Vollständiges Dekarbonisieren des Stromsektors ist strategisch bedeutsam

Potsdam, 14. Oktober 2018 (ADN). „Wir müssen bis zum Jahr 2050 die gesamte Weltwirtschaft emissionsfrei haben, zumindest netto.“ Das erklärt am Sonntag Otmar Edenhofer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung im Deutschlandfunk angesichts des jüngst vorgelegten 5. Weltklimaberichts des Weltklimarates. Das heiße, vielleicht noch ein paar Gigatonnen Kohlendioxid (CO2) der Athmosphäre zu entziehen, aber bis zur Mitte des Jahrhunderts kohlendioxid frei zu sein. Damit verbunden sei eine schnelle und vollständige Dekarbonisierung des Stromsektors, wei das von strategischer Bedeutung ist. Das sei die Voraussetzung für den Betrieb von Elektroautos und das Elektrifizieren des Transport- und Wärmesektors. Übertragen auf die deutsche Situation müsste die Stromwirtschaft ihren Kohlendioxidausstoß bis 2030 um 60 Prozent vermindern. Das wäre schon ein ganz guter Wert. Die Politik sei im Augenblick dabei, für die ferne Zukunft immer ehrgeizigere Ziele zu formulieren, aber die dazu notwendigen Mittel nicht zu ergreifen.

Nach den Worten von Edenhofer ist jetzt die entscheidende Frage, was in der Kohlekommission passiert. Sie soll definieren, was zu tun ist, um die Ziele für 2030 zu erreichen. Jetzt müsse die Bundesregierung zeigen, dass sie beim Kohleausstieg tatsächlich den ersten Schritt gehen will und kann. Ein Symbol dafür könne sein, dass der Hambacher Forst stehenbleibt. Wesentlich sei nicht die Frage, wieviel Gigawatt vom Netz genommen werden, sondern wieviel Kohle aus dem System genommen wird. Das funktiniere nur mit einem vernünftigen Preis für Kohlendioxid am Europäischen Emissionsmarkt. Er müsse zwischen 30 und 40 Euro pro Tonne Kohlendioxid betragen. „Die Klimapolitik ohne CO2-Preis, das wäre ungefähr so, als wenn man sich eine moderne Medizin ohne Antibiotika vorstellen wollte. ++ (nh/mgn/14.10.18 – 267)

http://www.adn46.wordpress.com, http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

Lithium avanciert im Schnelldurchlauf zum geostrategischen Rohstoff

Düsseldorf/Aue, 11. August 2017 (ADN). Vom „Aufbruch in die Lithium-Epoche“ schreibt das „Handelsblatt“ am Freitag und lässt dazu den VW-Strategie-Vorstand Thomas Sedran ausführlich zu Wort kommen. Damit dürfte nun auch offiziell die auffällige Ignoranz der deutschen Automobilhersteller gegenüber der Elektromobilität hinfällig geworden sein. Der Abgaskandal hat wohl das Übrige beigetragen, um erste konstruktive Zukunftsschritte zu gehen und eine Wende in der allgemeinen Antriebstechnik einzuleiten. Sedran rechnet mit einem überproportionalen Anstieg des Bedarfs an Lithium. Bis 2025 werde er sich verdreifachen.

Die Automobilindustrie, auf die derzeit nur ein kleiner Teil entfällt, wird nach den Worten des Managers auf längere Sicht die Hälfte des Weltbedarfs beanspruchen. Elektroautos mit Batterien als Herzstück der E-Mobilität – vergleichbar mit dem Verbrennungsmotor heute – verlangen nach extrem leistungsstarken Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Das kaum bekannte Alkalimetall Lithium mit der Ordnungszahl 3 avanciert im Schnelldurchlauf zu einem begehrten strategischen Rohstoff. Schon jetzt steckt es in jedem Mobiltelefon, Smartphon und Coputer sowie in Solar- und Photovoltaik-Anlagen. Als die drei wichtigsten Lithium-Förderländer nennt der VW-Vorstand Argentinien, Chile und Australien. China werde noch dazukommen. „Nach jüngsten Prognosen sollten die Lithium-Reserven ungefähr 400 Jahre ausreichen – vielleicht auch eine längere Zeit“, meint Sedran. Am Ende verhalte es sich beim Lithium wie beim Rohöl. Jetzt werde es vergleichsweise einfach und kostengünstig aus Salzseen herausgefiltert. Wenn der Preis steige, dann können auch jene Fördergebiete erschlossen werden, in denen die Lithium-Gewinnung teurer ist. Dann könnten auch wieder Minen und Bergwerke Förderstätten werden. Dann werden gewiss auch alte Erzschächte in Sachsen wieder aktiviert, um neue Schätze zu bergen. Experten vermuten im Erzgebirge eine der größten Lagerstätten in Mitteleuropa. Sie böten insbesondere deutlich verlässlichere Lieferungen auf kurzen Wegen. Die alte sächsische Bergbautradition hätte die überraschende Chance, neu belebt zu werden und fortgesetzt zu werden. Nach Rohstoffen wie Silber im Mittelalter und Uran im Nuklearzeitalter steht das Mittelgebirge augenscheinlich vor einer dritten historischen Prosperitätsphase. ++ (st/mgn/11.08.17 – 224)

http://www.adn46.wordpress.com, http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46