„Aufbau Ost“ ein historisches Debakel – Ostdeutschlands Einwohnerzahl niedriger als 1905

Dresden, 13. Juni 2019 (ADN). Der beim Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) von den Partei- und Regierungsapparaten ausgerufene „Aufbau Ost“ ist zum historischen Debakel mutiert. Auf diesen ernüchternden Nenner lassen sich nach fast 30 Jahren „Aufbauarbeit“ die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse des Münchner ifo-Institutes bringen, dessen Dresdener Dependance jetzt niederschmetternde Resultate bekanntgegeben hat. Die jahre- und jahrzehntelang verkündeten permanenten Verbalnoten und Erfolgsmeldungen aus regierungsnahen und -fernen Gremien und Administrationen sind demzufolge ein Total-Blendwerk nicht nur gegenüber den ostdeutschen Bürgern. Die wohl schmerzlichste Erfahrung in den „böhmischen Dörfern“ Ostdeutschlands sind die enormen, in die Millionen gehenden Bevölkerungsverluste der neuen Bundesländer. „In Ostdeutschland leben so wenige Menschen wie seit 1905 nicht mehr“, zitiert die Zeitung „Die Welt“ am Donnerstag aus der am Vortag veröffentlichten wirtschaftshistorischen Studie der Dresdener Niederlassung des ifo-Instituts. Gleichzeitig zähle das Gebiet der alten Bundesrepublik so viele Einwohner wie niemals zuvor in der Geschichte – nämlich mehr als 70 Millionen.

Nach den Worten des Studienautors Felix Rösel driften die Einwohnerzahlen trotz Wiedervereinigung nahezu ungebremst auseinander. Die anhaltende Wucht der deutschen Teilung werde bis heute in der Öffentlichkeit völlig unterschätzt. „Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung haben Millionen Ostdeutsche ihre Heimat verlassen“. Nehme man die Daten der Statistischen Ämter der Bundesländer als Basis, haben allein von 1991 bis 2018 mehr als zwei Millionen Menschen dem Osten den Rücken gekehrt. In der gleichen Zeit habe die Bevölkerung in Westdeutschland und Berlin um mehr als fünf Millionen zugenommen.

Der menschliche Exodus ist nicht nur unaufhaltbar, sondern vergrößert sich. Inzwischen liegen Ost und West beim Bevölkerungswachstum meilenweit auseinander. Rösel spricht von einer nach 1949 gerissenen „Teilungslücke“. Heute hat Westdeutschland eine um 60 Prozent höhere Einwohnerzahl als vor dem Zweiten Weltkrieg, in Ostdeutschland ist die Bevölkerung heute um 15 Prozent geringer als in den 1930er Jahren. Wäre die Einwohnerzahl östlich der Elbe nach Kriegsende genauso gewachsen wie westlich davon, würden in Ostdeutschland heute nicht 12,6 Millionen Menschen (ohne Berlin) leben, sondern rund doppelt so viel. Mit großer Wahrscheinlichkeit wären Dresden und Leipzig heute Millionenstädte. Tatsächlich haben bei Städte jeweils nur rund 550.000 Einwohner. ++ (wi/mgn/13.06.19 – 162)

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Gebietsreformen sind Auslaufmodell

Dresden, 27. Juli 2018 (ADN). Eine Untersuchung der Dresdner Niederlassung des Münchner ifo-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass Gebietsreformen weitgehend wirkungslos sind. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) am Freitag über die Analyse weiter berichtet, bringen Kreisfusionen kaum finanzielle Entlastungen. Das lasse sich beispielsweise anhand der vor zehn Jahren in Sachsen in Kraft getretenen Kreisgebietsreform nachweisen. Mit dem Ziel, Kosten zu sparen und die Verwaltung zu vereinfachen, hatte die damalige Landesregierung unter Georg Milbradt die Zahl der sächsischen Landkreise von 22 auf zehn reduziert. Von einst sieben kreisfreien Städten blieben nur noch Chemnitz, Dresden und Leipzig eigenständig. Damit endete das Großprojekt einer Reihe territorialer Neugliederungen, mit der die Zahl der Landkreise im Freistaat von ursprünglich 48 im Jahr 1990 in vergleichsweise kurzer Zeit auf nur noch ein Fünftel schrumpfte. Vom eigentlich Zweck sei das Gegenteil herausgekommen. Die Kosten stiegen weiter. Von vereinfachter Verwaltung könne keine Rede sein. Die Bürokratie nehme sogar noch zu. Nach Aussage von Studienleiter Felix Rösel scheinen Kreisreformen inzwischen zum Auslaufmodell zu werden. Das zeigen die inzwischen abgesagten Vorhaben in Thüringen und Brandenburg. ++ (vw/mgn/27.07.18 – 188)

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