Kulturelles Plündern der DDR als Forschungsprojekt

Magdeburg, 30. November 2020 (ADN). „Wir haben gesehen, wieviel Forschungsbedarf es noch gibt.“ Dieses Resüme zog Gilbert Lupfer, Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, am Montag nach einer zweitägigen, per Online abgehaltenen Fachtagung in Magdeburg, an der rund 170 Kultur-Fachleute teilnahmen. Bisher sei zunächst Grundlagenforschung betrieben worden. Die Konferenz habe dazu beigetragen, einen guten Überblick darüber zu gewinnen, in welchem Umfang und mit welcher Intensität das Ausplündern des Kulturlandes DDR vonstatten gegangen ist. Der Kunstexperte Mathias Deinert hatte zuvor in einem Bericht festgestellt, dass in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) aus Ostdeutschland etwa neunmal mehr Kulturgüter geraubt wurden als seinerzeit von den deutschen Nationalsozialisten.

Allerdings ist nach den Worten von Lupfer zu konstatieren, dass das 2015 gegründete Deutsche Zentrum Kulturgutverluste seine größten Fortschritte bei der Aufklärung der NS-Raubkunst erzielt hat. Das stehe auch weiterhin im Vordergrund der Arbeit. Als weiteres Betätigungsfeld der als Stiftung des Bundes konstruierten Institution zeichne sich seit einiger Zeit das Aufarbeiten des Kolonialismus in den seinerzeit von Deutschland besetzten und ausgebeuteten Staaten ab. ++ (ku/mgn/30.11.20 – 360)

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KoKo-Geschäftsunterlagen werden öffentlich – „Aggressive Transparenz“ gefordert

Berlin, 28. November 2015 (ADN). 83 Regalmeter der in Mühlenbeck bei Berlin seinerzeit gelagerten Geschäftsunterlagen der DDR-Firma Kunst und Antiquitäten GmbH werden demnächst der Öffentlichkeit zugänglich sein. Das teilte der Vorstand der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Prof. Uwe M. Schneede, am Sonnabend in Berlin zum Abschluss der Konferenz „Neue Perspektiven der Provenienzforschung in Deutschland“ mit. Die Dokumente umfassen den Zeitraum von 1960 bis 1989. Dieses vom Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo) des Oberst im DDR-Staatssicherheitsdienst Alexander Schalck-Golodkowski geleitete Unternehmen des staatlichen Kunsthandels verkaufte Unmengen Kunst-, Kultur- und andere wertvolle Gegenstände aus Privatbesitz und den DDR-Museen im westlichen Ausland, um auf diese Weise für die DDR Devisen zu beschaffen. Zuvor waren die Kunstwerke zumeist unter Anwendung krimineller Praktiken den Eigentümern weggenommen worden. Nach den Worten von Schneede befindet man sich damit auf dem Tags zuvor im Kuratorium geforderten Kurs einer „aggressiven Transparenz“.  Er verwies auf zuvor von dem Berliner Rechtsanwalt Dr. Ulf Bischof genannte Beispiele, die das hinterhältige Vorgehen der DDR-Behörden illustrierten. Exemplarisch hatte der auf den Bereich Raubkunst spezialisierte Jurist geschildert, wie im Jahre 1981 die Finanzverwaltung Leipzig einem Kunstbesitzer willkürlich eine Erbschaftssteuerschuld  in Höhe von 189.346 Mark konstruierte und diesen so zwang, seinen Kunstbesitz an den Staat abzugeben.

Der Forschungsleiter der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Gilbert Lupfer, empfahl, die nun bald im Bundesarchiv Koblenz einsehbaren „Akten von Mühlenbeck“ mit Hilfe des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste aufzubereiten. Die Geschichte des privaten Sammelns in der DDR zeige zu viele „weiße Flecken“. Deswegen seien zahllose berechtigte Restitutionen nicht erfolgt. Häufig seien Westdeutsche die Profiteure derart massiv betriebener kultureller Ausblutung der DDR gewesen. ++ (ku/mgn/28.11.15 – 323)

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