„Reinigendes“ Namensgewitter über Universität Greifswald

Greifswald, 1. Juni 2018 (ADN). Während ab Freitag in Bayern per Gesetz Amtsstuben und offizielle Gebäude mit Kruzifixen zur Stärkung der süddeutschen Identität ornamentiert werden, ergießt sich im hohen Norden in Mecklenburg-Vorpommern allgemein und über der Stadt Greifswald im Besonderen ein „reinigendes“ Namensgewitter. An der dortigen Universität tritt nämlich die 12. Satzung zur Änderung der Grundordnung in Kraft, derzufolge der Name der alten Hochschule ab sofort Universität Greifswald lautet ohne den im Mai 1933 angefügten Zusatz Ernst-Moritz Arndt. Das war zwar schon im Januar 2018 beschlossen worden, aber wegen rechtsförmlicher Fehler ungültig. Dem wurde in der Zwischenzeit abgeholfen. Grund dafür ist, dass dem Poeten der Napoleonischen Befreiungskriege und späteren Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung eine antijüdische und rassistische Geisteshaltung angelastet wird. Der Deutschlandfunk formuliert es noch drastischer: „Der von Rügen stammende Dichter und Geschichtsprofessor war Antisemit und nationalsozialistischer Ideologe. Alle Rektoren der Universität Greifswald von 1950 bis 1978 waren Mitglieder der NSDAP.“ Eine Bürgerinitiative lehnt das mit der Begründung ab, Arndt sei in hohem Grade für die Region und die Stadt Identität stiftend.

Ernst Moritz Arndt muss nun aufgrund der juristischen Maßnahmen auch nicht unverzüglich und vollständig in der Rumpelkammer der Geschichte verschwinden und vermodern. Der Namenszusatz darf unter bestimmten Voraussetzungen noch weiter verwendet werden. Dazu wurde ebenfalls am Freitag eine separate Ordnung beschlossen, die am folgenden Sonnabend in Kraft tritt. ++ (hi/mgn/01.06.18 – 133)

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Fortgesetzter skurriler Streit um Namenspatron der Greifswalder Universität

Greifswald, 23. Oktober 2017 (ADN). „Die Diskussion wurde von der Ostseezeitung trotz ausdrücklichen Verbots einer Live-Berichterstattung aus einer hochschulöffentlichen Sitzung live öffentlich begleitet. Daraufhin wurde zunächst der anwesende Redakteur der Zeitung und , da weiterhin berichtet wurde, später auch die Hochschulöffentlichkeit ausgeschlossen“. So heißt es in einer Medieninformation der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald vom Sonntag über eine Veranstaltung in der Universität. Diskussionsgegenstand war erneut der Schriftsteller Ernst-Moritz Arndt als Namenspatron der Universität der Ostseestadt, dem rassistische und antisemitische Äußerungen nachgesagt werden. Nach Ansicht der führenden Hochschulgremien steht das im Gegensatz zum im Jahr 2012 beschlossenen Leitbild der Universität, das ein Bekenntnis zu internationaler und weltoffener Lehre und Forschung darstellt. Allerdings sprechen die jüngsten Tatsachen und der Umgang mit den Medien eine andere Sprache, indem ein gravierender Unterschied zwischen allgemeiner Öffentlichkeit, Hochschulöffentlichkeit und Weltoffenheit konstruiert wird.

Damit wird ein skurriler Streit fortgesetzt, dessen Ursprung im Jahr der Namensgebung 1933 gelegt wurde. Im Jahr 1945 hatte die Universität fast stillschweigend auf den Namen verzichtet. Jedoch stellte sie 1954  im zuständigen DDR-Staatseketariat für Hochschulwesen eine diesbezügliche Anfrage. Sie bekam die offenbar verblüffende Antwort, dass amtlicherseits zu keinem Zeitpunkt die Namensgebung aufgehoben worden ist. Somit führte die Greifswalder Hochschule wieder den Namen des Dichters, Professors und Teilnehmer der Befreiungskriege gegen Napoleon. Die seltsame Debatte flammte erst im Jahr 2010 wieder auf. Es folgten Urabstimmungen der Studenten und des Akademischen Senats. Beide Entscheide endeten pro Beibehaltung des Namens. Das Blatt wendete sich im Januar dieses Jahres, als der Akademische Senat für die Ablegung des Namens Ernst-Moritz Arndt plädierte und einen entsprechenden Antrag beim Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern stellte. Dieses wiederum lehnte das Ansinnen mit der Begründung ab, dass das Verfahren Rechtsfehler aufgewiesen habe.

Die Ernst-Moritz-Arndt Universität ist die viertälteste Universität auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland und die zweitälteste im gesamten Ostseeraum. Zur Zeit der schwedischen Herrschaft von 1648 bis 1815 in Pommern war sie die älteste Universität Schwedens. ++ (wt/mgn/23.10.17 – 296)

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