Architekturforschung zum Wechselspiel zwischen Dorf und Großstadt

Leipzig, 19. Juni 2019 (ADN). Über Architekten als Ethnographen berichtete am Mittwoch in Leipzig der  ungarische Architekturhistoriker Akos Moravanszky. Der Bauwissenschaftler aus Budapest erläuterte im Geistewissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas der Universität Leipzig das Wechselspiel zwischen Dorf und Großstadt während der zeitgeschichtlichen Epoche der Donau-Monarchie. Auch auf deren Gebiet und den Territorien ihrer Nachfolgestaaten habe das vor hundert Jahren in Weimar gegründete Bauhaus sichtbare Spuren hinterlassen.  ++ (ar/mgn/19.06.19 – 173)

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Den „Osten“ gibt es nicht – Keine kosmopolitischere und deutschere Stadt als Weimar

Berlin, 11. Januar 2019 (ADN). In diesem Jahr überlagert die Gegenwart die Geschichte. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen werden neue Landtage gewählt, die Umfragen deuten auf politische Instabilität. Das stellt Claus-Christian Malzahn im Leitartikel der Zeitung „Die Welt“ am Freitag fest. Bevor Politethnologen und andere Experten nun mahnend die Zeigefinger heben und genervt nach Osten blicken, wäre kritische Selbstprüfung angebracht. Denn „den Osten“ gebe es gar nicht. Der „Osten“ sei heute vor allem eine westdeutsche Fiktion, deren gehässigste Annahme die von „Dunkeldeutschland“ ist. Er bestehe aus Bundesländern, Regionen, Städten und Dörfern, deren Anmutung und Bewohner sich außerordentlich voneinander unterscheiden. Das merke man nicht nur am Dialekt und am Mittagstisch. Niemand käme auf die Idee, die Eigenarten und die reale Existenz der Bewohner von Schleswig-Holstein mit denen von Bayern in einen Topf zu werfen.

Nach Meinung des Autors gibt es auf deutschem Boden keine kosmopolitischere und deutscheste Stadt als Weimar. wer als „Westdeutscher“ dort auf der Suche nach dem „typischen“ Osten ist, werde – wie in den meistewn Städten in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Meclenburg-Vorpommern – kaum fündig. In Weimar stoße er nicht auf östliche oder westliche, sondern vor allem auf deutsche Geschichte. Westdeutschen Germanisten sei die Stadt natürlich ein Begriff. Viele pensionierte Deutschlehrer seien nach der Wende an die Ilm gezogen, die Klassiker ließen grüßen. Die Ortsansässigen reagierten amüsiert nach dem in der kleinen Stadt inzwischen geflügelten Wort „Goethe sehen und sterben“. Man könne Goethe, Schiller, Wieland und Thüringer Bratwurst dort im Übrigen völlig ignorieren, ohne sich zu langweilen.  Weimar ist das Epizentrum der Bauhaus-Bewegung, die dort vor 100 Jahren ihren Anfang nahm und in die ganze Welt ausstrahlte. Im Mai jährt sich die Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung zum 100. Mal, ohne die das bundesdeutsche Grundgesetz undenkbar wäre. Und Weimar ist auch ohne das Konzentrationslager Buchenwald nicht denkbar. Himmel und Hölle der deutschen Geschichte liegen dort dicht beieinander. ++ (od/mgn/11.01.19 – 011)

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Projekte zum 100. Geburtstag der Weimarer Republik

Weimar, 14. Juni 2018 (ADN). Der Verein „Weimarer Republik“ präsentiert am Donnerstag in Weimar auf einem Kolloquium die Vorhaben, das Veranstaltungsprogramm und zahlreiche andere Aktivitäten zum bevorstehenden 100. Geburtstag der ersten deutschen Demokratie. An der Spitze der Initiativen steht die Forschungsstelle Weimarer Republik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ein besonderes Projekt ist das „Haus der Weimarer Republik“, das gegenüber der damaligen originalen Tagungsstätte des Parlaments – dem Deutschen Nationaltheater – entstehen soll. Dazu wird die historische Gebäudehülle des ehemaligen Bauhaus-Museums mit einem Neubau kombiniert. Architekt Michael Muffler erläutert die bauliche Gestaltung des Bauwerks und Anne Meinzenbach, Leiterin des Hauses  der Weimarer Republik, geht auf die inhaltliche Programmatik der neu konzipierten Institution ein. 

Zudem stellen die Kulturdirektion Weimar, das Stadtmuseum Weimar und die Thüringen-Koordinatorin für das Bauhaus-Jubiläum 2019 ihre speziellen Pläne im Jubiläumsjahr vor. Der 100. Jahrestag der Weimarer Republik im nächsten Jahr verläuft in einer zeitlichen Parallele zu den Feierlichkeiten des Bauhauses, das ebenfalls im Jahr 1919 in Weimar gegründet wurde.  ++ (de/mgn/14.06.18 – 146)

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Odyssee der Automobil-Formgestaltung in der DDR nach dem „Offenen Prinzip“

Leipzig, 6. Dezember 2017 (ADN). Deutschland hat bereits jetzt seinen ökologischen Fußabdruck ausgetreten. Wenn die Deutschen und andere Industrestaaten mit der Plünderung der natürlichen Ressourcen so weiter machen, bräuchtes es zwei oder drei solcher Planeten. Diese traurige Wahrheit verkündete Prof. Karl Clauss Dietel am Mittwoch vor Studenten der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) zum Abschluss eines beeindruckenden Vortrags über die historische Entwicklung des Fahrzeugbaus in Ostdeutschland und in der DDR. Der in der DDR maßgebliche Formgestalter und ehemalige Präsident der Akademie der Bildenden Künstler beschrieb die vorwärtsweisenden Bemühungen der ostdeutschen Fahrzeugindustrie, um Produkte von hohem Gebrauchswert und möglichst langer Lebensdauer zu entwerfen und herzustellen. „Das waren völlige Gegensätze dessen, was weltweit üblich war. Die westliche Welt konzipierte eine Automobilproduktion, die auf möglichst schnelles Verschleißen, Altern und Wegwerfen ausgerichtet war“, kritisierte Dietel scharf. Exemplarisch analysierte der prominente und vielfach ausgezeichnete Künstler und Designer das ungeheuer mühselige und doch hoch innovative Zusammenspiel zwischen den Formgestaltern, den Entwicklern im Musterbau der DDR-Fahrzeugindustrie und deren Serienproduktionen. Um Effizienz zu gewährleisten, hätten „die Werke mit jedem halben Pfennig gerechnet“. Das war nur mit einem kontinuierlichen Durchhalten eines „Offenen Prinzips“ zu garantieren, bei dem Grundmuster stets variierbar und ergänzbar waren bis hin zur Endfertigung. Auch für die spätere Nutzung galt das, indem das Fahrzeug leicht erneuerbar und reparabel war. Das wurde in allen Sektoren des Fahrzeugbaus praktiziert. Im Vergleich der Sparten ist es beim Bau von Lastkraftwagen (LKW) und Personenkraftwagen (PKW) weniger konsequent gelungen. Am erfolgreichsten wurde das „Offene Prinzip“ bei der Entwicklung und Produktion von Motor- und Kleinkrafträdern in Suhl und Zschopau durchgesetzt. Teilweise gelang das weit über das Ende der DDR hinaus. Dass zahlreiche Fahrzeugentwicklungen sehr häufig abrupt abgebrochen worden sind, war fast durchweg politischen Entscheidungen der DDR-Führungsspitze geschuldet.

Dietel erläuterte seine kreative Tätigkeit, in der Bauhaus-Ideen eine dominierende Rolle spielten, anhand seit Jahrtausenden üblicher menschlicher Gewohnheiten. So wurde der Autositz und die Innengestaltung der Fahrzeuge streng an der Sitzweise der Benutzer orientiert. Daran habe sich vom Altägypter Echnaton vor 5.000 Jahren über Goethe vor 300 Jahren bis zum modernen Gegenwartsmenschen nichts Gravierendes geändert. Dietel wies auch auf die großen Traditionen der ostdeutschen Fahrzeugindustrie hin. Immerhin seien 90,5 Prozent der gesamten deutschen Fahrzeugproduktion im Jahr 1938 auf ostdeutschem Gebiet entwickelt und produziert worden. ++ (kf/mgn/06.12.17 – 342)

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