Malteser-Orden in Streitigkeiten mit Vatikan verstrickt

Rom, 17. Januar 2017 (ADN). Die Malteser sind als ältester, aktiver katholischer Orden in einen Machtkampf innerhalb des Vatikans verstrickt. Der Großkanzler Albrecht von Boeselager wurde Anfang Dezember vom Ordenschef, Großmeister Matthew Festing, seines Amtes enthoben. Die Begründung lautete, dass dies auf Geheiß des Heiligen Stuhls geschehe. Beim Entmachtungsprozedere war der schärfste Kritiker des Papstes, Kardinal Raymond Burke, anwesend.

Der deutsche Adlige von Boeselager verweigerte die Demission. Er hatte herausgefunden, dass der Heilige Stuhl seine Amtsenthebung gar nicht gefordert hatte. Er legte bei einem ordensinternen Gericht Widerspruch ein und verwies auf die Verfassung des Ordens. Danach könne nur deren oberste Autorität, das Generalkapitel als Parlament der Ritter, ihn von seinen Posten entbinden. Dieses Gremium habe ihn allerdings gewählt und es sei dessen Zwei-Drittel-Mehrheit vonnöten, um ihn aus der Führungsposition zu bringen. Eine Alternative sei das Disziplinarverfahren, in dem festzustellen wäre, dass von Boeselager nicht mehr tragbar ist. Ein solches Verfahren gab und gibt es nicht. Im Gegenteil: der Großkanzler gilt als geschätzter, an der Basis bekannter und beliebter Mitstreiter. Festing, der von Boeselager einen Verstoß gegen das Gehorsamkeitsgelübde vorgeworfen hatte, drängt weiter darauf, dass von Boeselager den Orden verlässt.

Der genaue Hintergrund der Vorgänge bleibt bislang im Dunkeln. Es geht das Gerücht um, Festing wolle das Ritterparlament entmachten und ihm vorschreiben, wen sie zu wählen haben. Um den Konflikt friedlich beizulegen, hat Papst Franziskus eine Untersuchungskommission eingesetzt. Jedoch verweigert sich der Orden, mit dem Gremium zu kooperieren. Es droht eine Eskalation der Auseinandersetzung. Das Wort „Staatsstreich“ macht die Runde.

Der Souveräne Malteserorden ist eine Art Weltkonzern. Er leistet in 120 Ländern humanitäre Hilfe und hat einen Jahresumsatz von schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro. Heute ist der Maltesorden, dessen Existenz bis ins 11. Jahrhundert zurückzuführen ist, hatte seinen ersten Sitz in Jerusalem, dann in Malta und jetzt in Rom. Der Malteser-Orden ist ein völkerrechtlich souveränes Konstrukt und hat einen Sitz bei der UNO. Er gibt eigene Pässe, Briefmarken und Münzen heraus. ++ (vk/mgn/17.01.17 – 017)

http://www.adn46.wordpress.com, http://www.adn1946.wordpress.com, e-mail: adn1946@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), adn-nachrichtenagentur, SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46

Biospärenreservat Rhön feiert 25jähriges Bestehen – Letzte Entscheidung der DDR-Volkskammer

Kaltenwestheim (Rhön), 11. September 2016 (ADN). Das Biosphärenreservat Rhön feierte am Sonnabend im südthüringischen Kaltenwestheim sein 25jähriges Bestehen. In gewisser Weise geschieht dies mit einjähriger Verspätung, denn die Entscheidung über die Bildung von Biospärenreservaten wurde in der letzten Sitzung der DDR-Volkskammer bereits im Jahr 1990 getroffen und den thüringischen Teil der Rhön zum 1. Oktober 1990 in das DDR-Nationalparkprogramm aufgenommen. Damit folgte das Parlament des liqudierten deutschen Teilstaates völkerrechtlichen Regelungen, die von der alten Bundesrepublik Deutschland (BRD) nicht berücksichtigt worden sind. Erst später schloss sich die Bundesregierung an und bezog auch den hessischen und bayrischen Teil der Rhön in die Verwaltung des Biosphärenreservats ein. Im Jahr 1991 wurde die gesamte, sich über Thüringen, Hessen und Bayern erstreckende Rhön mit einem 185.262 Hektar großen Territorium von der UNESCO offiziell als Biosphärenreservat aneerkannt.

Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Jubiläum war eine große Briefmarkenschau in Kaltenwestheim, bei der der breiten Öffentlichkeit die Neuausgabe eines im September erschienenen philathelistischen Sonderblocks zu gefährdeten deutschen Nutztierrassen präsentiert wurde. Im Vordergrund steht u. a. das Rhönschaf, das gewissenmaßen ein Markenzeichen der im Zentrum Deutschlands liegenden, kargen Gebirgsregion und ihrer Agrarwirtschaft darstellt. Es ist in seinem Bestand sehr labil und seine Zucht soll künftig stabilisiert und ausgebaut werden. Die Philatelie will dazu einen unkonventionellen Beitrag leisten, indem der Biefmarkensammelverein Meiningen unter Leitung seines Vorsitzenden Matthias Reichel in mehrjährigen Bemühungen gegenüber bundesdeutschen Behörden – vor allem dem für die Herausgabe von Postwertzeichen zuständigen Bundesfinanzministerium – und diversen Thüringer Landesstellen die Themensetzung des neuen Briefmarkenblocks initiiert und letztlich durchgesetzt hat.  ++ (nh/mgn/11.09.16 – 247)

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Ostermarsch-Auftakt gegen Krieg und Rüstung – Steuerverweigerung aus Gewissensgründen

Gronau/Chemnitz/München, 25. März 2016 (ADN). Die Ostermarschbewegung tritt am Karfreitag wie alljährlich in ihre heiße Phase. Die ersten von insgesamt bis Ostermontag geplanten rund 60 Veranstaltungen wurden beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Sachsen absolviert. Es wird bundesweit mit rund 10.000 Teilnehmern gerechnet.

Im westfälischen Gronau demonstrierten rund 200 Ostermarschierer gegen die ortsansässige Urananreicherungsanlage sowie gegen die Brennelemente-Fabrik in Lingen. Beide Kernenergie-Industriekomplexe sind vom Atomausstieg der Bundesregierung ausgeschlossen. In Chemnitz protestierten rund 250 Menschen gegen Waffenexporte. Gefordert wurde ein Umdenken in der Außenpolitik. Sie müsse den Frieden ins Zentrum ihrer Bemühungen rücken, anstatt militärische Konflikte mit vom Zaune zu brechen. 

Die deutsche Friedensbewegung hatte auf ihrer 13. Strategiekonferenz vor wenigen Wochen in Leipzig ein Konzept für die diesjährigen Aktionen ausgearbeitet. Zu den zahlreichen Mitwirkenden gehört das Netzwerk Friedenssteuer, das Mitte dieses Monats in Erfurt seine Jahrestagung veranstaltet hatte. Es tritt unter dem Motto „Kein Geld für Krieg“ für eine gesetzliche Regelung ein, nach der niemand gegen sein Gewissen gezwungen werden darf, durch Steuern und Abgaben zur Finanzierung von Militär und Rüstung beizutragen. Stattdessen sei die Verwendung dieser Zahlungen für zivile Zwecke zu grantieren. Das Bündnis, das im Jahr 1993 den Aachener Friedenspreis erhielt, hat den Entwurf eines Zivilsteuergesetzes formuliert, für das unter Bundestagsabgeordneten und in den Kirchen geworben wird.  Zudem wurde die Herausgabe einer Briefmarke im Wert von 70 Cent initiiert, die jedoch für 85 Cent verkauft wird. Die 15 Cent Mehreinnahme dienen dem Anliegen des Netzwerks.  Mit Musterbeschwerden beim Bundesverfassungsgericht haben die engagierten Bürger sich auf das Grundrecht der Gewissensfreiheit nach Artikel 4 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG) berufen, damit die Steuern gestundet und nur zivilen Zwecken vorbehalten werden. Gertrud Nehls aus Hagen stellt damit den Zusammenhang zum in früheren Jahren bestehenden Recht auf Verweigerung des Kriegsdienstes her. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Beschwerde der Friedenssteueraktivisten nicht angenommen. Diese wiederum verlangen nun in einem offenen Brief an die höchsten Richter der Bundesrepublik Deutschland, diesen Beschluss zu revidieren.

Das Netzwerk macht sich die Aussage von Reverend Paul Oestreicher zu eigen, dass die „moderne Form der Kriegsdienstverweigerung die Militärsteuerverweigerung ist“. Der im thüringischen Meiningen während der Nazizeit als Sohn eines jüdischen Kinderarztes Geborene musste damals Deutschland verlassen, fand Unterschlupf in Neuseeland und lebt heute in Großbritannien. Auf den britischen Inseln entstand in den 50er Jahren die Ostermarschbewegung, gelangte dann nach Kontinentaleuropa und fand in den Protesten gegen den NATO-Doppelbeschluss mit Hundertaudenden Teilnehmern in den 80er Jahren einen ihrer Höhepunkte. ++ (fr/mgn/25.03.16 – 085)

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