Brexit beschert iberischer Südspitze völkerrechtliche Schieflage – „Umgekehrtes Grönland-Modell“ für Gibraltar bevorzugt

Madrid/Gibraltar, 12. September 2016 (ADN). Der Brexit bringt das an der Südspitze der Iberischen Halbinsel liegende Gibraltar in eine völkerrechtliche Schieflage. Das seit dem Spanischen Erfolgekrieg im Vertrag zu Utrecht vor mehr als 300 Jahren zu Großbritannien zugeordnete Eiland mit seinen heute rund 30.000 Einwohnern kommt durch das Nein der Briten zur weiteren Mitgliedschaft in eine erhebliche völkerrechtliche und wirtschaftliche Schieflage. Wie der Deutschlandfunk am Montag in einem Hintergrundbericht mitteilt, sind die 12.000 Pendler zwischen beiden Territorien zunächst die am stärksten Betroffenen. Für die in Spanien Lebenden und auf Gibraltar Arbeitenden werden durch die zu erwartenden neuen Grenzmodalitäten die Lebensumstände erheblich verschlechtert. Dazu zählen das Währungsgefälle und die Warteschlangen an den Demarkationslinien, denen mit Sorgen entgegen gesehen wird.

Das offizielle Spanien sieht die Chancen auf eine Rückkehr der britischen Exklave deutlich wachsen. Außenminister Jose Manuel Garcia-Margallo erwartet, die im Jahr 1713 im Vertrag von Utrecht verlorene Souveränität zurückzugewinnen. „Wenn Großbritannien aus der EU austritt, tritt auch Gibraltar aus. Gibraltar wäre weiterhin ein nicht autonomes Gebiet, das es zu entkolonialisieren gilt. Die Verhandlungen dafür sind ausschließlich Angelegenheit der Vereinigten Königreichs und Spaniens. Gibraltar müsste dann wieder ins nationale Territorium Spaniens eingegliedert werden. Denn den UN-Resolutionen zufolge gilt für Gibraltar das Prinzip der Integrität des nationalen Territoriums, nicht das der Selbstbestimmung.“ Nach den Worten des Ministers ist die Situation ganz anders als in Schottland. Sofern die Schotten durch ein erneutes Unabhängigkeitsvotum aus dem Vereinigten Königreich austreten, könnten sie den Beitritt zur EU beantragen. Dagegen hätte Spanien einen völkerrechtlichen Anspruch auf Gibraltar, wenn dessen Regenten sich ebenfalls von Großbritannien lossagen. So stehe es im Utrechter Vertrag, der auch für die Vereinten Nationen noch heute Basis des Statuts des Felsens ist. Spanien hält auch eine geteilte Souveränität über Gibraltar für denkbar. Allerdings währe eine solche Co-Souveränität mit gemeinsamer Verwaltung durch Spanien und Großbritannien nicht ewig. Nach einer gewissen Zeit würde Gibraltar dann vollständig zu Spanien gehören.

Die Einwohner und politischen Spitzen von Gibraltar sind bestrebt, in der EU zu bleiben, wenn Großbritannien ausscheidet. Vize-Regierungschef Joseph Garcia spricht vom „umgekehrten Grönland-Modell“. Die Grönländer stimmten 1982 für den EU-Austritt, während Dänemark dringeblieben ist. ++ (vk/mgn/12.09.16 – 248)

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Das Volk, der Schurke

Berlin, 25. Juni 2016 (ADN). Zur Erklärung der jüngsten Ereignisse in Großbritannien berief sich einem Bericht der „Berliner Zeitung“ vom Wochenende zufoge der ehamilge britische Botschafter sir Peter Torry auf den US-Politker Dick Tuck. Das Mitglied der Demokratischen Partei, das 1966 die Wahl um einen Senatorenposten in Kalifornien verloren hatte, ließverlauten: „The people have spoken, the bastards.“. Das Volk, diese Schurken..

Nach der auf einer Veranstaltung des Vereins der Berliner Kaufleute und Industriellen (VBKI) geäußerten Ansicht muss das Votum gegen die EU jetzt umgesetzt werden, auch wenn es gewaltigen politischen und wirtschaftlichen Schaden anrichte. Immerhin sei es eine souveräne Entscheidung gewesen. Parlament und Regierung könnten sich gar nicht erlauben, die Entscheidung zu ignorieren. Im Übrigen glaube er an Neuwahlen, um wieder eine handlungsfähige Regierung zu bekommen.

torry schilderte die direkten Auswirkungen des Volksentscheids auf seine Person: „Ich hatte am Freitagmorgen weniger Geld als noch Donnerstagabend.“. Jedoch habe ihnnicht nur der Kurssturz des britischen Pfund gegenüber dem Euro persönlich getroffen. Die von ihm nach der diplomatischen Laufbahn gegründete Beratungsfirma mit Sitz in London und einer Niederlassung in Berlin-Schmargendorf leide erheblich. Hauptkunden sind britische Firmen, die Kontakt nach Deutschland suchen. ++ (eu/mgn/25.06.16 – 170)

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