Bundesrepublik hat kritischen Punkt überschritten – Prinzip Selbstorganisation auf Siegerstraße

Berlin/Leipzig, 31. Dezember 2015 (ADN). Das zu Ende gehende Jahr 2015 hat in Deutschland gravierende Blessuren hinterlassen. Adminstratives Chaos, schwere Rechtsbrüche und politische Hilflosigkeit auf breiter Front sind einige typische Merkmale.  Die Phänomene der vor 25 Jahren untergegangenen DDR treffen immer häufiger auch für die Bundesrepublik Deutschland zu. Die gesellschaftspolitischen Pestbeulen werden mehr und größer. Es handelt sich nicht mehr um die berühmt-berüchtigten Einzelfälle, auf die Offizielle gerne abstellen, wenn ihnen gar keine andere Ausrede mehr in den Sinn kommt. Meist fehlen die Statistiken, weil über Miss-Stände wenig oder gar nicht Buch geführt wird. Akten und Dokumente dazu verschwinden dann – wenn überhaupt vorhanden – plötzlich auf Nimmerwiedersehen. Massenhafte Menschenrechtsverletzungen sind dennoch konkret benennnbar: allein in der Stadt Leipzig wurde von den angeblich in den Händen der Kommune liegenden und eigentlich für das Allgemeinwohl zuständigen Stadtwerken 5.415 Privathaushalten der Strom gesperrt. Im Klartext: Ihnen wurde einer der wichtigsten Lebensfäden einfach abgeschnitten. Keinen der politisch Verantwortlichen erregt das. Die Ursachen bleiben unerforscht oder werden aus Furcht vor Konsequenzen bemäntelt.

Der Wissenschaftler und Systemanalytiker Dr. Matthias Artzt, der in der Endphase der DDR mit sechs Mitstreitern dem Runden Tisch am 12. Februar 1990 ein Rettungs- und Überlebenskonzept vorlegte, sagt zu den Parallelen zwischen der Situation vor einem Vierteljahrhundert und der Gegenwart: „Die DDR hat sich strukturell geändert, wurde instabil, hat über diese Prozesse jedoch ein Denkverbot verhängt. Wir beobachten so etwas heute, auch wenn es nun ‚political correctness‘ genannt wird.“ Auf die Frage, ob er schon einmal einen kritischen Zeitpunkt für die Bundesrepublik habe festsetzen können, reagiert er kurz und knapp: „Ich denke, der Zeitpunkt ist bereits überschritten. Das begründe ich damit, dass wir die neuen Strukturen nicht nur in anderen Ländern, sondern auch in Deutschland schon sehen können.“ Allerdings sehe man sie nicht, wenn man die alten Parameter bemüht.

Artzt hatte zusammen mit Gerd Gebhardt, Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften der DDR, und anderen Kombattanten noch vor dem Fall der Mauer am 9. November 1989 das Traktat „Zukunft der Selbstorganisation“ vorgelegt, um die DDR aus der entstandenen Sackgasse herauszuführen. Teil dieses Manifests, das unter dem Einfluss des als Vater der Selbstorganisation geltenden Chilenen Humberto Maturana entstand, führten wenige Wochen später zu den betreffenden, vom Runden Tisch abgesegneten Vorschlägen. Danach sollte jedem DDR-Bürger sein Teil des zur Disposition stehenden Volkseigentums in vererbbaren Anteilscheinen übereignet werden. Das Projekt wurde klammheimlich vereitelt, vom Tisch dürfte es immer noch nicht sein. Durch das auf der Siegerstraße befindliche Prinzip Selbstorganisation wird es wieder auf die Tagesordnung kommen. ++ (ge/mgn/31.12.15 – 356)

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