Neue Architektengeneration befürchtet Mauerbau an Europas Außenrändern

Ljubljana, 14. März 2018 (ADN). Mit Mauerbauten an allen Rändern Europas rechnen junge Architekten, die sich in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana alljährlich treffen und über die Zukunft des Bauens auf dem Kontinent austauschen. Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Mittwoch weiter berichtet, stehen die Diskussionen unter den Stichworten Verdichtung, Verstädterung, demographischer Wandel, industrieller Niedergang und Klimawandel. Die Herausforderungen, mit denen sich die jungen Architekten konfrontiert sehen, seien enorm und meist sehr konkret. „An der Adria häufen sich verlassene Touristensiedlungen, in Deutschland greift die Landflucht um sich, die Plattenbauten verfallen. In Kosovo und in der Schweiz wuchert die Agglomeration, Rechtspopulisten ziehen Mauern um ihre Häuser.“ Die Antworten und Ideen des Architekturnachwuchses bewege sich in bescheidenen Ausmaßen: Blockchainbasierte Eigentumsverhältnisse als Mittel gegen die Gentrifizierung, Belebung von Industriebrachen mit Happenings und lokale Selbstversorgung mit Strom per App. Es wird auf das Amateurhandwerken gesetzt. „Von einer europäischen Avantgarde würde man sich mehr erhoffen wollen“, folgert die NZZ düster.  ++ (ar/mgn/14.03.18 – 073)

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Berliner verarmen – Politische Gegenmaßnahmen unwirksam

Berlin, 1. März 2018 (ADN). Jeder sechste Berliner ist von Armut bedroht. Das geht aus dem „Sozialbericht 2017“ des Berliner Landesamtes für Statistik hervor. In der Vorgängerausgabe des Rapports von 2015 war es noch jeder Siebte, beichtet die „Berliner Zeitung“ vom Donnerstag. In der deutschen Bundeshauptstadt gilt als armutsgefährdet, wer monatlich weniger als 923 Euro verdient.

Besonders groß ist in Berlin der Anteil der Armutsgefährdeten bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und unter 25 Jahren und bei Minderjährigen. Berlin gehört als viertletztes Bundesland beim Armutsrisiko weiterhin zu den Schlusslichtern. Die Daten liefern Hinweise darauf, dass die Ungleichheit zunimmt. Das ist auf die sogenannte Gentrifizierung zurückzuführen. Die Stadtbezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow werden zu den sozialen Aufsteigerterritorien, in denen der Bevölkerungsaustausch besonders krass ausfällt. Alteingessene wurden in den vergangenen Jahren von Besserverdienenden verdrängt. Die höchsten Quoten bei der Armutsgefährdung haben die Stadtbezirke Neukölln mit 26,8 Prozent, Mitte mit 24,8 Prozent und Spandau mit 23,2 Prozent zu verzeichnen. Politische Maßnahmen gegen die Armutsgefährdung sind nach der Einschätzung von Prof. Susanne Gerull von der Alice Salomon Hochschule unwirksam.

Im Nachbarland Brandenburg ist jeder achte Einwohner von Armut bedroht. Hochburgen dieser bedenklichen Entwicklung sind die Städte Frankfurt an der Oder, Brandenburg an der Havel und die Uckermark. ++ (so/mgn/01.03.18 – 060)

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Kriminalstück im Spannungsfeld zwischen Gentrifizierung und Denkmalschutz

München, 18. September 2017 (ADN). Über ein Münchner Kriminalstück um gnadenlose Gentrifizierung, skrupellose Investoren und verbrämenden Denkmalschutz berichtet die Zeitung „neues Deutschland“ (nd) am Montag. Die skandalösen Vorgänge um das denkmalgeschützte „Uhrmacherhäusl“ in München haben allerdings nicht Ordnungsbehörden, Polizei oder das Denkmalschutzamt, sondern aufmerksame und in Wut geratene Anwohner und Bürger aufgedeckt und öffentlich gemacht. Sie befürchten zu Recht – und die Indizien sprechen eine deutliche Sprache – , dass der Eigentümer unter dem Vorwand und Deckmantel denkmalgerechter Sanierung das baugeschichtliche Unikat kurzerhand hat abreißen lassen, um ein profitables mehrstöckiges Mietshaus auf der inzwischen entstandenen Freifläche zu errichten. 

Tatort des Geschehens ist die historische Feldmüllersiedlung im Münchner Stadtteil Giesing, die früher als Dorf vor den Toren Münchens lag und in der einst Handwerker lebten und arbeiteten. „Zwar gilt Giesing weiterhin als eines  jener zentrumsnahen Viertel der teuersten Stadt Deutschlands, in dem sich noch vergleichsweise günstiger Wohnraum finden lässt. Doch die Gentrifizierung schreitet im beengten München mit besonderer Rasanz voran und hat längst auch Giesing erreicht. Kleine Häuser mit wenig Wohnraum stehen dem Gewinnstreben von Investoren bei den explodierenden Grundstückspreisen nur im Wege,“ schreibt nd. ++ (dk/mgn/18.09.17 – 262)

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Mehr als doppelt soviele Binnenflüchtlinge wie Flüchtlinge

New York, 20. Juni 2017 (ADN). Die Zahl der Flüchtlinge ist weltweit auf 65,5 Millionen angestiegen. Dabei beträgt der Anteil der oftmals unbeachtet bleibenden Binnenflüchtlinge mit 40,3 Millionen Menschen weit mehr als das Doppelte oder rund zwei Drittel. Das geht aus aktuellen Angaben der UN-Beobachtungsstelle für Binnenflüchtlinge, Konflikte, Gewalt und Naturkatastrophen in New York hervor. 

Den Binnenflüchtlingen wird juristisch und völkerrechtlich nicht der nötige Rechtsschutz und Status gewährt wie Flüchtlingen, die bei ihrer Vertreibung Staatsgrenzen überschreiten. Während es für Letztere klar definierte völkerrechtliche Schutzmechanismen und Garantien gibt, fehlen diese den Binnenflüchtlingen, obwohl auch sie gewaltsam aus ihrer angestammten und rechtmäßigen Heimat vertrieben wurden.

Zu den Binnenflüchtlingen gehören bislang per definitionem nicht die wegen ökonomischer Repressalien aus ihren Heimatregionen wegziehenden Bewohner. Diese große Menschengruppe, die mit dem verharmlosenden Begriff der Gentrifizierung in Zusammenhang gebracht wird und als dessen Opfer zu betrachten ist, müsste nach Meinung einiger Demographie-Experten auch zu den Binnenflüchtlingen gezählt werden. Dazu heißt es in einer Studie der Technischen Universität (TU) Darmstadt aus dem Jahr 2013/14 unter dem Titel „Umgang mit Gentrifizierung“, dass der erzwungene Wegzug von Gruppen geringeren Einkommens wie Studenten, ALG-II-Empfänger, ältere Menschen, Künstler und Alleinerziehende aus städtischen Zentren eine logische, aber sicherlich ungerechte Konsequenz steigender Mieten sein mag, zieht diese Bedrohung zunehmend auch in den Lebensraum von Mittelstandsfamilien ein. ++ (df/mgn/20.06.17 – 172)

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Bericht „Menschenwürde ist Menschenrecht“: Mehr als eine halbe Million Wohnungslose in Deutschland

Berlin, 3. März 2017 (ADN). Der soeben vorgelegte Bericht „Menschenwürde ist Menschenrecht“ prognostiziert in Deutschland im Zeitraum 2015 bis 2018 einen Anstieg der Zahl Wohnungsloser um 200.000. Das bedeutet einen Zuwachs von 60 Prozent. Nach derzeitigen Schätzungen gibt es de facto 335.000 Menschen ohne Obdach. Im nächsten Jahr werden es demzufolge 535.000 sein – also mehr als eine halbe Million. Die Statistik hat nach der am Freitag in der „Berliner Morgenpost“ geäußerten Auffassung von Christian Kerl ihre Tücken, weshalb die schrille Tonart des Berichts deplatziert sei. Der Politik-Korrespondent verkennt dabei, dass zur Wohnungslosigkeit in Deutschland gar keine amtlichen Statistiken geführt werden. Gewiss nicht ohne Absicht der Behörden. Eventuell könnten wahre, statistisch korrekt untermauerte Zustände ein noch desaströseres Sittengemälde zeichnen.   

Der umgangssprachlich auch als Armutsbericht bezeichnete Rapport, der von den Sozialverbänden mit dem Paritätischen Gesamtverband an der Spitze erarbeitet wird, stellt fest, dass es seit 2002 eine Million Sozialwohnungen weniger gibt. Es fehlten mindestens 2,7 Millionen Kleinwohnungen. „Man kann nicht behaupten, Wohnungslosigkeit liege häufig in fehlendem Wohnraum begründet, wie dies die Bundesregierung tut. Es kann auch nicht behauptet werden, die Krise auf den Wohnungsmärkten sei ‚eingewandert‘. Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit sind hausgemacht und Ergebnis politischer Fehlentscheidungen,“ heißt es in dem Bericht. Zu den Ursachen dafür gehöre, dass die Wohnung ausschließlich als Ware begriffen wird. Bund, Länder und Kommunen hätten ihre Wohnungsbestände an meistbietende Investoren verkauft. In manchen Städten und Quartieren sei es oftmals zu spät für eine Ab- und Umkehr von der Gentrifizierung. Im Übrigen sei Prävention in Kommunen und Landkreisen ein Fremdwort.

Es wird prononciert darauf hingewiesen, dass sich Wohnungslosigkeit keinesfalls allein durch jeglichen offensichtlichen Mangel an einer Unterkunft manifestiere. Versteckte, kaum oder gar nicht wahrnehmbare Obdachlosigkeit bestehe auch dann, wenn jemand nur in Behelfsunterkünften, bei Freunden, Bekannten und Verwandten oder vorübergehend in Billighotels Unterschlupf findet. ++ (so/mgn/03.03.17 – 058)

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Originelle Protestaktion gegen Gentrifizierung

Berlin, 20. Januar 2016 (ADN). Berlins tagesaktuelle Medien und Politiker überschlagen sich derzeit gegenseitig mit Vorschlägen zur Wohnraumbeschaffung sowohl für Flüchtlinge als auch für einheimische prekäre Schichten der Bevölkerung. Für Arbeits- und Obdachlose der bundesdeutschen Hauptstadt hat sich die Initiative Basta etwas besonders Originelles einfallen lassen. Wie die „Berliner Zeitung“ am Mittwoch berichtet, hat der 32jährige Bürgeraktivist Paul Schmidt in einer PR-Aktion in Berlin-Gesundbrunnen eine Ferienwohnung für beschlagnahmt erklärt und damit zugleich eine enorme Öffentlichkeitskampagne entfaltet. Die etwa 60 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung hatte ein Mittelsmann zuvor über ein Ferienwohnungsportal drei Tage lang für den Aktivisten gemietet. Ganz legal. Die herbeigerufene Polizei musste deshalb unverrichteter Dinge wieder abfahren. Schmidt lässt wissen, dass im betreffenden Stadtbezirk Wedding aktuell mehrere Hundert Ferienwohnungen dieser Art angeboten werden. „Demgegenüber finde ich nur zwei Wohnungen, die für Hartz-IV-Empänger geeignet sind“, so Schmidt.

Gegen dieses Missverhältnis richtet sich Schmidts Aktion, an der neben Basta noch andere Gruppen beteiligt sind, die sich gegen die Gentrifizierung richten. Es scheitere nicht am knappen Wohnraum, dass Arbeitslose keine Wohnung finden. Vorhandener Wohnraum werde einfach falsch genutzt. Die Zeitung „Der Tagesspiegel“ schätzt die Zahl derartiger Wohnungen in Berlin auf rund 20.000. ++ (wo/mgn/20.01.16 – 020)

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