hatte auf diese Weise den Schülern des neusprachlichen A-Zweiges, des naturwissenschaftlich-mathematisch orientierten B-Zweigs und des altsprachlichen C-Zweigs den Zugang zu einer gleichzeitigen Berufsausbildung eröffnet. So mancher, der später nicht studieren wollte, konnte mit seinem Facharbeiterzeugnis gleich direkt – ohne zusätzliche Schritte – ins Berufsleben eines Unternehmens einsteigen.

Für die westlichen Bundesländer, wo die jeweiligen Handwerkskammern dieses Berufsabitur auf dem Weg gebracht haben, ist das Modell völlig neu. Da das Projekt auch in die individuelle Bildungslandschaft des jeweiligen Bundeslandes einzufügen ist, wird es naturgemäß zwischen den Ländern mehr oder minder große Unterschiede geben. Eine einheitliche Lösung gibt es also nicht. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat mit der Kultusministerkonferenz (KMK) drei verschiedene Varianten entwickelt. Laut DHZ ist der im Handwerkskammerbezirk Köln dafür zuständige stellvertretende Geschäftsführer Markus Eickhoff mit den Vorbereitungen zur Einführung des Berufsabiturs zufrieden. Die erste Klasse für Berufsabiturienten sei theoretisch sicher. 18 Betriebe hätten zugesagt und damit gebe es 22 potentielle Ausbildungsplätze. „Jetzt fehlen nur noch die Jugendlichen, die den Ehrgeiz haben, binnen vier Jahren parallel eine handwerkliche Ausbildung und das Abitur zu machen“, so die DHZ. ++ (pa/mgn/20.04.17 – 110)

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Polystyrol ab sofort Sondermüll

Brüssel, 30. September 2016 ADN). Der Bau- und Dämstoff Styrropor ist seit Freitag Sondermüll. Das ergibt sich aus einer Verordnung der Europäischen Union (EU), die nun in Deutschland gilt. Danach müssen diese Dämmstoffe getrennt gesammelt und entsorgt werden. Grund ist der Gehalt an dem Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD), das als langlebiger organischer Schadstoff identifiziert wurde. Er ist häufig in den Polystryrol-Platten enthalten, die als Dämmaterial an Gebäuden eingesetzt wurden und werden.

Bauwirtschaft, Handwerk und Entsorgungsbetriebe sind ratlos. Niemand weiß, wie man sich des Massenbaustoffs entledigen kann. Zwischenlagerung ist eine Notlösung, die aber separat genehmigt werden muss. ++ (bi/mgn/30.09.16 – 266)

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Frankreichs Staatskaste unter sich – Von 577 Abgeordneten nur ein Handwerker und drei Angestellte

Paris, 23. Dezember 2015 (ADN). „Unter den 577 Abgeordneten der französischen Nationalversammlung finden sich ein Handwerker, drei einfache Angestellte  – und kein Arbeiter. Die Staatskaste bleibt unter sich, rechts wie links.“ Das konstatiert die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Mittwoch ernüchtert. Diese Kaste überlebe, weil die meisten ihrer Mitglieder mehr als nur ein politisches Leben haben. Sie seien Abgeordnete und Bürgermeister, obendrein noch Regionalrat oder Parteifunktionär. Wer eine Wahl verliere, überwintere im anderen Amt und komme wieder.

„Dieses System hat eine fatale Neigung, sich selbst zu reproduzieren. In die Hallen der Macht dringt nur vor, wer früh auf die Kaderschmieden der Republik gelangt“, so Autor Christian Wernicke. Wer morgen regieren wolle, schufte heute im Kabinet irgendeines Ministers. Man gewinne Ziehväter und schließe sich Seilschaften an. ++ (pl/mgn/23.12.15 – 348)

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