„Mit Autos viel erfolgreicher als Terroristen“ – Technik ermöglicht kooperatives Fahren

Mittweida/Chemnitz, 29. November 2018 (ADN). Der Mensch ist als Autofahrer völlig ungeeignet. 3.500 bis 4.000 Menschen sterben allein Deutschland jährlich bei Verkehrsunfällen. Das sagt Christian Schulz, Professor für Automatisierungstechnik an der Hochschule Mittweida, laut Tageszeitung „Freie Presse“ vom Donnerstag. „Wir bringen jeden Tag zehn Menschen auf den Straßen um. Mit unseren Autos sind wir viel erfolgreicher als Terroristen“, meint der Wissenschaftler.

Schulz plädiert energisch für automatisiertes Fahren. Sein Traum von Teststrecken für selbstfahrende Autos in Mittweida ist zwar an der Finanzierung gescheitert. Die Vision allerdings ist nicht erloschen. Der Professor zeigt sich überzeugt: „Wir müssen vollautomatisch fahren. Der Mensch darf damit nichts mehr zu tun haben“. Die Technik könne dank Abstandsmessung mit Laserstrahlen schon heute ein genaues Rundum-Abbild des kompletten Umfeldes erzeugen und auf abgespeicherte Szenarien sofort reagieren. Auch werde sie im Gegensatz zum Menschen nicht müde, sei immer aufmerksam und könne schneller reagieren. Außerdem kenne sie keinen Konkurrenzkampf, sei vernetzt und ermögliche ein kooperatives Fahren. „Dass der Mensch dazu zu dumm ist, erleben wir täglich beim Einfädeln vor Baustellen“, illustriert der Automatisierungsforscher. ++ (wt/mgn/29.11.18 – 313)

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Odyssee der Automobil-Formgestaltung in der DDR nach dem „Offenen Prinzip“

Leipzig, 6. Dezember 2017 (ADN). Deutschland hat bereits jetzt seinen ökologischen Fußabdruck ausgetreten. Wenn die Deutschen und andere Industrestaaten mit der Plünderung der natürlichen Ressourcen so weiter machen, bräuchtes es zwei oder drei solcher Planeten. Diese traurige Wahrheit verkündete Prof. Karl Clauss Dietel am Mittwoch vor Studenten der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) zum Abschluss eines beeindruckenden Vortrags über die historische Entwicklung des Fahrzeugbaus in Ostdeutschland und in der DDR. Der in der DDR maßgebliche Formgestalter und ehemalige Präsident der Akademie der Bildenden Künstler beschrieb die vorwärtsweisenden Bemühungen der ostdeutschen Fahrzeugindustrie, um Produkte von hohem Gebrauchswert und möglichst langer Lebensdauer zu entwerfen und herzustellen. „Das waren völlige Gegensätze dessen, was weltweit üblich war. Die westliche Welt konzipierte eine Automobilproduktion, die auf möglichst schnelles Verschleißen, Altern und Wegwerfen ausgerichtet war“, kritisierte Dietel scharf. Exemplarisch analysierte der prominente und vielfach ausgezeichnete Künstler und Designer das ungeheuer mühselige und doch hoch innovative Zusammenspiel zwischen den Formgestaltern, den Entwicklern im Musterbau der DDR-Fahrzeugindustrie und deren Serienproduktionen. Um Effizienz zu gewährleisten, hätten „die Werke mit jedem halben Pfennig gerechnet“. Das war nur mit einem kontinuierlichen Durchhalten eines „Offenen Prinzips“ zu garantieren, bei dem Grundmuster stets variierbar und ergänzbar waren bis hin zur Endfertigung. Auch für die spätere Nutzung galt das, indem das Fahrzeug leicht erneuerbar und reparabel war. Das wurde in allen Sektoren des Fahrzeugbaus praktiziert. Im Vergleich der Sparten ist es beim Bau von Lastkraftwagen (LKW) und Personenkraftwagen (PKW) weniger konsequent gelungen. Am erfolgreichsten wurde das „Offene Prinzip“ bei der Entwicklung und Produktion von Motor- und Kleinkrafträdern in Suhl und Zschopau durchgesetzt. Teilweise gelang das weit über das Ende der DDR hinaus. Dass zahlreiche Fahrzeugentwicklungen sehr häufig abrupt abgebrochen worden sind, war fast durchweg politischen Entscheidungen der DDR-Führungsspitze geschuldet.

Dietel erläuterte seine kreative Tätigkeit, in der Bauhaus-Ideen eine dominierende Rolle spielten, anhand seit Jahrtausenden üblicher menschlicher Gewohnheiten. So wurde der Autositz und die Innengestaltung der Fahrzeuge streng an der Sitzweise der Benutzer orientiert. Daran habe sich vom Altägypter Echnaton vor 5.000 Jahren über Goethe vor 300 Jahren bis zum modernen Gegenwartsmenschen nichts Gravierendes geändert. Dietel wies auch auf die großen Traditionen der ostdeutschen Fahrzeugindustrie hin. Immerhin seien 90,5 Prozent der gesamten deutschen Fahrzeugproduktion im Jahr 1938 auf ostdeutschem Gebiet entwickelt und produziert worden. ++ (kf/mgn/06.12.17 – 342)

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