MIT-Soziologin: Arme wird es immer geben – Mikrokredite überschätzt

Berlin, 23. Oktober 2015 (ADN). Arme Menschen wird es immer geben. Das stellte Esther Duflo vom Bostoner Massachusetts Institute of Technology  (MIT) zum Abschluss eines fast ganzseitigen Interviews mit, das die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Freitag veröffentlichte. Wahrscheinlich müsse schon in den nächsten Jahren, vielleicht bis 2030, niemand mehr unter der bisherigen Armutsgrenze von 1, 25 Dollar am Tag leben. Das hänge vor allem von der Performance der weltweiten Wirtschaft ab. Doch selbst, wenn der Wohlstand aller zunimmt, werde die neue Armutslinie dann eben bei zwei Dollar liegen. Von zwei Dollar zu leben sei genauso wenig annehmbar wie von 1,25 oder 1,90 Dollar. Armut werde immer Begleiter der Menschheit sein.

Die 42jährige Professorin Duflo ist die Gründerin des Poverty Action Lab, dem MIT-Institut für Armutsbekämpfung. Forscher ihres Instituts kamen nach entsprechenden Untersuchungen in verschiedenen Ländern zu dem überraschenden Ergebnis, dass Mikrokredite das Leben der Leute lange nicht so sehr verändern, wie allgemein geglaubt wird. Auch Entwicklungshilfe hält die angesehene Soziologin für ambivalent. Sie basiere oft auf Verdacht. Man glaube, dass etwas helfen wird und versucht es dann mal. Das sei nicht nur in der Entwicklungshilfe ein Problem, sondern in der Politik ganz generell. Im Bereich der Bildung werde in den Klassenzimmern unglaublich viel ausprobiert, aber nie überprüft. ++ (so/mgn/23.10.15 – 287)

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