Santiago de Chile, 1. Juni 2017 (ADN). Die diesjährigen Wahlen und die geplante neue Verfassung bieten Chile die Chance für einen Neuanfang. Das prognostiziert die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) in ihrer Donnerstag-Ausgabe dem lateinamerikanischen Land. Dabei benennt sie höchstersstaunliche Tatbestände, die durchschnittlich informierten Europäern eher unbekannt sind. Überraschend ist beispielsweise die Erkenntnis, dass Pinochets Erbe fortlebt. „Keinem anderen lateinamerikanischen Diktator der neueren Zeit ist es gelungen, ein derart langlebiges und wirtschaftlich erfolgreiches System zu schaffen. Obwohl General Pinochet nach einem verlorenen Plebiszit 1990 zurücktreten musste, bleiben auch mehr als ein Vierteljahrhundert danach wesentliche Elemente der von ihm geschaffenen wirtschaftlichen und politischen Ordnung in Kraft“, schreibt die NZZ. Obwohl die Verfassung Chiles in der Diktatur entstanden war, sei sie im demokratischen Chile nach 1990 nur äußerst zurückhaltend geändert worden. Das sogenannte binominale Wahlsystem für den Kongress habe dazu geführt, dass sich zwei stabile Koalitionen bildeten – Mitte-links und rechts. Dabei sei sie Regeln so defininiert, dass beide Blöcke jeweils ungefähr gleich viele Sitze erhielten.
Drei von vier Chilenen wollen heute, dass die Pinochet-Verfassung durch ein neues Grundgesetz ersetzt wird. Bei den Lokalwahlen im vergangenen Jahr sind nur noch 35 Prozent der Wähler zur Urne gegangen. Ein Grund der Unzufriedenheit sind die großen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Chile weist das stärkste Einkommensgefälle aller OECD-Staaten auf. ++ (la/mgn/01.06.17 – 153)
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